Hamburg. In Hamburg fehlt bezahlbarer Wohnraum. Doch die Angebote für Feriengäste steigen. Wie die Regeln sind und wie kontrolliert wird.
Die Wohnungsnot in Hamburg ist drastisch. Familien finden keine Bleibe mehr in der Hansestadt. Neubauten werden wegen des hohen Zinsniveaus gestoppt. Doch eine Nische im Immobilienmarkt existiert offenbar immer noch und erfreut sich großer Beliebtheit: Wohnungen, die meist möbliert an Feriengäste vermietet werden.
Ein Blick auf Portale wie booking.com oder Fewo-Direkt zeigt eine große Auswahl für Touristen. Mehrere Hundert Appartements, sogar ganze Ferienhäuser werden hier angeboten. Die Bandbreite reicht von Luxus-Hausbooten in Hammerbrook über Unterkünfte in der historischen Deichstraße bis zum „Stadthaus mit Garten mitten in St. Pauli“.
Immobilien Hamburg: In der City steigt die Zahl der Wohnungen für Touristen
Zwar hat sich die Rechtslage in Hamburg geändert, sodass die legale Vermietung zeitlich auf wenige Wochen begrenzt ist. Aber allein die wachsende Zahl der Anträge für eine Überlassung deutet auf den Trend hin, dass immer mehr Wohnungen für Kurzzeitnutzer angeboten werden.
Besonders in beliebten Lagen der City nimmt demnach die Zahl der Appartements, die (auch) an Touristen vermietet werden, deutlich zu. Während 2020 in Hamburg-Mitte 1482 sogenannte Wohnraumschutznummern vergeben waren, die auf eine Ferienvermietung hindeuten, war diese Zahl 2022 auf 1775 gestiegen und ist inzwischen sogar auf 2179 angewachsen. Ein stetiges Plus von fast 50 Prozent.
Ferienwohnungen: Mehr Angebote in Stadtteilen wie Winterhude
Die Wohnraumschutznummern seien nicht zwingend ein Hinweis für die Nutzung als Ferienwohnung, gibt Sorina Weiland vom Bezirksamt Hamburg-Mitte zu bedenken. Nahe liegt die Vermutung, dass solche Objekte für Touristen genutzt werden, aber schon. Denn beantragen muss eine Wohnraumschutznummer jeder, der seine Immobilie oder einzelne Zimmer auf Portalen wie Airbnb anbietet. Auf den Portalen wiederum erscheinen die Nummern in einem Feld unter „Kleingedrucktes“ und zeigen dem Buchenden an, dass die Unterkunft registriert ist.
Auch im Bezirk Nord, mit beliebten Stadtteilen wie Winterhude, zeigt sich die Tendenz zu mehr Angeboten (auch) für Touristen: Seit dem Jahr 2021 wurden in Hamburg-Nord bis heute jährlich rund 400 Wohnraumschutznummern neu zugewiesen, heißt es vom zuständigen Bezirksamt.
Hamburger Angebot für Feriengäste: Große Auswahl auch in Eimsbüttel
Nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde, deren aktuellste Zahlen dazu anders als bei den Bezirken nur bis 2022 reichen, erreichen die größte Zahl dieser Registrierungen Eimsbüttel und Altona. Altona punktet mit Ausgehvierteln wie Ottensen und dem Elbstrand, in Eimsbüttel wiederum liegt die Uni – allerdings sind die Wohnungen in der Gegend nicht nur bei Studierenden beliebt, denn die Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum gehören zu den teuersten in der City.
Die Zunahme der Immobilien für die Kurzfristvermietung steht dabei im Gegensatz zum Ziel der Stadt, diese angesichts des Wohnungsmangels zu begrenzen. Schon 2013 war ein entsprechendes Gesetz in Kraft getreten.
Damals waren die Behörden von 800 Ferienwohnungen in Hamburg ausgegangen. Die meisten davon würden unrechtmäßig als Ferienunterkunft genutzt, hieß es vor zehn Jahren.
Immobilien Hamburg: Das sind die Regeln für Ferienwohnungen
Nach einer weiteren Neuregelung 2019 gilt nun folgende Gesetzgebung für die private Vermietung an Gäste: Anbieter von Ferienwohnungen müssen sich seitdem registrieren und brauchen für jedes Objekt eine Wohnraumschutznummer, die auch auf den Portalen angegeben wird.
