Der Regionalausschuss Hamm-Mitte hat dem umstrittenen Bauvorhaben zugestimmt. Noch immer wehren sich etwa 20 Mietparteien gegen den Abriss des Gebäudes aus dem Jahre 1929.
Hamm. Der Abriss des historischen Backsteinensembles „Elisa“ in Hamm scheint besiegelt: Der Regionalausschuss Hamm-Mitte hat dem umstrittenen Bauvorhaben der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) auf dem Grundstück zwischen den Straßen Am Elisabethgehölz, Chapeaurougeweg und Curtiusweg zugestimmt. Ab 2015 sollen an gleicher Stelle die Bauarbeiten für „Elisa II“ beginnen. Nach schier endlosen Diskussionen ist nun ein fünfstöckiger Bau mit insgesamt 102 Zwei- und Vier-Zimmerwohnungen nach dem 1. und 2. Förderweg vorgesehen. Die Kaltmieten werden dann zwischen 5,90 Euro und 8,20 Euro pro Quadratmeter betragen.
„Damit entsteht in Hamm preisgünstiger und familiengerechter Wohnraum, der im Stadtteil zu wenig vorhanden ist. Der Baustil und die Höhe orientieren sich am bisherigen Gebäude. Auch die Fassade wird mit echtem Backstein versehen sein, so dass die hamburgische Bautradition aufgegriffen wird“, heißt es in einer Pressemitteilung der vhw. Mehr als 90 Prozent der Mietparteien seien bereits mit Ersatzwohnungen versorgt worden. Mit den verbliebenen Bewohnern sei die vhw im Gespräch, um auch für sie Lösungen zu finden. Das Angebot, allen eine Wohnung im Neubau für eine Kaltmiete von 5,90 Euro pro Quadratmeter zu garantierten, sei nach wie vor aktuell.
20 Mieter kämpfen weiter für Erhalt, Kritik auch von Genossenschaften
Für die Mitglieder der „Rettet Elisa“-Initiative klingt dies wie blanker Hohn: Noch immer wehren sich etwa 20 von ehemals 122 Mietparteien, die durchschnittlich lediglich 4,50 Kaltmiete pro Quadratmeter zahlen, gegen den Abriss des Gebäudes aus dem Jahre 1929. Sie weigern sich, auszuziehen; einige von ihnen wohnen bereits seit über 30 Jahren in dem Gebäude und sind fest entschlossen, den Erhalt „ihrer Elisa“ auf dem Klageweg zu verhindern.
Anfangs wurde die Initiative auch von der Behörde für Stadtentwicklung (BSU) unterstützt, doch das Denkmalschutzamt kippte diesen Kompromissvorschlag, indem es den Backsteinbau als „historisch nicht erhaltenswert“ einstufte. „Eine Begründung hierfür war, dass die Grundrisse der Wohnungen beim Wiederaufbau nach dem Krieg verändert wurden“, sagt Ulrike G. (Name von der Redaktion geändert). Sie will nicht genannt werden, da die vhw gegen sie und andere Abrissgegner „rabiat mit Rechtsanwälten vorgehen würde“.
Auch in Genossenschaftskreisen wurde Kritik laut, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. „Die Art und Weise, wie hier mit Mietern umgesprungen wurde, entspricht weder genossenschaftlichem Verhalten noch der sozialen Verantwortung, die unser Geschäft zwangsläufig mit sich bringt“, sagte der Vorstand einer großen Wohnungsbaugenossenschaft. Dazu gehöre die Tatsache, dass die vhw sich gemeinsam mit den Mietern noch 2012 an den runden Tisch gesetzt hatte, um über Sanierungs- und Renovierungsmöglichkeiten zu diskutieren, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits eine Abbruchgenehmigung des Bezirksamtes vorlag.