Neustadt. Lena V. soll im Darknet nach einem Mörder gesucht haben. Nun sagte der Ehemann vor Gericht gegen seine Ex-Frau aus.

Im ersten Moment war da Fassungslosigkeit. Tom B. (alle Namen geändert) konnte kaum glauben, was ihm da von der Polizei eröffnet wurde: Seine frühere Partnerin Lena V. soll versucht haben, einen Killer anzuheuern — weil sie ihn umbringen lassen wollte? „Ich konnte das nicht begreifen“, sagt der 57-Jährige. „Ich habe geweint. Ich hatte auch Ängste.“ Unter anderem habe er sich gefürchtet, „ins Auto zu steigen und den Schlüssel umzudrehen. Ich hatte auch Ängste um unser Kind, was dem jetzt passieren könnte.“

Prozess: Lena V. suchte im Darknet nach einem Mörder

Es ist dies ein weiteres Kapitel in einem spektakulären Fall, für den sich die Ärztin Dr. Lena V. und der Unternehmer Timo V. wegen versuchter Anstiftung zum Mord vor dem Schwurgericht verantworten müssen.

Der 49-Jährigen und ihrem 51 Jahre alten Ehemann wird vorgeworfen, im Darknet auf einer vermeintlich für mörderische Machenschaften spezialisierten Internetseite versucht zu haben, einen Killer anzuwerben. Ferner hätten sie die Bezahlung in Form von Bitcoins in die Wege geleitet.

Allerdings: Die Website war nicht von professionellen Killern, sondern von professionellen Betrügern eingerichtet worden. Und diese verschwanden, sobald sie ihr Honorar erhalten hatten, in den undurchsichtigen Pfaden des Dark­nets. Doch den mutmaßlichen Auftraggebern kamen Ermittler des FBI auf die Spur.

Lena V. hat Vorwürfe eingeräumt und um Entschuldigung gebeten

Die angeklagte Ärztin, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt hat, hat die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt. Laut ihrer Verteidigerin leidet die 49-Jährige unter einer psychischen Erkrankung. Die Angeklagte habe im Prozess gesagt, „dass sie das als furchtbar empfindet und sich bei Ihnen entschuldigt“, wendet sich die Anwältin an Tom B., dem der Mordauftrag gegolten haben soll.

Das Motiv für den meuchlerischen Plan war nach Überzeugung der Anklage ein Streit um das Sorgerecht für die sechs Jahre alte Tochter von Lena V. und Tom B. Er sei „auf einem guten Weg, das zu verarbeiten“, was ihm widerfahren ist, erzählt der Zeuge jetzt im Prozess.

Tom B. schild ert seine frühere Partnerin als eine Frau, die versucht habe, das gemeinsame Kind zu instrumentalisieren und manipulieren. Das Mädchen habe auf Geheiß von Lena V. unter anderem zu ihm sagen sollen, er sei ein „böser Papa“. Außerdem habe die 49-Jährige behauptet, dass er sie und die Tochter geschlagen habe. „Es gab aber zu keinem Zeitpunkt von meiner Seite Gewalt gegen Kind oder Mutter“, betont der Zeuge. Es habe allerdings öfter Streit gegeben. „Wenn man nicht ihrer Meinung war, war es unglaublich anstrengend. Dann sagte sie, ich sei aggressiv., und hielt sich die Ohren zu.“

Prozesse in Hamburg: Lena V. seit sechs Monaten in Untersuchungshaft

Es gibt Passagen in der Aussage des Zeugen, die der Angeklagten Lena V. offenbar deutlich zusetzen. Manchmal wiegt sie sich vor und zurück, dann wieder wirkt die 49-Jährige wie erstarrt. Mittlerweile mehr als sechs Monate sind sie und der Unternehmer Timo V. in Untersuchungshaft. Direkten Kontakt zwischen der Mutter und der kleinen Tochter habe es seitdem nicht gegeben, erzählt der Zeuge.

Früher seien „einige wenige Situationen“ vorgekommen, in denen das Kind den Streit der Eltern mitbekommen habe. Dies sei immer dann der Fall gewesen, wenn die Angeklagte „ausgeflippt“ und „zu laut geworden“ sei. „Ihre Wutausbrüche kamen aus dem Nichts“, sagt Tom B. über seine frühere Partnerin. Er bezeichnet sie als „verlässliche Person“, die humorvoll sei und „weiß, was sie will“. Doch dieses Bild könne sich „ganz schnell wandeln. Dann ist sie impulsiv, aggressiv, unberechenbar, eiskalt“.

Der Prozess wird fortgesetzt.