Die Beamten bleiben dabei, dass die Täter linke Parolen gerufen und Steine auf Polizisten geworfen haben. Anwalt der linken Szene spricht von “gezielter Desinformation“ und schwerwiegenden Zweifeln.
Hamburg. Eine Welle der Anteilnahme und Solidarität hatte es für die Polizei gegeben, nachdem bekannt geworden war, dass drei Beamte am 28. Dezember vor der Davidwache von mutmaßlich Linksradikalen angegriffen und teils schwer verletzt worden waren. Eineinhalb Wochen nach dem Vorfall hat die öffentliche Debatte jedoch eine andere Richtung eingeschlagen, als sie anfänglich genommen hatte.
Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, ob es überhaupt einen Angriff auf die Davidwache gegeben hat. Auslöser sind die Stellungnahme eines Szene-Anwalts und Zeugenaussagen, die von Onlinemedien aufgenommen wurden, die die Darstellung der Polizei, wie es zu den gewaltsamen Übergriffen gekommen sei, als falsch darstellen. Behauptet wird, dass es gar keinen Angriff einer linken Gruppe auf die Davidwache gegeben habe.
Das Gefahrengebiet war eine Woche nach den Vorfällen eingerichtet worden
Die Antwort auf die Frage, welche Darstellung richtig ist, ist insofern bedeutsam, als die Polizei eine Woche nach dem Vorfall und zum Schutz der Polizeikommissariate 15 (Davidwache), 16 (Lerchenstraße) und 21 (Mörkenstraße) vor linken Gewalttätern große Teile der Innenstadt zum Gefahrengebiet erklärte – eine Möglichkeit, um verdachtsunabhängig kontrollieren und Platzverweise aussprechen zu können. Mehr als 700 Personenkontrollen wurden seit dem 4.Januar schon durchgeführt, was in linken und liberalen Kreisen scharf kritisiert wird.
Videoaufnahmen und Fotos von den Ereignissen des 28.Dezembers um kurz nach 23 Uhr liegen nicht vor. In der ersten Polizeimeldung heißt es dazu: 30 bis 40 dunkel gekleidete, zum Teil vermummte Personen hätten „St.Pauli – Scheißbullen – habt ihr immer noch nicht genug!“ gerufen Als Polizisten daraufhin aus der Wache kamen, „wurden sie an der Ecke Reeperbahn/Davidstraße aus der Personengruppe heraus gezielt und unvermittelt mit Stein- und Flaschenwürfen angegriffen.“ Dabei habe ein 45 Jahre alter Beamter einen Kiefer- und Nasenbeinbruch sowie eine Gesichtsschnittverletzung erlitten, „als ihm einer der Täter aus nächster Nähe einen Stein ins Gesicht schlug“. Verletzt worden seien zudem eine Polizistin, 48, durch Pfefferspray, ein 49 Jahre alter Kollege erlitt ein Bauchhämatom.
Diese Darstellung zweifelt der Strafverteidiger Andreas Beuth, Anwalt der linken Szene, an. Er spricht von „gezielter Desinformation“ und schwerwiegenden Zweifeln. Fünf seiner Mandanten, die sich zum fraglichen Zeitpunkt vor der Davidwache aufhielten, hätten ihm glaubhaft versichert, dass es keine vermummten Angreifer und damit auch „zu keinem Zeitpunkt“ Stein- oder Flaschenwürfe auf das Polizeikommissariat 15 gegeben habe. So, wie die Polizei die Ereignisse schildere, handele es sich um „schlichte Falschbehauptungen“. Beuth: „Es ist kein Beamter vor der Davidwache Ecke Reeperbahn/Davidstraße durch einen Stein oder anderen gefährlichen Gegenstand verletzt worden.“ Ob darüber hinaus Polizisten im Umfeld der Davidwache verletzt wurden, entziehe sich seiner Kenntnis.