Hamburg. Das Gebäude am Rödingsmarkt hat mit seinem markanten Inneren Kultstatus erlangt. Wie es in Zukunft genutzt werden könnte.

Von außen ist es schlicht und funktional, aber das 1965 errichtete Parkhaus am Rödingsmarkt in der Hamburger Innenstadt hat es in sich: Die Parkgeschosse werden über eine grafisch wirkende spindelförmige Rampe von einem Lichthof aus erschlossen, in dessen flacher Kuppel runde Glasbausteine eingelassen sind.

Wegen der besonderen Atmosphäre haben hier schon etliche Konzerte stattgefunden. Kristina Sassenscheidt vom Denkmalschutzverein Hamburg hat das Parkhaus einmal mit einem Sakralbau verglichen. Und es gibt Wettbewerbsergebnisse und sogar ein konkretes Konzept der Stiftung MUT, das Parkhaus zu erhalten und hier Wohnraum zu schaffen. Aktuell wird hier nur geparkt – und im Erd- und Dachgeschoss gearbeitet.

City Hamburg: Ungewöhnlich – Stadt stellt Parkhaus unter Denkmalschutz

Jetzt hat auch die Stadt den Wert des Parkhauses erkannt und es unter Denkmalschutz gestellt. Das teilten die Kulturbehörde und die Finanzbehörde am Freitag mit. Die fachliche Prüfung durch das Denkmalschutzamt habe ergeben, dass aus architektur-, verkehrs-, sozial- und stadtgeschichtlichen Gründen ein Denkmalwert bestehe.

Die Eigentümerin des Gebäudes, die zur Finanzbehörde gehörende Sprinkenhof GmbH, und das Denkmalschutzamt sprächen bereits über erste Konzepte für eine denkmalgerechte Weiterentwicklung des Standortes. Ideen aus der Stadtgesellschaft sollen dabei mit einfließen.

Parkhaus Rödingsmarkt: Stiftung erstellt Konzept für Wohnnutzung

Erst kürzlich hatte Kreativunternehmer Mathias Müller-Using im Abendblatt davon berichtet, dass er mit der von ihm mitbegründeten Stiftung MUT und einem Architekturbüro bereits ein vollständiges Konzept für die Sanierung und den Umbau des Parkhauses zu einem gemeinnützigen Wohnprojekt erstellt habe.

Auch bei einem Wettbewerb der Patriotischen Gesellschaft im Jahr 2020 ging es um das Parkhaus. Hier hatten Masterstudenten aus dem In- und Ausland Ideen zur Aufwertung von Rödingsmarkt und Alsterfleet entwickelt. Alle drei Siegerentwürfe sahen den Erhalt des Gebäudes vor, dessen Zukunft bislang ungeklärt war.

Kultursenator Carsten Brosda: „Denkmalschutz für ein Parkhaus hat Seltenheitswert“

Mit der Unterschutzstellung ist nun der Weg frei für eine denkmalgerechte Weiterentwicklung des siebengeschossigen Parkhauses, das 1965 bis 1965 im Auftrag der Sprinkenhof unter Leitung des Architekten Peter Neve erbaut wurde. Mit seinen rund 1000 Stellplätzen war es zu seiner Entstehungszeit das größte Parkhaus der Stadt.

Blick von unten in den offenen Lichthof, um den sich spindelförmigen Rampen winden und dessen Kuppel mit runden Glasbausteinen verziert ist
Blick von unten in den offenen Lichthof, um den sich spindelförmigen Rampen winden und dessen Kuppel mit runden Glasbausteinen verziert ist © Thorsten Ahlf

„Das Parkhaus am Rödingsmarkt ist ein außergewöhnliches Denkmal, denn die Unterschutzstellung eines Parkhauses hat Seltenheitswert“, betonte Kultursenator Carsten Brosda. Das Gebäude zeige mit der Spindel im Inneren eine für ein Funktionsgebäude „enorme architektonische Ambition“. „Es verkörpert die Wirtschaftswunderzeit und die Idee einer autogerechten Stadt und kann uns daher auch aus baulicher Sicht viel über diese Epoche erzählen.“

Finanzsenator Andreas Dressel: „Das Parkhaus kann so nicht bleiben“

Finanzsenator Andreas Dressel betonte: „Klar ist, das Parkhaus kann so nicht bleiben.“ So sei zu klären, wie Wohnen und Gewerbe integriert und neue Mobilitätsbedürfnisse berücksichtigt werden könnten. Und: „Wie kann das Gebäude, das an Alsterfleet und bezeichnenderweise an der Straße Herrlichkeit liegt, geöffnet werden?“

Auch „spannende Ideen aus der Stadtgesellschaft“ würden einfließen, so Dressel, betonte aber: „Mit einem Architekturwettbewerb können unter Wahrung des Denkmalschutzes die besten Ideen zur Weiterentwicklung in die weiteren Planungen einfließen.“

Parkhaus als Denkmal – Gebäude in der City soll aufgestockt werden

Die Sprinkenhof werde die anstehende Sanierung mit einer Weiterentwicklung der Dachgeschossnutzung und der Erdgeschosszonen verbinden, sagte Geschäftsführer Martin Görge. „Hierfür gibt es bereits erste Ideen, die in einem Wettbewerbsverfahren architektonisch weiter konkretisiert werden, bei dem auch das Umfeld des Parkhausgrundstücks einbezogen werden wird.“

Eine reine Wohnnutzung im Parkhaus, wie es sich etwa die Stiftung MUT vorgestellt hat, ist nicht geplant. Das Gebäude soll lediglich um zwei Geschosse für hybrides Wohnen und Arbeiten im Loftcharakter aufgestockt werden. Dabei sollen die bestehenden Nutzungen mit berücksichtigt werden – dazu zählen die Bürogemeinschaft Mediadeck oben und die Tankstelle und der Autohändler unten.

City Hamburg: Parkhaus Rödingsmarkt soll für Öffentlichkeit zugänglich sein

Neben Entwicklungsüberlegungen für ein zukunftsfähiges „Parkhaus 2.0“, welches über eine Vielzahl alternativer Mobilitäts- und Serviceangebote verfügen könnte, sei die Erschließung der entstehenden Dachflächen über ein extern liegendes Treppenhaus sowie eine Stegkonstruktion geplant.

Diese soll die spindelförmige Rampe und den markanten Lichthof einbinden und einen öffentlichen Zugang zum Dach schaffen, der „neue Sichtperspektiven über die Stadt“ ermöglicht. Im Erdgeschoss, das in Richtung Fleet erweiterter wird, sollen attraktive Zugänge zum Wasser entstehen.