Hamburg. SPD, CDU und FDP bringen einen entsprechenden Antrag in Bezirksversammlung Mitte ein. Was das für die Clubkultur bedeuten könnte.
Seit im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde, dass dem angesagten Hamburger MusikclubMolotow die Räume am Nobistor Ecke Reeperbahn zum 30. Juni 2024 gekündigt wurden, gibt es Unterstützung aus der Politik und der Kulturszene. Auf einer Solidaritätsdemo protestierten Tausende Teilnehmer für den Erhalt des Clubs.
Das Gebäude auf dem Areal mitten auf St. Pauli soll abgerissen werden. Dort soll ein „Me and All“-Hotel der Lindner-Gruppe mit 70 Zimmern entstehen. Die Projektentwicklung liegt bei dem Hamburger René Marn, dem das Grundstück gehört. Doch wird das Vorhaben möglicherweise noch verhindert?
Molotow: Koalition möchte keine weiteren Hotels an der Reeperbahn
An diesem Donnerstag bringt die in Hamburg-Mitte regierende Koalition aus SPD, CDU und FDP einen Antrag in die Bezirksversammlung ein mit dem Ziel, „künftige Hotelentwicklungen auf St. Pauli und insbesondere an der Reeperbahn und am angrenzenden Nobistor zu verhindern“. Das kündigte SPD-Fraktionschef Oliver Sträter im exklusiven Abendblatt-Gespräch an. Da die Koalition die Mehrheit in der Bezirksversammlung hat, ist davon auszugehen, dass der Antrag beschlossen wird.
„Abweichend von den bisherigen Überlegungen im bezirklichen Hotelentwicklungsplan spricht sich die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte gegen die weitere Entwicklung der Reeperbahn und am Nobistor als Hotelstandort aus“, heißt es in dem Antrag. Dem Vernehmen nach wurde für das geplante „Me and All“-Hotel noch keine Baugenehmigung durch den Bezirk Mitte erteilt.
Die politische Initiative begründete Politiker Sträter so: „Die Reeperbahn ist mit den hier ansässigen Clubs eine der wichtigsten Spielstätten für Livemusik. Leider zeigt die Kündigung des Molotow, dass derzeit der Ausverkauf von Reeperbahn und Clubkultur droht. Aus diesem Grund wollen wir neuen Hotelbauplänen an dieser Stelle einen Riegel vorschieben.“ Der Kiez müsse ein vielfältiger Standort für Livemusik, Konzerte und das Nachtleben bleiben.
FDP-Fraktionschef Timo Fischer ergänzte: „Clubs wie das Molotow sind Teil der kulturellen Identität unserer Stadt. Es ist entscheidend, dass wir diese einzigartigen Räume unterstützen. Sie sind es, die St. Pauli und Hamburg zu dem machen, was sie sind – lebendig, divers und unverwechselbar.“
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Auch die Regierungskoalition aus Grünen und SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft hatte vor Kurzem angekündigt, am 31. Januar einen Antrag einzubringen, um das Molotow zu unterstützen.
Molotow sollte schon längst an alten Standort am Spielbudenplatz ziehen
Eigentlich hätte der legendäre Musikclub schon lange wieder an seinen ursprünglichen Standort am Spielbudenplatz zurückgekehrt sein sollen. Dieser befand sich in den Esso-Hochhäusern, die bereits vor zehn Jahren abgerissen wurden.
Auf dem Filetgrundstück wollte der Münchner Projektentwickler Bayerische Hausbau das Paloma-Viertel errichten. Es sollten dort 200 Wohnungen, ein Hotel mit 150 Zimmern sowie Flächen für Handel und Gastronomie entstehen. Und auch das Molotow sollte dort eine Fläche erhalten. Bis heute wurde nicht mit dem Neubau begonnen, die Fläche liegt brach.