Legal ist die Ferienvermietung zudem, wenn das Objekt nur insgesamt acht Wochen an Touristen vermietet wird, sofern mehr als die Hälfte der Wohnfläche betroffen ist. Flächenmäßig geringfügigere Überlassungen sind genehmigungsfrei auch über diesen Zeitraum hinaus möglich.
Ferienwohnungen Hamburg: Kontrollen vor Ort gibt es nicht mehr
Doch wird das auch kontrolliert? Die zuständigen Bezirksämter sichten regelmäßig die Portale, heißt es von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. Inserate, die den gesetzlichen Vorgaben widersprechen, würden nach Aufforderung gelöscht.
Früher hatte die Stadt noch mit Kontrollen vor Ort überprüft, wie die Immobilien in der Metropole genutzt werden. Zwischenzeitlich checkten 15 Mitarbeiter die Nutzung der Hamburger Wohnungen. Doch diese Prüfungen würden nun nicht mehr durchgeführt, sagte Sorina Weiland vom Bezirk Mitte.
Die Zahl der Wohnraumschutznummern sage auch nichts darüber aus, in welchem Umfang weiterhin Ferienwohnungen ohne eine Wohnraumschutznummer angeboten werden, ergänzte ein Sprecher des Bezirksamts Hamburg-Nord.
Airbnb oder HomeToGo befördern das Geschäft mit der Ferienvermietung
Eine Auswertung der Portale für Ferienwohnungen zeigt eine klare Tendenz: Nach Berechnungen der Statistiker von Eurostat lag die Anzahl der Übernachtungen in Hamburger Ferienunterkünften 2020 und 2021 bei rund 360.000. Im Jahr 2022 haben diese sich dann fast verdoppelt. Die Daten stammen von allen großen Online-Plattformen, auf denen die Objekte angeboten werden.
Sogar während der Pandemie war die Zahl der Ferienwohnungen für Touristen kontinuierlich gestiegen, wenn man die Wohnraumschutznummern zugrunde legt. Schließlich hatten Nebenerwerbsvermieter während der Corona-Zeit mit ihren strengen Hygienevorschriften so manchen Vorteil gegenüber klassischen Hotels.
Ferienunterkünfte in Hamburg: Touristen sind auf der Suche nach Lokalkolorit
Viele Individualtouristen meiden zudem anonyme Ketten und mieten sich lieber dort ein, wo die Hamburger selber gerne wohnen und ausgehen. Sie bekommen dafür Lokalkolorit und Geheimtipps für den Italiener um die Ecke.
Darüber hinaus dürfte für die Anbieter die Aussicht auf gute Erträge zu dem Zuwachs beitragen: Wer eine Wohnung für Kurzzeitgäste anbietet, kommt schnell auf höhere Einnahmen als bei einer monatlichen Miete. „Drei-Zimmer-Wohnung mit viel Komfort im Herzen von Hamburg“, heißt es etwa auf HomeToGo über eine Unterkunft für Touristen, die 86 Euro am Tag kostet, was einer Monatsmiete von gut 2500 Euro entsprechen würde.
Hamburg: Wenig Transparenz bei offiziellen Ferienwohnungen
Zusätzlich zu den offiziell nur wenige Wochen für Touristen zu nutzenden Wohnungen existieren reguläre Ferienwohnungen. Aber besonders bei diesen Objekten lässt die Transparenz zu wünschen übrig. Da es sich bei Ferienwohnungen gerade nicht um Wohnraum handelt, liegen der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen nach eigenen Angaben „keine Zahlen zu Ferienwohnungen, die baurechtlich als solche genehmigt sind, vor“.
Nur so viel: Aus der Auswertung für den Wohnraumschutzbericht 2021 ergibt sich laut der Behörde, „dass seit der Einführung der Wohnraumschutznummern 2019 bis Ende 2021 in Hamburg gerade mal 32 Wohnraumschutznummern für eine genehmigungspflichtige Nutzung von Wohnraum“ erteilt wurden, in diesem Fall sind das offizielle Ferienwohnungen. Aktuellere Zahlen nannte die Behörde nicht.
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Immobilien Hamburg: Neues Projekt am Jenischpark soll Touristen locken
Ein Beispiel für neue, reguläre Ferienwohnungen: Am Jenischpark wurde kürzlich ehemaligen Tagelöhnerhäusern ein neues Leben eingehaucht. Die so genannten Historical Townhouses bestehen aus Erdgeschoss, Obergeschoss und eigener Terrasse mit Garten – und sind als Bleibe für Touristen gedacht.