Nach dem verheerenden Großbrand in Hamburg hat der Bezirk Mitte eine Verfügung erlassen – und Maßnahmen für die Anwohner getroffen.
- Am Ostersonntag (9. April) bricht in Hamburg-Rothenburgsort ein verheerendes Großfeuer aus.
- Eine Woche lang bekämpfen mehr als 1000 Einsatzkräfte der Feuerwehr den Brand an der Billstraße.
- Das Bezirksamt Mitte hat gegen die Eigentümer der betroffenen Grundstücke nun eine Abbruchverfügung erlassen.
Nach dem Ende des siebentägigen Feuerwehreinsatzes hat der Bezirk Hamburg-Mitte die vom Großbrand betroffene Fläche in Rothenburgsort abgesperrt. Gegen die Eigentümer der Grundstücke sei eine Abbruch- und Beseitigungsverfügung erlassen worden, teilte das Bezirksamt am Dienstag mit: Alle Gebäudereste der abgebrannten Lagerhallen seien vollständig zurückzubauen und zu entsorgen.
Nach Großbrand in Hamburg: Bezirk lässt Parks und Spielplätze reinigen
Zudem beauftragte das Bezirksamt die Stadtreinigung Hamburg damit, alle Grünanlagen und öffentlichen Spielplätze in einem Umkreis von drei Kilometern zu reinigen. Diese Arbeiten sollen bis Sonntag abgeschlossen sein.
Zugleich trat der Bezirk Sorgen entgegen, dass bei dem Brand gesundheitsgefährdende Stoffe in die Atemluft gelangt sind. „Insbesondere die Befürchtung, dass Asbest freigesetzt worden sein könnte, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt“, hieß es.
Die Innenbehörde warnte allerdings noch am Montagabend eindringlich vor Kontakt mit dem Wasser der Bille. Der Bezirk hat unter Telefon 040 42854-4777 eine Hotline eingerichtet, an die sich betroffene Bürgerinnen und Bürger bei Fragen zur Gesundheit und zum Verbraucherschutz wenden können.
Feuerwehr Hamburg beendet Löscharbeiten nach einer Woche
Erst am Sonntagnachmittag (16. April), mehr als eine Woche nach dem Ausbruch des verheerenden Feuer, hatte die Feuerwehr Hamburg nach eigenen Angaben die letzten Glutnester gelöscht. Kirschkernkissen in Fuchs- und Otterform: Das seien die Gegenstände gewesen, die am Nachmittag mit als Letzte gelöscht wurden. Sie hätten in einem Container gelegen, der aus einem einsturzgefährdeten Bereich gezogen worden sei.
Bereits seit vergangenem Donnerstag (13. April) war die Feuerwehr nach eigenen Angaben nur noch unterstützend tätig. Ein von den Eigentümern des Grundstücks beauftragtes Abbruchunternehmen habe den Einsatzkräften seitdem mit Abrissbaggern Zugang zu den verbliebenen kleineren Glutnestern verschafft.
Großbrand in Hamburg-Rothenburgsort beschäftigt 1046 Einsatzkräfte
Das Großfeuer war am Ostersonntag an der Billstraße ausgebrochen. Es hatte sich auf einer Fläche von 17.000 Quadratmetern ausgebreitet und mehrere Lagerhallen erfasst.
Die Arbeiten gestalten sich schwierig, da die Hallen einsturzgefährdet waren, sagte Feuerwehr-Pressesprecher Jan Ole Unger. Er bezeichnete den Brand als einen der größten der letzten Dekade in Hamburg.
In der Spitze waren mehr als 220 Einsatzkräfte der Berufs- und der freiwilligen Feuerwehr sowie des Technischen Hilfswerks mit den Löscharbeiten beschäftigt. Insgesamt seien 1046 Einsatzkräfte eingebunden gewesen.
Am Ostersonntag hatte ein lang anhaltender Warnton viele Hamburgerinnen und Hamburger aus dem Schlaf geschreckt: Auf dem Gelände eines Autohofs war am frühen Morgen ein Großfeuer ausgebrochen – mit massiven Folgen für Bahnreisende und die Bewohner der angrenzenden Stadtteile.
