Hamburg. Was in Harvestehude aus Naturschutzgründen nicht erlaubt sein soll, klappt in Altona gut. Das findet auch die Politik unverständlich.
Um Vögel, Fledermäuse und nachtaktive Insektenarten zu schützen und die Lichtverschmutzung in Hamburg zu verringern, bleibt es ab Ende des Jahres an der westlichen Seite der Alster in Harvestehude dunkel: Die alten, kaputten Lampen, die vor 20 Jahren von Unternehmen gesponsert wurden, werden nicht ersetzt. Dagegen regt sich nicht nur unter Joggern und Joggerinnen in Hamburg Widerstand. Verwunderlich: Was an der Alster unmöglich erscheint, klappt im Altonaer Volkspark prima. Dort sind spezielle, tierfreundliche Leuchten installiert.
Vor gut einem Jahr wurden im Altonaer Volkspark extra für Jogger und Fußgänger 48 Lampen in Betrieb genommen. „Die angeschlossenen Anlagen spenden nun nicht nur Menschen Licht, sie berücksichtigen auch den Umweltschutz“, heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamts Altona aus dem vergangenen Oktober. So seien die Leuchten durch Verwendung eines bestimmten Lichtspektrums insektenfreundlich und nehmen darüber hinaus Rücksicht auf das Brut- und Flugverhalten der Fledermäuse.
Alster in Hamburg: Hier soll die Natur vor Lichtverschmutzung geschützt werden
Was im Volkspark also klappt, stellt für die Umweltbehörde in Hamburg für die westliche Alsterseite ein Problem dar. Das Licht an der Außenalster schade der Natur, deswegen sei dort generell keine Beleuchtung vorgesehen, um die Lichtverschmutzung in Hamburg nicht weiter zu erhöhen. „Grundsätzlich sollten alle Tier- und auch Pflanzenarten vor Lichtverschmutzung geschützt werden. In Grünanlagen sind vor allem Vögel, Fledermäuse und nachtaktive Insektenarten betroffen“, so Franziska Fleischhauer von der Umweltbehörde.
Im Altonaer Volkspark wird die Beleuchtung dem Tagesablauf der Tiere einfach angepasst: Da von den Bestandsfledermäusen im Volkspark die sogenannten Großen Langohren bis etwa Anfang Dezember aktiv sind, kann die Beleuchtung so eingestellt werden, dass die Lichtmasten bis Anfang Dezember jeweils ab 22 Uhr für den Artenschutz langsam heruntergedimmt und acht Minuten später abgeschaltet werden. Die Kosten für die Joggingstrecke belaufen sich nach Angaben des Bezirksamtes Altona auf rund 400.000 Euro.
Hamburger CDU fordert Beleuchtungsoffensive für Alster und andere Bereiche
Moritz Blume, Unternehmer aus Harvestehude, setzt sich dafür ein, dass auch die westliche Alsterseite weiterhin beleuchtet bleibt. Unterstützung bekommt der 38-Jährige von der Hamburger Politik. So fordert Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion, gleich „eine große Beleuchtungsoffensive“: „Insbesondere Frauen fühlen sich in der dunklen Jahreszeit auf Hamburgs Wegen und in Parks häufig unsicher. Dies liegt zu einem Großteil an zu wenig Beleuchtung im öffentlichen Raum, wodurch das Sicherheitsempfinden abnimmt.“
Dass ausgerechnet bereits vorhandene Lampen an der Außenalster durch die Stadt nicht mit neuen Leuchtmitteln versehen werden, sei völlig unverständlich, so Thering. Das sieht auch Joggerin Melanie Knies-Wepler aus Hoheluft-Ost so. Sie sagt: „Auf der anderen Alsterseite ist es hell erleuchtet. Warum in Harvestehude die Lampen Tiere stören sollen, verstehe ich nicht.“
Auch interessant
Auch Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Fraktion Hamburg, setzt sich für einen beleuchteten Weg an der Alster ein, unter Berücksichtigung der Naturschutzbelange: „Die beliebte Spazier- und Laufstrecke an der Außenalster auch weiterhin zu beleuchten, beugt Sturzgefahren vor und schafft insgesamt mehr Sicherheit – insbesondere in der dunklen Jahreszeit.“
- Alster Hamburg: Irrweg! Warum Spaziergänger hier illegal unterwegs sind
- Alster: Beliebte Strecke in Hamburg stockdunkel – was ist hier los?
- Run Club Hamburg: Mit 50 Läufern um die Alster – warum Lauftreffs beliebt sind
Die Sicherheit und der Schutz der Hamburger und Hamburgerinnen habe Priorität. „Wichtig ist, dass neue Lampen möglichst so angebracht werden, dass sie nicht leicht zerstört werden können. Bei der Beleuchtung von öffentlichen Räumen muss darüber hinaus der Naturschutz stets mitgedacht werden. Auch an der Außenalster gilt es, umweltschonend vorzugehen. Dafür gibt es kluge Konzepte und gute technische Möglichkeiten.“
Alster versus Altonaer Volkspark: Auch Hamburger Grüner sieht Chance für Beleuchtung
Michael Gwosdz, Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen-Fraktion, läuft selbst gern an der Alster entlang, daher verstehe er die Sorgen vor der Dunkelheit gut. „Viele Menschen fühlen sich in den dunklen Stunden unsicher. Neben dem Angstgefühl zu Tagesrandzeiten ergibt das Laufen entlang des Buschwerks sicher auch ein erhöhtes Sturzrisiko. Hier gilt es für uns in Bürgerschaft und Behörde einmal genau hinzuschauen, ob der notwendige Schutz der Fauna in Parkanlagen nicht auch mit Einsatz von tierfreundlichen, nicht streuenden Wegebeleuchtungen erreicht werden kann.“
So könnte diese beliebte Laufstrecke laut Gwosdz ähnlich wie die Strecke im Altonaer Volkspark weiterhin als eine der wenigen innerstädtischen Laufstrecken auch bei Dunkelheit sicher nutzbar bleiben.