Hamburg. Die Straße an der Binnenalster in der Hamburger City erhält eine Schönheitskur. Doch es gibt bereits Kritik: Was Kaufleute fürchten.

Der Neue Jungfernstieg ist zwar nur die kleine Schwester des prominenter liegenden Jungfernstiegs, gehört aber dennoch zu den schönsten Straßen in Hamburg. Hier liegt das Hotel Vier Jahreszeiten, das in internationalen Rankings Spitzenplätze einnimmt, und wer hier entlang flaniert, hat einen herrlichen Blick über die Binnenalster.

Doch so perfekt die Lage der Straße in der City auch ist, der Neue Jungfernstieg ist etwas in die Jahre gekommen. Nun ist eine Verschönerung der von Linden gesäumten Strecke geplant: Die Maßnahmen sind auch mit Blick darauf vorgesehen, dass der Ballindamm bereits erneuert wurde, und auch der Jungfernstieg gleich um die Ecke, Sitz des Alsterhauses und des Cafés Alex, gerade umfangreich modernisiert wird. Dagegen soll die Nachbarschaft nicht verblassen.

City Hamburg: Umgestaltung am Neuen Jungfernstieg bis Sommer 2025

Am Montag fanden sich daher vor dem Vier Jahreszeiten Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, Sebastian Binger, Geschäftsführer der Otto Wulff BID GmbH, und Jan-Peer Lehfeldt, der Hotelmanager des Vier Jahreszeiten und Eigentümervertreter, für einen ersten Spatenstich in Sachen Erneuerung der Straße zusammen.

Am Montag kamen sie zu einem symbolischen ersten Spatenstich am Neuen Jungfernstieg zusammen: Frans-Josef Höing, Oberbaudirektor, Anjes Tjarks, Verkehrssenator (Grüne), Sebastian Binger, Geschäftsführer der Otto Wulff BID GmbH, und Jan-Peer Lehfeldt, Hotelmanager Vier Jahreszeiten und Eigentümervertreter (v.l.).
Am Montag kamen sie zu einem symbolischen ersten Spatenstich am Neuen Jungfernstieg zusammen: Frans-Josef Höing, Oberbaudirektor, Anjes Tjarks, Verkehrssenator (Grüne), Sebastian Binger, Geschäftsführer der Otto Wulff BID GmbH, und Jan-Peer Lehfeldt, Hotelmanager Vier Jahreszeiten und Eigentümervertreter (v.l.). © Presse & PR Kommunikationshafen HH /BIDs | Presse & PR Kommunikationshafen HH /BIDs

Bis zum Sommer 2025 soll nun das gesamte Areal zwischen Esplanade und Jungfernstieg umgebaut und aufgewertet werden. Ziel ist es vor allem, die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen. „Der Neue Jungfernstieg ist ein herausragendes städtebauliches Juwel Hamburgs. Mit einer umfassenden Neugestaltung schaffen wir hier jetzt ein urbanes Umfeld, das Hamburg als lebenswerte und attraktive Metropole weiter auszeichnet“, sagte Tjarks zu dem Projekt. 

Neuer Jungfernstieg in der Hamburger City – das sind die Pläne im Einzelnen:

  • Die Straßenbreite wird reduziert, der Neue Jungfernstieg wird zur Einbahnstraße in Richtung Jungfernstieg.
  • Der KFZ-Verkehr wird einspurig geführt, Rad- und Autofahrer teilen sich gleichberechtigt die Fahrspur
  • 52 Stellplätze für Autos entlang der Alster-Seite fallen weg.
  • An der Seite der Gebäude wird es allerdings weiterhin Parkplätze für den Lieferverkehr, für Taxis und für mobilitätseingeschränkte Personen geben.
  • Die Nebenflächen werden erweitert, es sind neue Sitzgelegenheiten geplant und die Beleuchtung wird erneuert.
  • Zwei Baumreihen sollen das Alsterufer säumen, dazwischen ist eine 3,5 Meter breite Promenade vorgesehen.
  • Zusätzlich wird entlang des Ufers ein schmalerer Gehwegstreifen gebaut.
  • Für die Fußwege sind hochwertige Granitplatten vorgesehen.