Der Feueralarm wurde um 4.42 Uhr ausgelöst. Von mehreren Lagerhallen an der Billstraße schlugen Flammen in den Nachthimmel, kleinere Explosionen waren zu hören. Wie die Feuerwehr mitteilt, brannten beim Eintreffen des ersten Löschwagens bereits mehrere Fahrzeuge, Waschmaschinen und weitere Gegenstände im Freien. Die Flammen griffen bereits auf ein Gebäude eines Lagerhallenkomplexes über.
Großfeuer in Hamburg-Rothenburgsort – Rauchwolke zog stadteinwärts
Die Feuerwehr Hamburg war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Weil die Rauchwolke stadteinwärts zog, wurden Anwohner am Morgen auch in der Hamburger Innenstadt per Warn-App aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.
Auch der bundesweite Warndienst Cell Broadcast schlug an. Viele Menschen in Hamburg erhielten eine Push-Nachricht auf dem Bildschirm ihres Smartphones, begleitet von einem lauten Hinweiston.
Ein Hostel in der Nähe der Brandstelle wurde geräumt. 39 Menschen wurden an der Feuerwehrakademie in Billbrook untergebracht und betreut.
Großbrand in Hamburg – Feuerwehr Hamburg löste zunächst höchste Warnstufe aus
In der amtlichen Warnung wurde die Gefahr am Morgen als „extrem“ eingestuft, Anwohner in Rothenburgsort könnten „durch Rauchgase und chemische Bestandteile in der Atemluft“ beeinträchtigt werden, hieß es.
Über der Hamburger Innenstadt breiteten sich am Vormittag Rauschwaden aus. Und auch in weiter entfernten Stadtteilen wie Eimsbüttel oder Ottensen war der Brandgeruch wahrnehmbar. Selbst in Wedel berichteten Anwohner von entsprechenden Gerüchen.
Wegen der starken Rauchentwicklung durfte der Brandbereich nur mit Atemschutzmaske betreten werden. Allerdings war der Rauch offenbar weniger giftig als zunächst befürchtet. „Unsere Spür- und Messfahrzeuge konnten bestätigen, dass es nicht so gefährlich ist“, sagte Feuerwehrsprecher Tim Spießberger am Ostersonntagmittag.
Die Warnung konnte deshalb von der höchsten Stufe 3 (extreme Gefahr) auf die niedrigste Stufe 1 (Gefahreninformation) herabgesetzt werden. Allerdings sei weiterhin Vorsicht geboten. Spießberger: „Es hängt immer noch ein riesiger Rauchpilz über der Einsatzstelle.“
Und auch eine Woche nach Ausbruch des Großbrands gilt in der weiteren Umgebung äußerste Vorsicht: Da durch die Löscharbeiten kontaminiertes Wasser in den Billekanal gelangt war, warnt die Hamburger Innenbehörde bis zum Abschluss der Schadstoffanalysen eindringlich vor Kontakt mit den umliegenden Gewässern. Zuvor war die Bille von der Umweltbehörde bereits für den Schiffs- und Bootsverkehr gesperrt worden.
Mehr als 210 Einsatzkräfte von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr sowie Technischem Hilfswerk waren seit dem frühen Morgen vor Ort, um den Brand zu bekämpfen. „Uns machen vor allem die Windverhältnisse zu schaffen und dass mehrere IBC-Container mit brennbaren Flüssigkeiten geplatzt und ausgelaufen sind“, sagte Spießberger. NDR-Informationen, wonach hochgiftiger Schwefelwasserstoff ausgetreten sei, könne er nicht bestätigen.
In den Hallen soll nach unbestätigten Meldungen „Weiße Ware“ gelagert gewesen sein: Kühlschränke, Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte, die für den Export bestimmt waren.
Großfeuer in Hamburg: Gewerkschaft der Polizei fordert Konsequenzen
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Hamburg forderte angesichts des Großfeuers strengere Überprüfungen in dem Gewerbegebiet in Rothenburgsort. Seit geraumer Zeit sei klar, dass an der Billstraße zahlreiche Gewerbetreibende gegen viele Gesetze verstießen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Im Raum stehe unter anderem der Verdacht der Hehlerei, der Steuerhinterziehung und des Menschenhandels.
