Obwohl die Gerichtsverfahren noch laufen, hat am Freitag ein Bagger mit dem Abriss des historischen Backsteinbaus begonnen. Grüne sprechen von Wortbruch der Genossenschaft.

Hamburg. Im Streit um die Wohnanlage am Elisabethgehölz in Hamm macht die Genossenschaft offenbar Nägel mit Köpfen. Am Freitag habe ein Bagger einen Eingang des Gebäudes abgerissen, sagte die Bewohnerin Corinna Gülzow. Die drei Treppenstufen und das Geländer seien weg. "Das ist Abrissbeginn von außen", meinte Gülzow. Sie warf der Eigentümerin des Gebäudes, der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw), vor, die Öffentlichkeit zu täuschen. Schließlich habe die Genossenschaft zugesagt, dass bis zur gerichtlichen Klärung von mehreren Kündigungsklagen es keinen Abriss geben werde. "Bislang haben die Gerichte aber noch nicht geurteilt", sagte Gülzow.

Der Grünen-Bauexperte Olaf Duge, warf der Genossenschaft vor, erneut Foul zu spielen. Sie habe am Freitag "die Bagger anrollen lassen und mit dem Abriss begonnen", erklärte der Politiker. "Das ist Wortbruch, denn die Genossenschaft hatte zugesagt, dass sie die Verfahren gegen den umstrittenen Abriss abwarten wolle. Jetzt werden Stück für Stück Fakten geschaffen."

Die Genossenschaft will den in den 1920er-Jahren errichteten Schumacher-Bau abreißen und durch einen Neubau mit etwa 100 geförderten Wohnungen ersetzen. Das Gebäude gilt als prominentes Beispiel für den Baustil des legendären Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher. Der Streit um das Gebäude geht daher nun schon fast drei Jahre.

Zuletzt hatten einige der letzten Mieter und deren Unterstützer eine Genossenschaft gebildet. Sie wollen das Wohnhaus kaufen und bieten dafür rund drei Millionen Euro. Ihnen schweben der Erhalt und die Sanierung des Wohngebäudes vor. Die Bausubstanz sei solide und die Wohnqualität hoch, erklärte sie.

Das Denkmalschutzamt hatte es abgelehnt, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Unterschiedliche Institutionen fordern jedoch seinen Erhalt. Ein Abriss sei eine "Schande", heißt es beispielsweise bei der Schumacher-Gesellschaft, die sich um die Hamburger Gebäude aus der Zeit Schumachers kümmert.

Denkmalschutz müsse es alleine deshalb schon geben, weil das Haus, das als eines der schönsten Hamburger Backsteinensembles seiner Zeit gilt, nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs vom selben Architekten wieder originalgetreu aufgebaut worden sei, der es entworfen hatte.

Allerdings waren kürzlich erst zwei der letzten Mieter vor dem Verwaltungsgericht gescheitert. Sie wollten die bereits erfolgte Abrissgenehmigung zu Fall bringen, indem die Stadt zu einem Denkmalschutz verpflichtet worden wäre.