Hamburg. In dem sozialen Hotel von Viva con Agua können Gäste ab Donnerstag einchecken und Gutes tun. Das kostet die Nacht im Mikrozimmer.
In diesem Hotel im Münzviertel in Hamburg-Hammerbrook ist alles ein wenig anders – ein wenig hipper und stylischer. Kein Wunder, hat doch Chefstyler Jan Delay am Design der Zimmer in dem sozialen Gästehaus mitgewirkt, genau wie Barbara Schöneberger. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit eröffnet die Villa Viva – das neue Gästehaus zwischen Hauptbahnhof und Deichtorhallen – nun am Donnerstag (16. November).
Barbara Schöneberger hat es sich mit ein paar Typen schon im Bett gemütlich gemacht. Etwas aufgekratzt ist sie – genau wie alle anderen, die an diesem besonderen Projekt beteiligt sind. Alles ist hier kurz vor der offiziellen Eröffnung etwas aufgeregt und schrill. Und wie immer bei solchen Bauprojekten ist noch nicht alles ganz fertig.
Hotel Hamburg: Barbara Schöneberger hat Zimmer der Villa Viva mit eingerichtet
Die Fernsehmoderatorin liegt also im Bett und möchte den Pressevertretern so das Zimmer präsentieren, das sie mit eingerichtet hat – es ist eines von 138 Zimmern in dem zwölfstöckigen Neubau im Münzviertel. Das Einrichten hat ihr offensichtlich Spaß gemacht.
„Ich liebe es, mich mit dem Thema Interieur und Einrichtung auseinanderzusetzen – und das konnte ich hier. Ich war extrem erstaunt darüber, dass alles, was ich vorgeschlagen habe, auch umgesetzt wurde“, so Schöneberger. Sie wundert sich sonst immer über die „unfassbare Geschmacklosigkeit von Hotels. Teppichböden im Zusammenspiel mit Kunst, mit Buchenfurniersituationen.“
Villa Viva: Viva con Agua hat sich mit Beach-Motel-Machern zusammengetan
Nicht so in der innovativen Villa Viva, einem Gästehaus in Kooperation mit dem früheren St.-Pauli-Profi Benjamin „Benny“ Adrion (42) von Viva con Agua und seinem Mitstreiter Jens Sroka (47) von den Heimathafen Hotels (unter anderem Beach Motel St. Peter-Ording, das es seit zehn Jahren gibt). In der Villa Viva ist alles modern eingerichtet – mit viel Beton, mit hellem Holz und Schaukeln im Restaurantbereich. Es erinnert an das Innendesign der neuen Bretterbude in Büsum.
Die beiden exklusiven Appartements im elften Obergeschoss (die Nacht ab 239 Euro) sind von Moderatorin Schöneberger und Musiker Delay gestaltet worden. Neben den weiteren Zimmern in unterschiedlichen Kategorien stehen außerdem zwölf Schlafplätze im Camping Ground im vierten Obergeschoss zur Auswahl: In der abschließbaren, sehr kleinen Camping Box kostet eine Nacht ab 19,10 Euro – das ist nichts für Menschen mit Platzangst.
Hotel Hamburg: Jede Übernachtung in der Villa Viva fördert weltweit sauberes Trinkwasser
Der Preis spielt übrigens auf das Gründungsdatum des FC St. Pauli an. Die Künstler der Millerntor Gallery haben ebenfalls an dem Hotelgebäude am Schultzweg in Hammerbrook mitgewirkt.
Dieses Haus ist nicht irgendein Hotel, sondern ein Hostel mit Mission: Denn jede Übernachtung, jeder Besuch in der RoofDrop-Bar mit Terrasse und Blick über die Stadt, jedes Essen im Restaurant sowie jede Tagung und Feierlichkeit führt dazu, dass Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Mindestens 40 Prozent aller Gewinne fließen an Viva con Agua und unterstützen damit die Vision „Wasser für alle”.
Benjamin Adrion von Viva con Agua: „Die Villa soll zeigen, dass Wirtschaften ebenso wie Städtebau auch anders funktionieren können.“ Er möchte mit dem Gästehaus beweisen, dass soziales Wirtschaften auch nachhaltig und erfolgreich sein kann.
Villa Viva: 36-Millionen-Euro-Projekt bindet Nachbarschaft ein
Und das Haus soll so viel mehr als ein Hotel werden, es soll „ein place of togetherness“ sein – ein Ort also, an dem verschiedene Menschen zusammenkommen. Und es soll Teil des Viertels werden. „Der Stadtteilbeirat trifft sich bei uns, wir sind jetzt ein Teil des Münzviertels“, so Adrion.
Finanziert wird das 36-Millionen-Euro-Projekt von 19 sozial engagierten Investoren, wie den Musikern Jan Delay und Bela B. oder dem Fußballer Max Kruse. Für 5,5 Millionen Euro Eigenkapital gehören ihnen 33 Prozent der Villa Viva. Die restlichen 67 Prozent überlassen sie Viva con Agua.
Das Haus, das also (Wasser-)Brunnen unterstützt, ist schon gut gebucht. „Die Wochenenden sind zu 80 Prozent belegt“, sagt Hoteldirektion Laura Hansen. Unter der Woche müsse sich das noch entwickeln. Es sind vor allem viele Gäste aus dem Viva-con-Agua-Netzwerk und Stammgäste der Heimathafen Hotels, die immer neugierig auf neue Häuser von Jens Sroka und seinem Team sind.
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55 Menschen arbeiten in dem neuen Hotel. Und anders als in den Häusern an der Nord- und Ostsee ist die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern in Hamburg offenbar leichter. Hansen: „Wir haben hier schnell Leute gefunden. Die Situation in Hamburg ist entspannter als an der Küste – auch was den Wohnraum betrifft.“
Es ist das erste Projekt der Heimathafen Hotels in einer Großstadt wie Hamburg – sonst mischt Geschäftsführer Jens Sroka lieber die Küste auf und eröffnet seine Hotels vornehmlich direkt am Meer. Nun also blickt der Hotelgast hier auf die Hamburger Innenstadt statt auf Nord- und Ostsee – und tut dabei etwas Gutes.