Hamburger Innenstadt: Neuer Jungfernstieg wird zur Veloroute

Der Neue Jungfernstieg ist Teil des Veloroutennetzes, das derzeit als bezirks- und stadtteilübergreifendes Hauptverkehrsnetz für Radfahrer ausgebaut und mit Bundesmitteln gefördert wird. In die Maßnahmen fließen aber auch 1,4 Millionen Euro, die von den Grundeigentümern investiert werden. Diese hatten sich im Mai zu einem Business Improvement District (BID) zusammengetan, einem Verbund, der wie an anderen Stellen der Stadt zum Ziel hat, die Umgebung attraktiver zu gestalten. Insgesamt wird der Umbau 5,6 Millionen Euro kosten.

Für so manchen Anlieger ist diese Investition indes nicht nachvollziehbar. „Ich sehe den Nutzen der Umgestaltung nicht“, sagt Dietmar Kirsch, Inhaber des gleichnamigen Herrenausstatters am Neuen Jungfernstieg. Der Kaufmann befürchtet, dass Kunden wegbleiben. Schließlich fielen die Parkplätze am Geschäft weg, und gut erreichbare Parkhäuser in der Nähe gebe es auch nicht, beklagt Kirsch, der das Geschäft seit 25 Jahren an der westlichen Seite der Binnenalster betreibt.

City Hamburg: Gewerbetreibende sehen die Umgestaltung nicht nur positiv

Auch beim Friseur Frank Köster herrscht nicht nur Freude über die geplanten Maßnahmen. „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Frank Köster, der seinen Salon im Souterrain des Vier Jahreszeiten betreibt. Es sei tatsächlich angebracht, das Ufer zu verschönern.

Friseur Frank Köster in seinem Salon am Neuen Jungfernstieg in der Hamburger Innenstadt. Er befürchtet, dass Kunden können nach der Umgestaltung in Zukunft wegbleiben, weil sie nicht mehr vor der Tür parken können.
Friseur Frank Köster in seinem Salon am Neuen Jungfernstieg in der Hamburger Innenstadt. Er befürchtet, dass Kunden können nach der Umgestaltung in Zukunft wegbleiben, weil sie nicht mehr vor der Tür parken können. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Auch freue er sich, wenn er hier keine Autoposer mehr sehe. Andererseits befürchtet auch der Friseur wegen der bald fehlenden Parkmöglichkeiten, dass sich „vor allem die ältere Kundschaft umorientieren“ könnte. „Es nützt ja nichts, wenn die Innenstadt Räume zum Verweilen und Flanieren schafft, die Menschen den Weg in die Stadt aber nicht mehr finden.“

Neuer Jungfernstieg in der Hamburger City: Hotel Vier Jahreszeiten will Umbau für sich nutzen

Wenig überraschend sieht man das Vorhaben bei der ausführenden Baumfirma positiv. „Die neue Gestaltung wird den Besuch in den Cafés, Restaurants, Hotels und Läden am Neuen Jungfernstieg zu einem noch schöneren Erlebnis werden lassen“, sagte Binger. Der Geschäftsführer der Otto Wulff BID GmbH hat mit seinem Team als Partner für Grundeigentümer in Einzelhandels- und Dienstleistungszentren seit 2005 bereits zahlreiche BIDs realisiert.  

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Auch das Hotel Vier Jahreszeiten sieht eher Chancen als Risiken. Die Gäste könnten in der Tiefgarage parken und der Bereich vor dem Gebäude dürfte attraktiver werden, sagte Jan-Peer Lehfeldt. Der Manager des Fünf-Sterne-Hauses schließt auch nicht aus, dass in Zukunft mehr Sitzgelegenheiten auf dem Gehweg Platz finden könnten und das Hotel somit seinen Außenbereich vergrößert.