Hamburg. Ärztin und ihr Mann sollen versucht haben, online einen Mörder anzuheuern. Ein Hamburger Ermittler über die Spurensuche.

Die Frau hatte einen heftigen Groll auf ihren Ex-Partner. So massiv, dass sie ihm den Tod wünschte. Doch es blieb wohl nicht bei irgendwelchen diffusen Gedanken. Die Überlegungen von Lena V. (alle Namen geändert) wurden offenbar ziemlich konkret, was ihrem früheren Lebensgefährten Tom B. widerfahren solle.

Diesen Eindruck vermitteln zumindest Telefongespräche, die die 49 Jahre alte Ärztin mit einem guten Freund führte – und von denen Ermittler des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA) im Rahmen einer Telefonüberwachung Kenntnis bekamen. „Sie hat sehr offen über eine Tötungsabsicht geredet und Tötungsmöglichkeiten durchgesprochen“, berichtete ein LKA-Ermittler am Mittwoch im Prozess vor dem Schwurgericht, wo sich Lena V. gemeinsam mit ihrem Ehemann Timo V. (51) verantworten muss.

Hamburgerin soll Auftragskiller im Darknet gesucht haben

Das Paar ist wegen versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt, weil sie im Darknet auf einer vermeintlich für mörderische Machenschaften spezialisierten Internetseite versucht haben sollen, einen Killer für Lena V.’s Ex-Partner Tom B. anzuwerben. Ferner hätten sie die Bezahlung in Form von Bitcoins in die Wege geleitet. Erste Hinweise auf die mögliche Straftat waren vom FBI gekommen. Hintergrund des mutmaßlichen Verbrechens soll ein Sorgerechtsstreit über die kleine Tochter von Lena V. und Tom B. sein.

Lena V. habe sich in den Telefonaten „sehr intensiv“ mit ihrem Bekannten ausgetauscht, erzählte der LKA-Ermittler als Zeuge. Darin habe sie ihren früheren Partner „sehr negativ“ bewertet und eine Tötungsabsicht erklärt. Ihr Ehemann Timo V., der ebenfalls telefonisch überwacht wurde, habe sich indes „subtiler geäußert“.

Der Unternehmer habe die Beziehungsprobleme angesprochen, die seine Frau mit ihrem früheren Partner habe. Dazu habe der Ehemann dann gesagt, „dass das Problem dadurch behoben werden“ könne, dass dem Ex von Lena V. „was passiert – was man natürlich nicht hoffe“. Die Konsequenzen, die Timo V. daraus ziehen wolle, blieben in dem Gespräch weiter nebulös. Er sagte nur noch: „Aber wie soll man….“ Den Rest ließ er offen.

Auftragskiller für Ex gesucht? Angeklagte räumt Vorwürfe ein

Doch später, so legen es zumindest die weiteren Ermittlungen nahe, habe das Paar konkretere Pläne für einen Verbrechensauftrag entwickelt. Das LKA sicherte Daten, die darauf hindeuten, dass Schritte unternommen wurden, um diskrete Transfers von Bitcoins vornehmen zu können – und womöglich Verbindungen ins Darknet zu bekommen. Diese seien auf Computern beziehungsweise von einem Handy vorgenommen worden, die sehr wahrscheinlich dem Angeklagten Timo V. zuzuordnen seien.

Wer diese Geräte allerdings jeweils im konkreten Fall bedient habe, sei nicht eindeutig festzustellen – auch nicht über Screenshots, die derjenige beim Einrichten der verschlüsselten Konten gemacht hat.

Diese Bilder, so der Ermittler, zeigten, dass es „sehr wahrscheinlich männliche Hände“ seien. Aber das sei „kein Beweis, dass es sich konkret um den Angeklagten handelt“. Timo V. hat sich im Prozess bislang noch nicht geäußert. Lena V. indes hat die Vorwürfe, versucht zu haben, einen Auftragskiller anzuheuern, im Wesentlichen eingeräumt.