St. Pauli. Termine und Konzerte mussten bereits abgesagt werden. Wann das Hotel mit der Eröffnung rechnet – und was hinter den Kulissen passiert.
Es ist das spektakulärste Bauprojekt in Hamburg – und wohl auch das schwierigste: Der Bunker an der Feldstraße ist inzwischen zwar aufgestockt und wird bepflanzt, aber die Eröffnung zieht sich weiter hin. Der Investor äußert sich derzeit auch auf Anfragen nicht konkret.
Wer auf den Seiten der potenziellen Mieter schaut, sieht den Stillstand. So hatte das Gästehaus – das Reverb by Hard Rock – Anfang des vergangenen Jahres seine Eröffnung noch im ersten Halbjahr 2022 geplant. Erste Buchungen, so hieß es damals, würden rund drei Monate vor dem Opening möglich sein, der genaue Zeitpunkt werde rechtzeitig bekannt gegeben.
Grüner Bunker auf St. Pauli: Hotel muss Eröffnung verschieben
Nun, 16 Monate später, klingt es anders: „Die Eröffnung des Hotels und der Gastro-Outlets wird aktuell im Winter 2023 anvisiert. Erste Buchungen für das Reverb by Hard Rock sollen im Spätsommer möglich sein.“ Immerhin gibt es seit einigen Tagen einen Hotelmanager für das Haus auf St. Pauli. Die Leitung übernimmt der 38-jährige Hotelmanager Till Raymond Westheuser, der schon General Manager im Hyatt House Düsseldorf war.
Er habe die Aufstockung des Bunkers St. Pauli mit großem Interesse verfolgt, sagt Westheuser „Vor mir liegt eine sehr spannende Aufgabe und mit Sicherheit einer der aufregendsten Arbeitsplätze der Stadt.“ Unter hamburgbunker.com ist ab sofort der Online-Auftritt des Bunkers zu finden. Er gleicht allerdings wie der Bunker selbst einer Baustelle.
Georg-Elser-Halle im Feldstraßenbunker musste Konzerte verlegen
Noch vager geht es bei den Machern der in der Kulturszene langersehnten Georg-Elser-Halle zu. Auf der Website heißt es seit 2021 „Coming soon“, demnächst soll es losgehen. Das „demnächst“ zieht sich aber seit Monaten. „Die neue Stadtteil- und Musikhalle mit Blick über den Hafen Hamburgs befindet sich aktuell in der Bauphase und wird ‘22 seine Türen, Bühne und Fenster für bis zu 2200 Gäste öffnen“, heißt es heute auf der Website. Im Mai 2023.
Vor einem Jahr waren die bereits für den Herbst terminierten Konzerte, darunter ein Auftritt von Tocotronic abgesagt worden, weil die Halle nicht rechtzeitig fertig wird. Neue Auftritte sind noch nicht geplant.
Der grüne Bunker – eine unendliche Geschichte?
Der Bunker wird ein wenig zur unendlichen Geschichte. Zehn Jahre ist die Idee jetzt alt, die Mathias Müller-Using als Nachbar hatte und dann mit den Architekten seines Kreativunternehmens Interpol Studios entwarf.
Schließlich überzeugte er den Investor Matzen, das spektakuläre Projekt anzugehen – maßgeblich unterstützt durch die Politik. Auch der frühere Bürgermeister Olaf Scholz war ein Fürsprecher der Idee. Die vom Bauherrn Matzen Immobilien KG privat finanzierten Kosten betragen etwa 60 Millionen Euro. Er trägt auch die Kosten für die intensive Pflege des öffentlichen Stadtgartens.
Ursprünglich sollte alles schon 2018 fertig sein
In den ersten Berichten erhofften sich die Initiatoren noch eine Fertigstellung des aufgestockten und begrünten Bunkers für das Jahr 2018. Das war entschieden zu optimistisch, zumal politische Debatten aber auch ein Streit zwischen Interpol und Matzen das ambitionierte Projekt behinderte: Zu Beginn des Jahres 2018 glaubte man an eine Realisierung bis 2020.
Seit Baustart Mitte 2019 arbeiten etwa 180 Menschen und 25 Gewerke an der Umsetzung. Dann kamen Corona, Lieferengpässe und der Fachkräftemangel. So verschob sich die Eröffnung von 2021 auf 2022 und nun auf Ende 2023 – wenn dieses Mal nichts dazwischenkommt.
Bunker an der Feldstraße: Bepflanzung begann im November 2022
Seit November werden die verschiedenen Etagen des Bunkers und der Bergpfad begrünt. Manche der Pflanzen wie Ahorn und Felsenbirne wiegen bis zu einer Tonne und wurden aufwendig mit Kränen hochgehievt. Manche Gehölze, die nun auf St. Pauli wachsen sollen, sind bereits 30 Jahre alt.
„Das ist ein extremer Standort“, sagt Bernhard von Ehren, geschäftsführender Gesellschafter der Baumschule Lorenz von Ehren, die die Pflanzen liefert. Wichtig seien neben dem richtigen Standort die Bewässerung, eine gute Pflege, gute Düngung und gutes Substrat.
Der Dachgarten des Bunkers wird urwüchsig und zerzaust
Es sind sorgfältig ausgewählte Pflanzenarten, die vor allem im nordeuropäischen und alpinen Raum beheimatet sind und Frost, Hitze und Sturm in mehr als 50 Meter Höhe aushalten, betont Frank Schulze, Sprecher des Bunkerprojekts. „Ein englischer Garten würde nicht zu St. Pauli passen. Also wird es hier auf dem Bunkerdach natürlich und urwüchsig aussehen, ein wenig wild, ein bisschen zerzaust.“ Noch allerdings wirkt der Bunker weit weniger grün als in den farbigen Visualisierungen.
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Die Begrünung und Aufstockung des Bunkers um 20 auf nun 58 Meter stößt seit Langem national und international auf großes Interesse. Neben der Halle für Schulsport- und Kulturveranstaltungen bekommt der Weltkriegskoloss einen Informations- und Erinnerungsort. Zudem entstehen Räume für Stadtteilkultur, Ausstellungen, Unterkünfte für Stipendiaten und Künstler sowie das Reverb-Hotel. Das Highlight aber wird der frei zugängliche Dachgarten über St. Pauli.
Grüner Bunker auf St. Pauli: Das Interesse am Projekt ist groß
Dass das Projekt für immenses Interesse sorgt, erfährt auch das Bürgerbeteiligungsprojekt Hilldegarden, das für die gemeinschaftliche Nutzung und Gestaltung zuständig ist. „Da der Bauherr seit langer Zeit schon für niemanden mehr zu sprechen ist, landen inzwischen fast alle Anfragen bei uns. Wir bekommen täglich Mails von interessierten Architekten und Landschaftsgärtnern, ebenso von Studenten und den Medien“, sagt Hilldegarden-Vorstandssprecherin Urte Ußling.
Die meisten würden nach Führungen fragen. Aber keine Chance: „Auch wir haben schon seit Längerem keinen Zutritt mehr zum Dachgarten.“ Die Motivation sei dennoch groß: „Wir hoffen, dass es nun wirklich Ende des Jahres fertig wird und dass wir dann Anfang 2024 starten können.“