Hamburg. Es klingt wie ein Thriller: Eine Hamburger Ärztin und ihr Mann sollen versucht haben, im Darknet einen Mörder anzuheuern.

Es ist einer der spektakulärsten Prozesse der jüngsten Zeit: Einem Ehepaar wird vorgeworfen, es habe versucht, im Darknet einen Killer anzuheuern – um den früheren Lebensgefährten der Frau ermorden zu lassen. Am Freitag wurde das Urteil des Landgerichts Hamburg gegen die angeklagte Ärztin Lena V. (alle Namen geändert) und ihren Ehemann, den Unternehmer Timo V., erwartet.

Doch weil ein Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende Richterin gestellt wurde, kam es in dem Verfahren zu einer Verzögerung. Das Urteil wird nun frühestens am kommenden Dienstag verkündet werden.

Darknet: Killer für Ex-Freund beauftragt? Ärztin angeklagt

Die Staatsanwaltschaft wirft der 49 Jahre alten Angeklagten und ihrem zwei Jahre älteren Mann versuchte Anstiftung zum Mord vor. Laut Anklage hatte das Paar im vergangenen Frühjahr im Darknet auf einer vermeintlich für mörderische Machenschaften spezialisierten Website das Verbrechen in Auftrag gegeben, dazu Foto und Adresse des früheren Partners von Lena V. mitgeteilt und die Bezahlung in Form von Bitcoins in die Wege geleitet.

Allerdings: Die Website entpuppte sich als Fake. Sie war nicht von professionellen Killern, sondern von Betrügern eingerichtet worden. Nachdem diese Betrüger das Geld erhalten hatten, verlor sich ihre Spur im Darknet. Doch den mutmaßlichen Auftraggebern kamen Ermittler des FBI auf die Schliche.

Prozess Hamburg: Mordauftrag galt Ex-Partner der Angeklagten

Hintergrund der Tat war laut Anklage der Sorgerechtsstreit um eine Tochter, die Lena V. gemeinsam mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten Tom B. hat. Die angeklagte Ärztin, die im Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagte, räumte die Vorwürfe im Wesentlichen ein. Sie betonte, dass sie das Verbrechen allein geplant und in Auftrag gegeben habe.

Ihr Mann sei daran nicht beteiligt gewesen. Und Timo V. hatte beteuert: „Ich habe weder eine Tötung noch die Anstiftung zu einer Tötung geplant.“ Das Paar war im Juni vergangenen Jahres verhaftet worden. Der frühere Partner von Lena V., Tom B., dem der Mordauftrag offenbar gegolten hatte, hatte im Prozess von seiner Fassungslosigkeit berichtet.

Er sei entsetzt gewesen, als ihm von der Polizei eröffnet wurde, dass seine frühere Partnerin Lena V. versucht habe, einen Killer anzuheuern – weil sie ihn umbringen lassen wollte. „Ich konnte das nicht begreifen“, hatte der 57-Jährige gesagt. „Ich habe geweint. Ich hatte auch Ängste.“ Unter anderem habe er sich gefürchtet, „ins Auto zu steigen und den Schlüssel umzudrehen. Ich hatte auch Ängste um unser Kind, was dem jetzt passieren könnte.“