Hamburg. Zentrale Straße im Stadtteil soll modernisiert werden. Doch SPD und Bezirk werden sich nicht einig darüber, wie. Dabei drängt die Zeit.
In einem Punkt sind sich alle Beteiligten einig: Die Frohmestraße in Schnelsen soll attraktiver werden. Dafür möchte man den Abschnitt der Einkaufsstraße zwischen Wählingsallee und Oldesloer Straße erneuern und modernisieren. Damit enden die Gemeinsamkeiten. Im Frühjahr waren die Planungen gestoppt worden, um eine öffentliche Beteiligung zu ermöglichen. Doch um die konkrete Umsetzung gibt es weiterhin unterschiedliche Auffassungen. Was die Sache nicht einfacher macht, ist, dass es im Bezirk Eimsbüttel auch Monate nach der Bezirkswahl noch keine Koalition gibt.
Die Ziele der Umgestaltung, die im Herbst 2025 beginnen soll, sind laut Bezirksamt Eimsbüttel klar umrissen: Es geht um die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, der Erreichbarkeit, einer besseren Verkehrslenkung sowie die Aufwertung des öffentlichen Raumes. Nach Abwägung der unterschiedlichsten Belange verfolgt der Bezirk nun die sogenannte Vorzugsvariante 1 für die weitere Planung. Diese sieht einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 im Mischverkehr vor.
Frohmestraße in Schnelsen: Räder und Autos sollen sich Fahrbahn teilen
Kay Becker, Sprecher des Bezirks, erklärt das Konzept folgendermaßen: „Es geht um rund einen Meter verbreitete, barrierefreie Gehwege, die Straße wird 6,5 Meter breit. Radfahrer fahren zusammen mit dem Tempo-20-Verkehr auf der Straße, ohne eigenen Radweg. Zudem werden zahlreiche Querungsstellen für Fußgänger eingebaut. Und es wird neues Stadtmobiliar geben.“
Die SPD Schnelsen ist mit der aktuell präferierten Planung nicht einverstanden und ruft in einem offenen Brief zu einer Anpassung auf: „Wir befürchten, dass die jetzige Vorzugsvariante 1 eine untaugliche Lösung sein wird und die Situation für Geschäfte, Praxen, Handel und Publikum verschlechtert“, heißt es in dem Schreiben des SPD-Vorstands.
Schnelsen: SPD lehnt favorisierte Planung für Umbau der Frohmestraße in Hamburg ab
Er fordert die Bezirksverwaltung auf, die Planungen zu pausieren, bis Fragen zu möglichen Alternativen geklärt seien, „die den angestrebten Zielen gerecht werden und spürbare Verbesserungen für die Menschen im Stadtteil erreichen“. So lange möge die Bezirksversammlung keine Zustimmung zur Vorzugsvariante 1 geben.
In dem Schreiben wird weiter kritisiert, dass die Bezirksversammlung am 19. September die Möglichkeit gehabt habe, die Bezirksverwaltung ergänzend mit einer konkreten und detaillierten Prüfung einer Einbahnstraßen-Lösung zu beauftragen. „Der Antrag der SPD/CDU/FDP wurde mit den Stimmen der Grünen, Linken, Volt und AfD jedoch abgelehnt.“
SPD in Schnelsen listet eine Forderungen für Umbau der Frohmestraße auf
Koorosh Armi von der SPD hatte die Vorteile der Einbahnstraßenlösung folgendermaßen erläutert: „Dabei könnte die Anbindung der stadtauswärts fahrenden Busse an die Frohmestraße auch ohne Durchfahrt gewährleistet werden. Davon würden auch die Bewohner von Burgwedel, Schnelsen-Nord und -West profitieren, weil die Busse schneller am Ziel wären.“
Konkret fordert die SPD im offenen Brief folgende Punkte: Die vielen Buslinien in der Frohmestraße müssten entzerrt werden, damit nicht alle Busse die schmale Straße passieren müssen. Die öffentlich zugänglichen Aufenthaltsflächen ohne motorisierten Verkehr müssten vergrößert werden, damit die Menschen gerne in der Frohmestraße verweilen und einkaufen können.
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Eine Verschlechterung der Parkplatzsituation lehnt die SPD ab. Die Realisierung einer Quartiersgarage müsse bei Neubauplanungen von Grundstücken und Gebäuden mit in Betracht gezogen werden. Ein Mischverkehr in der Frohmestraße mit Buslinien, Kraftfahrzeugen, Lieferverkehr und Radverkehr auf einer gemeinsamen Fahrbahn und zusätzlich die querenden Fußgänger werde ohne bauliche Abgrenzung zwischen Fußweg und Fahrbahn in der Praxis nicht funktionieren und berge erhebliche Gefahren.
Frohmestraße in Schnelsen: Politik fordert neue Gespräche mit Anliegern
Die aktuell geplanten Mittelinseln überzeugen den SPD-Vorstand ebenfalls nicht. Es sei fraglich, ob die Gelenkbusse die Mittelinseln passieren können, ohne sie zu überfahren. Eine konkrete Forderung ist auch die weitergehende Beteiligung der Betroffen: „Es müssen erneut Gespräche mit den Gewerbetreibenden, Einzelhändlern, Schulen und Kitas, mit Praxen, Apotheken und dem Handwerk geführt werden“, denn eine Einkaufsstraße müsse einladend sein.
Kay Becker verweist auf das aufwendige, mehrstufige Beteiligungsverfahren, eine von der Bezirkspolitik beantragte öffentliche Anhörung und eine insgesamt sehr ausgiebige Befassung in der Bezirksversammlung, die noch einige Prüfaufträge an die Verwaltung nach sich gezogen habe. „Im nächsten Schritt folgt nun verwaltungsseitig die Detailplanung mit dem bekannten Verschickungsprozess. Hier hat die Bezirkspolitik auch immer noch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.“