Hamburg. Zwei Gebäude am Neuen Jungfernstieg brauchen ab 2025 eine Nachnutzung. Abriss und Neubau an den Colonnaden geplant.

Der Neue Jungfernstieg gehört zu den exklusivsten Adressen in der Hansestadt. Hier reihen sich schicke Boutiquen aneinander, und das Luxushotel Vier Jahreszeiten empfängt seit 125 Jahren Gäste aus aller Welt. Auch der traditionsreiche Überseeclub hat hier seinen Sitz.

Direkt daneben folgen zwei weitere Premiumimmobilien mit Alsterblick, und hier wird es in den kommenden Jahren Veränderungen geben: Die Rede ist zum einen von dem markanten Gebäude mit der Hausnummer 21, das sich bis zur Es­planade erstreckt und noch vom ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und dem German Institute of Global and Area Studies (GIGA) der Universität Hamburg genutzt wird.

Stadtentwicklung: Institutionen sollten umziehen

Eigentlich sollten diese beiden Institutionen bereits im Herbst 2023 in das ehemalige Fernmeldeamt an der Schlüterstraße im Stadtteil Rotherbaum umziehen, welches aufwendig revitalisiert wird. Doch das verzögert sich jetzt bis zum zweiten Quartal 2025. „Die Realisierung durch den privaten Investor schreitet voran, die geplante Übergabe des Gebäudes wird sich jedoch verschieben. Grund hierfür ist unter anderem die komplexe Genehmigungssituation vor Baubeginn, jedoch auch die schwierige Situation in der Baubranche, bedingt durch die Krisenlage in den vergangenen Jahren“, sagte eine Sprecherin der Wissenschaftsbehörde auf Abendblatt-Anfrage.

Auch wenn sich der Umzug verschiebt, wird hinter den Kulissen bereits an der Nachnutzung gearbeitet. Das 1908 errichtete und 1937/1938 erweiterte Gebäude mit rund 15.000 Quadratmetern Mietfläche befindet sich im Eigentum der Stadt. Der bei der Finanzbehörde angesiedelte Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) sondiert nun, wer nach dem Auszug der aktuellen Mieter dort einziehen soll.

Stadt will Immobilie selbst nutzen

Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Sprecher der Finanzbehörde: „Derzeit ist eine stadtinterne Nachnutzung für das Gebäude Neuer Jungfernstieg 21 vorgesehen. Ein konkreter Nutzer steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.“ Eine Möglichkeit wäre, dass die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und die Behörde für Wirtschaft und Innovation hier einziehen. Die verlassen nämlich 2026 den Gebäudekomplex am Alten Steinweg und suchen nach einem neuen Standort.

Eine solche Immobilie in bester Innenstadtlage könnte die Stadt auch teuer verkaufen. Projektentwickler dürften Schlange stehen, wenn dieses Gebäude auf den Markt kommt. Es würde sich als repräsentativer Sitz für Unternehmen oder aber auch als Luxushotel – natürlich müsste das Gebäude dafür aufwendig umgebaut werden – eignen. Es gibt internationale Ketten, die Interesse an Hamburg hätten, aber bislang keinen adäquaten Standort gefunden haben. Aber offensichtlich will die Stadt diese wertvolle Immobilie in ihrem Portfolio behalten. „Eine Veräußerung des Objektes ist derzeit nicht vorgesehen, dementsprechend werden auch keine Verhandlungen geführt“, so der Sprecher der Finanzbehörde.

„Eine Instandsetzung des Gebäudes ist erforderlich"

Eines steht bereits fest: Die Immobilie muss saniert werden. „Eine Instandsetzung des Gebäudes ist erforderlich. Weitere Maßnahmen sind abhängig von dem zukünftigen Nutzungskonzept, in dessen Zuge auch zum Beispiel der Brandschutz überarbeitet werden muss“, so der Sprecher.

Die Berenberg Bank zieht von der Alster in die City Nord.
Die Berenberg Bank zieht von der Alster in die City Nord. © Thorsten Ahlf

Nebenan steht ein 1956 erbautes Hochhaus, in dem die Berenberg Bank ihren Sitz hat. Wie berichtet, zieht das Finanzinstitut nach mehr als 50 Jahren Ende 2024/Anfang 2025 in das neue Ipanema-Quartier in der City Nord. Das Gebäude am Neuen Jungfernstieg steht nicht unter Denkmalschutz. Ein Abriss wäre also möglich, und dann könnten die Eigentümer, der Axa Konzern, dieses Filetgrundstück neu entwickeln. Aber dazu gibt es offenbar noch keine Entscheidung. Ein Axa-Sprecher sagte: „Wir sind hier noch in der Planung und können daher leider aktuell keine konkreten Aussagen treffen.“

„Das Gebäude soll abgerissen werden"

Unterdessen steht in der unmittelbaren Nachbarschaft in den Colonnaden, die zu den bekanntesten Flaniermeilen der Stadt zählen, ein neue Projektentwicklung an: Die Hausnummer 72 ist ein eher schmuckloser Bau aus den 1960er-Jahren. Der Gebäudekomplex hat auch noch einen Eingang an der Fehlandstraße. Im Erdgeschoss hin zur Fußgängerzone an den Colonnaden sind derzeit ein italienisches Restaurant, ein Geschäft für Cowboystiefel sowie ein Mode- und ein Blumenladen Mieter.

Dieser Gebäudekomplex an den Colonnaden wird abgerissen.
Dieser Gebäudekomplex an den Colonnaden wird abgerissen. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES

Büros und Arztpraxen nutzen die oberen Etagen. Eigentümer des Gebäudes ist Dieter Becken. Er ist einer der bekanntesten Projektentwickler der Stadt, der gleich um die Ecke seinen Sitz im Finnlandhaus an der Esplanade hat. Und der Immobilienunternehmer hat mit den Colonnaden 72 Großes vor. „Das Gebäude soll abgerissen werden. Den Abrissantrag werden wir in Kürze stellen und wollen im kommenden Jahr mit dem Abbruch beginnen“, bestätigte Becken im Abendblatt-Gespräch.

Auch für eine Kita soll es Platz geben

„Das ist ein Eins-a-Standort, und dementsprechend wollen wir die Chance nutzen, auf diesem Grundstück ein neues Gebäudeensemble mit einer ansprechenden Architektur zu errichten, welches zu der Umgebung mit den Altbauten passt“, kündigte Becken an. Es ist von einer Investition von rund 50 Millionen Euro die Rede.

Ein Architekturwettbewerb läuft bereits und soll Ende des Jahres entschieden werden. Ein Konzept für das neue Gebäude mit etwa 8000 Quadratmetern Nutzfläche – ein Bebauungsplan liegt vor – hat Becken bereits. Im Erdgeschoss sollen Geschäfte und Gastronomie einziehen. Auch für eine Kindertagesstätte soll dort Platz geschaffen werden. In den oberen Etagen sind Büros geplant, und darüber möchte Becken Wohnraum schaffen.

Stadtentwicklung: In der City entstehen Wohnungen

„Die Colonnaden sind auch ein attraktiver Standort für innerstädtisches Wohnen, und dazu möchten wir einen Beitrag leisten“, sagt Becken. Noch steht allerdings nicht fest, wie viele Wohnungen dort entstehen sollen. „Wenn wir den Architektenwettbewerb abgeschlossen haben, steigen wir in die Feinplanung ein.“