Hamburg. Markante, aber hässliche Ecke wird umgestaltet. Was auf dem Areal geplant ist und was mit den heruntergekommenen Glaskästen passiert.
Das derzeit hässliche Eingangstor nach Hamburg an der Kieler Straße soll attraktiver werden: Das Areal im Kreuzungsbereich zur Volksparkstraße in Stellingen wird neu geplant und gestaltet. Nun steht das Ergebnis eines städtebaulichen Architekturwettbewerbes fest.
Noch dominieren die verrotteten Gebäude, auch Glaskästen genannt, an der markanten Kreuzung, keine besonders schicke Visitenkarte für Eimsbüttel. Während Denkmalschützer diese vom renommierten Architekten Werner Kallmorgen entworfene Ladenzeile zumindest zum Teil erhaltungswürdig finden, hat der Bezirk Eimsbüttel entschieden: Im Zuge der Neugestaltung des Bereiches werden die Glaskästen vermutlich noch im kommenden Jahr abgerissen und nach ersten Ideen durch ein Hochhaus ersetzt.
Stellingen: Bezirk Eimsbüttel wünscht sich Wohnungen und Läden an Kieler Straße
Das Gebiet, das die Kieler Straße im Osten, die Molkenbuhrstraße im Westen, die Alte Volksparkstraße im Norden und die Fläche etwas nördlich der Johann-Wenth-Straße im Süden umfasst, soll aufgewertet werden. Im Fokus stehen zunächst die Gebäude in vorderster Reihe an der Kreuzung Kieler Straße/Volksparkstraße.
„Es wird hier eine Entwicklung ermöglicht, die eine möglichst attraktive Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten anbieten kann“, heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamts Eimsbüttel. Johannes Gerdelmann, Baudezernent im Bezirk: „Es ist ein Knotenpunkt, den wir gestalterisch weiterentwickeln werden.“
Das sind die Ziele der Umgestaltung:
- Verdichtung und Nutzungsmischung an Magistralen und an den geplanten U-Bahn-Haltestellen
- Stärkung des Nahversorgungszentrums Sportplatzring
- Vorhandenes Gewerbe schützen
- Bezahlbaren Wohnraum schaffen
- Grünflächen schaffen
- Arbeitsplätze integrieren
Kieler Straße soll sich von der Transitstraße zur lebendigen Stadtstraße entwickeln
Dazu gehört es auch, dass nicht planlos überall etwas entsteht, sondern vielmehr lenkt die Stadt die Entwicklung. „Statt dass sich überall Supermärkte ansiedeln, gibt es das Nahversorgungszentrum Sportplatzring“, so Gerdelmann. Dieses solle gestärkt werden. Ziel ist es, dass die Kieler Straße keine reine Transitstraße mehr ist, sondern sich zu einer lebendigen, bewohnten Stadtstraße entwickelt.
Zur Vorbereitung des Bebauungsplanverfahrens Stellingen 69 wurde von April bis September dieses Jahres ein städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb mit 15 Architektur- und Landschaftsplanungsbüros durchgeführt. Das Ergebnis wird am Dienstag, 5. November, im Haus für Jugend, Kultur und Stadtteil Stellingen (Sportplatzring 71) ab 18.30 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Nachgang zum Wettbewerb erfolgt eine Nachbearbeitung des Gewinnerentwurfes, auf dessen Grundlage dann der Bebauungsplan erarbeitet wird.
Hamburger Architekten: An Kieler Straße könnten bis zu 14-geschossige Hochhäuser entstehen
Die zwei Siegerentwürfe der Hamburger Architekturbüros Coido Architects und Winking Froh Architekten sehen jeweils eine dichtere und höhere Bebauung an der Magistrale vor. Bis zu 14-geschossige Hochhäuser sind denkbar sowie fünf- bis sechsgeschossige Gebäuderiegel.
Noch ist die Bebauung an der Kieler Straße zerstückelt, ergibt kein einheitliches Bild. Mit der Neugestaltung soll der Straßenraum neu gefasst werden, sollen Gebäuderiegel entstehen ähnlich dem Rotklinker-Gebäude der Saga am Sportplatzring. Ziel ist es, ein gemischtes, lebenswertes Quartier zu entwickeln und neuen Wohnraum zu schaffen.
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Das Bezirksamt und die Eigentümer der Grundstücke hatten sich dafür zusammengetan. Im ersten Schritt wird es den zweiphasigen städtebaulichen Wettbewerb geben. Im weiteren Verlauf wird bis Ende des Jahres der Siegerentwurf ermittelt, sodass im ersten Quartal kommenden Jahres der Rahmenplan stehen soll. Startschuss ist dann frühestens im Jahr 2026.
Hamburg hat ein Vorverkaufsrecht für das Areal in Stellingen erlassen
Das Areal gehört mit zu dem Gebiet, für das der Senat ein Vorkaufsrecht erlassen hat. Somit kann die Stadt im Fall von Grundstücksverkäufen diese Liegenschaften bevorzugt selbst erwerben und dadurch eigene städtebauliche Konzepte im Sinne der Stadt nutzen – und potenzielle Spekulanten abschrecken. Baudezernent Johannes Gerdelmann beruhigt die vielen Einzelhausbesitzer in dem Gebiet: „Niemand wird enteignet oder gezwungen, sein Grundstück an die Stadt zu verkaufen.“ Einige Eigenheimbesitzer hätten aber schon Interesse einer städtebaulichen Entwicklung.
Im Anschluss wird der Wettbewerb noch am 7. und 8. November sowie vom 11. bis 15. November in einer Ausstellung im St.-Thomas-Morus-Haus (Koppelstraße 16) dokumentiert. Die Ausstellung ist geöffnet von 10 bis 17.30 Uhr.