Hamburg. Flaniermeile liegt prominent in der Innenstadt, Potenzial wird aber nicht genutzt. Wie sie aus dem Dornröschenschlaf erwachen soll.
Die Colonnaden liegen mitten in der Hamburger Innenstadt, verbinden den Neuen Jungfernstieg mit der Esplanade. Zahlreiche Einzelhändler und Gastronomen sind in den Arkaden der denkmalgeschützten Gebäude und auch im hinteren Bereich der Flaniermeile zu finden. Doch das Potenzial der kleinen Straße wird bislang noch nicht komplett genutzt.
Jetzt soll die Fußgängerzone fein gemacht werden, und dafür wird nach Abendblatt-Informationen aktuell ein BID (Business Improvement District) gegründet.
„Es wird im September eine Grundeigentümerversammlung geben, auf der das BID dann offiziell beschlossen wird. Danach starten wir mit den konkreten Planungen“, sagt Mareike Menzel von der Zum Felde Gruppe, die bereits als Aufgabenträger für fünf BIDs in der Hamburger City verantwortlich ist.
City Hamburg: Grundeigentümer wollen Colonnaden attraktiver machen
Bei einem BID, das in der Regel eine Laufzeit von fünf Jahren hat, stellen die Grundeigentümer die finanziellen Mittel zur Verfügung, um den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten. „Es sind schon einige Grundeigentümer an Bord, und gemeinsam wollen wir die Colonnaden aufwerten. Wir wollen möglichst noch in diesem Jahr starten“, sagt Ingo C. Peters.
Der Direktor vom benachbarten Hotel Vier Jahreszeiten spricht für die Familie Dohle, die nicht nur das Luxushotel ihr Eigen nennt, sondern auch mehrere Gebäude an den Colonnaden. „Es wird vielfältige Maßnahmen geben. Dabei geht es um Themen wie die Beleuchtung und Bodenbeläge“, sagt Peters.
Auch die Eingänge in die Colonnaden, sowohl vom Neuen Jungfernstieg als auch von der Esplanade her, sollen einladender gestaltet werden. „Dafür werden wir Kunst im öffentlichen Raum platzieren. Der Wasserbezug zur Alster soll herausgearbeitet werden“, sagt Menzel. „Die Colonnaden sollen als das Entrée in die Hamburger Innenstadt revitalisiert werden.“
Milliardär René Benko beteiligt sich auch am BID Colonnaden
Auch die Signa Gruppe, die das Areal der ehemaligen Gänsemarkt-Passage entwickelt, wird sich an dem BID beteiligen. Der Immobilienkonzern, der zum Firmengeflecht des österreichischen Milliardärs René Benko gehört, realisiert auch den Wolkenkratzer Elbtower in der HafenCity.
Dabei ist auch Dieter Becken, der zu den bekanntesten Hamburger Projektentwicklern gehört. „Die Colonnaden haben ein großes Potenzial. Das ist eine Flaniermeile im Herzen der Stadt, die wir aus dem Dornröschenschlaf wecken“, sagt Becken, der sich nicht nur für das BID engagiert, sondern in der Straße zudem ein spektakuläres Neubauprojekt mit einem Investitionsvolumen von mehr als 70 Millionen Euro plant.
Dabei handelt es sich um das Grundstück eines Gebäudekomplexes an den Colonnaden 72, der abgerissen werden soll. Die Mietverträge mit den dort ansässigen Geschäften, mit einem italienischen Restaurant und den Büromietern sind gekündigt.
Immobilien Hamburg: Gebäudekomplex an den Colonnaden 72 wird abgerissen
„Die Mieter werden nach und nach bis Ende des Jahres ausziehen. Wir haben bereits einen Abrissantrag und einen Bauantrag gestellt. Wenn wir eine Baugenehmigung vom Bezirk Mitte vorliegen haben, starten wir“, sagte Becken.
Wenn alles nach Plan läuft, wird das Gebäude au den 60er-Jahren 2025 abgerissen. Der Neubau soll bis 2027 fertiggestellt sein. Entschieden ist bereits der Architektenwettbewerb, zu dem sechs Büros eingeladen waren. Die Jury, der auch Oberbaudirektor Franz-Josef Höing angehörte, hat sich für „Riemann Gesellschaft von Architekten“ aus Lübeck entschieden.
Neubau an den Colonnaden mit Büros, Handelsflächen und Wohnungen
„Der Entwurf sieht eine zeitlos elegante Klinkerfassade mit französischen Balkonen in den oberen Etagen vor. Das neue Gebäude passt von der Architektur her zu den historischen Häusern in der Nachbarschaft“, sagt Becken über den rund 7500 Quadratmeter großen Neubau.
Im Erdgeschoss des Hauses ist eine 60 bis 250 Quadratmeter große Flächen für Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen. Darüber sollen wieder Büros einziehen. In den obersten Etagen sind – wie von vielen Seiten für eine Belebung der Innenstadt gefordert – zwölf frei finanzierte Mietwohnungen geplant. Einige davon sollen einen Blick hin zu Binnenalster haben.
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Berenberg Bank zieht von der Hamburger Innenstadt in die City Nord
Um die Ecke am Neuen Jungfernstieg 20 steht ein weiteres markantes Gebäude, das abgerissen werden könnte. Die Rede ist vom in den 50er-Jahren erbauten Hochhaus, in dem noch die Berenberg Bank ihre Zentrale hat. Doch das Finanzinstitut zieht nach mehr als 50 Jahren an der Binnenalster Ende 2024/Anfang 2025 in den Ipanema-Büroturm in der City Nord.
Eigentümer der Immobilie in Eins-a-Citylage ist der Axa Konzern. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, könnte also abgebrochen werden. Dazu müsste ein Abrissantrag beim Bezirksamt Mitte gestellt werden. Dieser liegt nach Abendblatt-Informationen bislang nicht vor.
City Hamburg: Noch keine Entscheidung über Hochhaus in der Nähe der Colonnaden
Dem Vernehmen nach gab es aber zur Zukunft der Immobilie bereits ein Gespräch zwischen der Axa und dem Bezirksamt. Offensichtlich ist aber noch nichts entschieden. „Der Projektstand ist unverändert, und wir können dementsprechend weiterhin aktuell leider keine konkreten Aussagen treffen“, sagte ein Axa-Sprecher. Schon im August vergangenen Jahres hieß es, man befinde sich noch in der Planung.