Hamburg. Wenn die neue U-Bahn kommt, sollen Grundstücks-Spekulationen verhindert werden. Einzelne U5-Strecken könnten früher in Betrieb gehen.

  • Besondere Situation für geplante U5 in einzelnen Stadtteilen
  • Hamburger Hochbahn und Senat sichern sich Grundstücke
  • Fährt die U5 früher als gedacht durch Hamburger Westen?

Bei großen Immobilien-Projekten hat die Stadt Hamburg spektakulär oft in die Tonne gegriffen. Das hat zu tun mit der Milliarden-Pleite von René Benko, dem Elbtower, der 1-a-Brachfläche am Gänsemarkt und weiteren Signa-Ruinen. Um an Grundstücke zu kommen, hat der österreichische Ex-Star-Investor den Senat umgarnt und sogar Geldgeber wie Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne charmiert. Doch auch auf St. Pauli (Paloma-Viertel) und in Altona (Holsten-Areal) herrschen Investoren-Ärger und stadtentwicklungspolitischer Frust.

Für das größte Bauprojekt der kommenden Jahre haben die Verantwortlichen jetzt eine Art Airbag für drohende Planungsunfälle eingebaut. Die Milliardenstrecke der autonom fahrenden U-Bahn-Linie U5, die bis 2040 auf knapp 25 Kilometern den Hamburger öffentlichen Nahverkehr auf eine neue Ebene heben soll, kann teilweise über „gesichertes“ Terrain führen. Denn entlang der U5-Route hat sich Hamburg Vorkaufsrechte gesichert. Sollten hier Grundstücke verkauft werden, kann die Stadt die Hand darauf legen und sie selbst erwerben.

U-Bahn-Linie U5 in Hamburg durch Vorkaufsrechte abgesichert

Solche Vorkaufsrechtsverordnungen wurden etwa für Lokstedt und Stellingen erlassen. Hier soll die U5 vom UKE kommend am Behrmannplatz halten und weiter Richtung Hagenbecks Tierpark und zur Neuen Mitte Stellingen sausen. Entlang dieser Strecke wurden und werden für Hamburg wichtige Bauprojekte im Rahmen der Magistralen-Strategie realisiert. Beispiel Lokstedt: Seit Jahren ist im Gespräch, dass das Deutsche Rote Kreuz seinen Standort am Behrmannplatz verkaufen könnte. Hier könnte ein neues Stadtteilzentrum mit Einkaufsmöglichkeiten und Wohnungen entstehen. Zusammen mit der geplanten U5-Haltestelle wäre das eine passende Synergie. Bevor sich ein Investor die Fläche sichern könnte, hätte Hamburg mit dem Vorkaufsrecht den Erstzugriff.

Auch interessant

Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sagte beim Erlassen der Verordnung: „Vorkaufsrechte ermöglichen es der Stadt Hamburg, in Grundstücksverkäufe einzutreten, durch die eine sinnvolle weitere städtebauliche Entwicklung gefährdet wird, etwa durch spekulative Investoren. In diesen Fällen können wir das betreffende Grundstück bevorzugt erwerben, damit es im Sinne der Stadt genutzt wird.“ Den Behrmannplatz dürfte Pein kennen. Sie wohnt in Lokstedt.

Bau der U5 in Hamburg macht Umsiedlungen erforderlich

Peins Behörde erklärte aber, der Bereich östlich des S-Bahn-Stopps Stellingen (wo auch die U5 kreuzen soll) hänge nicht unmittelbar mit der neuen U-Bahn zusammen. Im Bereich von Kieler Straße und Volksparkstraße gehe es vor allem um die „Magistralenplanung“, also die Entwicklung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen entlang dieser Verkehrsachsen.

Dennoch ist es für die U-Bahnplaner entscheidend, nicht permanent privaten Interessen ausgesetzt zu sein. Bei den bisherigen Klagen gegen die Planfeststellung der U5-Ost ist es gelungen, die Mehrheit zu befrieden. Doch wer ein Haus an den dröhnenden Mega-Baustellen hat, lässt sich seine Klage teuer abkaufen. Das ist verständlich. Wegen des Baulärms und weiterer Einschränkungen kann es zumindest zeitweise Umzüge geben. Und passende Ersatzquartiere sind im Hamburger Stadtgebiet schwierig zu finden. Über die an U5-Kläger gezahlten Summen wurde Stillschweigen vereinbart.

U5: Neue Hamburger U-Bahn in der Animation

weitere Videos

    Ob und wo die U5 mit den Interessen der Stadt bei der Magistralen-Entwicklung außerdem zusammenfällt, darauf gibt die Stadtentwicklungsbehörde keine konkrete Antwort. Wenn Hamburg sein Vorkaufsrecht bei einem Grundstücksgeschäft zieht, muss der vereinbarte Kaufpreis bezahlt werden, wenn er nicht über dem Verkehrswert liegt.

    U5: Hamburger Vorkaufsrecht gegen Immobilien-Spekulanten

    Bereits vor vier Jahren brachte die Bezirksversammlung Eimsbüttel die Grindelallee und die Hoheluftchaussee ins Gespräch und warnte vor Spekulationen. Dort soll ebenfalls die U5 verlaufen. In einem Antrag hieß es: „Dazu gehört eine aktive städtische Bodenpolitik, die gezielt Flächen sichert, um diese für eine Neuentwicklung, auch in privater Hand, vorzubereiten. Dies darf nicht an Grundstücksspekulation scheitern. Daher sollten die vorhandenen Potenziale nicht nur planerisch in den Blick genommen werden, sondern bereits frühzeitig durch eine Vorverkaufsrechtsverordnung abgesichert werden.“

    Mehr zum Thema U5 in Hamburg

    Die U5 wird im weiteren Verlauf hinter City Nord und Borgweg nicht einfach von Ost über Süd (Hauptbahnhof) Richtung Norden und Westen gebaut. Es könnten je nach Baufortschritt schon Teile in Betrieb gehen, ehe die gesamte Strecke mit allen neuen Bahnhöfen komplett ist. Hier komme es auf die „Netzwirkung“ an, wie es bei der Hochbahn heißt. Das wiederum bedeutet: Teilstrecken ergeben da Sinn, wo möglichst viele Fahrgäste sind, die auch noch Anschluss an eine andere Linie haben. Der Abschnitt vor und hinter dem UKE mit seinen Tausenden Arbeitsplätzen und Besuchern drängt sich da auf.