Hamburg. Die Begrünung des Bunkers ist ein Glücksfall. Schon jetzt steigt das internationale Interesse an dem Turmbau zu St. Pauli.
Krieg, Energiemangel, Inflation, Flüchtlingskrise, Deindustrialisierung – derzeit grassieren die schlechten Nachrichten. Und wie ein hochansteckendes Virus verbreiten sich Missmut, Kleinmut und Wut im Lande. Man denkt an den Satz aus dem Jahrhundertroman „Ulysess“ von James Joyce: „Ich muss das Gesicht abwenden, bis meine Dunkelheit verschwindet!“ Und den Blick auf Dinge richten, die nicht nur die Laune verbessern, sondern auch den Blick auf die Lage insgesamt aufhellen können.
Mitten auf St. Pauli, auf dem Weltkriegsbunker, entsteht gerade ein tollkühnes, ja betörendes Projekt. Der graue Brocken am Rande des Heiligengeistfeldes verwandelt sich in einen grünen Stadtgarten – am Mittwoch wurden die ersten Bäume gepflanzt, spätestens im kommenden Jahr soll der Bunker mit Veranstaltungshalle, Erinnerungsort und Hotel fertig sein und der Kiez seinen Dachgarten bekommen.
Bunkerbegrünung wird mit den bepflanzten Zwillingstürmen Bosco Verticale in Mailand verglichen
Schon jetzt steigt das internationale Interesse an dem Turmbau zu St. Pauli: Die Bunkerbegrünung wird mit den bepflanzten Zwillingstürmen Bosco Verticale in Mailand verglichen, ja mit dem Weltwunder der „Hängenden Gärten der Semiramis“. Selbst wenn man die Superlative streicht, bleibt ein kühnes Projekt der Stadtverdichtung und der gleichzeitigen Durchgrünung des Viertels zurück.
Möglich gemacht haben den grünen Bunker kreative Köpfe und engagierte Anwohner, aber eben auch ein tatkräftiger Investor und mutige Politiker, die sich nicht den Bedenkenträgern beugten. Die Botschaft von St. Pauli reicht deshalb über den Stadtteil hinaus: Wir können viel mehr – wenn wir nur wollen. Und wenn wir machen, statt nur zu klagen.