„Die Eigentumsverhältnisse sind schwierig, genauso ist unklar, wer persönlich verantwortlich ist. Das alles mag sein, aber die Lage ist schon seit Langem außer Kontrolle. Und das ist nicht akzeptabel“, sagte der GdP-Landesvorsitzende Horst Niens. Bereits kurz nach Brandausbruch hätten Einsatzkräfte in den Gewerberäumen an der Billstraße Bettenburgen entdeckt.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen sind unter Einsatz ihres Lebens am Brandort aktiv gewesen“, so Niens. „Es kann nicht sein, dass tonnenweise Schrott und alle möglichen Güter auf engstem Raum gelagert werden. Es darf nicht sein, dass dort scheinbar unbehelligt Menschen illegal wohnen!“
Die GdP fordere daher strenge Kontrollen von Zoll, Bauaufsicht, Feuerwehr, Umweltamt und Polizei. „Sie müssen gemeinsam agieren und den Rechtsstaat durchsetzen“, so Niens, der nicht zuletzt den Aspekt des Klimaschutzes hervorhob. Das Großfeuer habe Hunderte Tonnen CO freigesetzt und „damit viele Bemühungen um CO-Einsparungen zunichtegemacht“. Großfeuer zu verhindern, sei nach Auffassung der GdP aktiver Klimaschutz. Auch Bezirkspolitiker kritisieren, dass bei dem Gebiet um die Billstraße „jahrelang nur weggeschaut“ wurde.
Großfeuer in Hamburg sorgt für Streckensperrungen bei der Bahn
Auf den Bahnverkehr von Hamburg in Richtung Osten hatte das Feuer massive Auswirkungen. Die Deutsche Bahn musste aufgrund des Feuers die Gleise zwischen Hamburg und Büchen stundenlang sperren.
IC-, EC- und ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin wurden umgeleitet und verspäteten sich nach Angaben der Bahn um etwa 60 Minuten. Die Halte in Hamburg-Bergedorf, Büchen, Ludwigslust und Wittenberge entfielen. IC- und ICE-Züge von Hamburg nach Rostock fielen ganz aus.
Erst gegen 15 Uhr am Ostersonntag konnte die Bahn Entwarnung gegen: Die Strecke sei wieder frei, ein eingeschränkter Zugverkehr zwischen Hamburg und Büchen möglich. Allerdings sei mit Folgeverspätungen zu rechnen.
Großfeuer – S-Bahn-Verkehr nach Bergedorf stundenlang unterbrochen
Der Verkehr der S-Bahn-Linie S21 wurde am Morgen zwischen den Haltestellen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet eingestellt. Ein Ersatzverkehr sei eingerichtet worden. Am Bahnhof Rothenburgsort regneten Ruß- und Ascheteile auf den Bahnsteig. Auf Bildern ist zu sehen, wie die Flammen bedrohlich nahe kamen.
Wie die S-Bahn Hamburg per Twitter mitteilte, wurde gegen 16.15 Uhr die Streckensperrung der S21 zwischen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet aufgehoben. Die Bahn hielt auch am Abend weiterhin nicht in Rothenburgsort.
Um 15.30 Uhr am Sonntag waren noch 220 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr, der Werksfeuerwehr Holborn und des Technischen Hilfswerks sowie die Bundespolizei und die Polizei Hamburg im Einsatz. Um 20.15 Uhr twitterte die Feuerwehr, dass sie weiterhin mit der Berufsfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr und dem THW im Einsatz ist.
Der Brandrauch sei deutlich weniger geworden. Um 22 Uhr teilte der Lagedienst der Feuerwehr auf Anfrage mit, dass die Lösch- und Aufräumarbeiten noch die ganze Nacht bis in den Ostermontag hinein andauern werden.
2021 war eine benachbarte Halle niedergebrannt
Auf den Straßenverkehr wirkte sich der Brand kaum aus. Die Polizei sperrte den Bereich zwar weiträumig ab. „Aufgrund der Insellage spielt das für den Verkehrsfluss in der Innenstadt aber keine Rolle“, hieß es aus dem Lagezentrum.
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Verletzte gab es nicht. Erst im September 2021 war in unmittelbarer Nachbarschaft eine Lagerhalle niedergebrannt. Damals hatte das Feuer von einem Schrotthaufen übergegriffen.