Hamburg. Die umstrittene Maßnahme am Burgunderweg in Niendorf ist erfolgreich. Warum dort morgens und mittags Sicherheitsleute patroullieren.

  • Ganz in der Nähe wohnen kranke Obdachlose in einer Unterkunft.
  • Mit dem Security-Dienst sollen Nachbarn und Eltern beruhigt werden.
  • Die Stadt Hamburg zahlt für die Maßnahme 23.500 Euro im Monat.

Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Vor der Grundschule Burgunderweg in Niendorf gehen morgens zum Schulbeginn und mittags zum Schulende Sicherheitsleute auf und ab, haben ein Auge auf die Schüler. Damit ist die Einrichtung in der Nähe der Obdachlosenunterkunft am Garstedter Weg Hamburgs eine der wenigen Schulen mit Security.

Die beiden Männer in ihren neonfarbenen Westen gehen an diesem kalten Oktobermorgen ab 7.30 Uhr vor der Schule hin und her. Das machen sie täglich bis 8.30 Uhr und mittags von 12.30 bis 13.30 Uhr erneut – dann, wenn die Kinder Schulschluss haben.

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„Die Eltern kennen uns schon“, sagt einer der Sicherheitsleute. „Sie begrüßen uns immer freundlich.“ Die beiden Männer haben den Verkehr vor der Schule im Auge und achten darauf, dass den Grundschülern nichts passiert. Dabei sind sie nicht als Verkehrslotsen hier tätig.

Sicherheitsdienst Grundschule Burgunderweg
Der Sicherheitsdienst patrouilliert morgens und mittags vor der Grundschule Burgunderweg in Niendorf. Bislang gab es aber keine Probleme mit Bewohnern der nahe gelegenen Obdachlosenunterkunft am Garstedter Weg. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

Die Security achtet darauf, dass von den Bewohnern der nahe gelegenen Obdachlosenunterkunft am Garstedter Weg keine Belästigung ausgeht. Denn das hatten viele Kritiker der neuen Einrichtung befürchtet. Eltern waren in großer Sorge um ihre Kinder, hatten Angst, dass ihre heile „Bullerbü“-Welt in Niendorf Risse bekommen könnte. Die Diskussionen um die neuen Nachbarn waren damals aufgeregt und hitzig.

„Um auf die Sorgen der Anwohner möglichst umfangreich einzugehen, haben wir gemeinsam mit unmittelbaren Anliegern wie Schule und Kitas ein entsprechendes Sicherheitskonzept entwickelt“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde. Und dazu gehören eben auch die Sicherheitsleute vor der Grundschule und der benachbarten Kita.

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„Also, wir haben uns nie Sorgen gemacht“, sagt eine Mutter an diesem Morgen, die ihr Kind zur Grundschule bringt. Sie lebt in der Nachbarschaft und hatte anders als andere Anwohner nie etwas gegen die Einrichtung für kranke, obdachlose Menschen. „Die Unterkunft öffnet unseren Kindern das Bild für die Welt. Diese Sicherheitsleute sind völlig unnötig und verursachen nur Kosten für den Steuerzahler“, sagt sie.

Eine andere Mutter sagt, dass die Situation vor Ort „entspannt“ sei. „Es hat sich alles gefügt. Aber ich finde es gut, dass doch noch Leute ein Auge auf die Schule haben. Und es war auch gut, dass wir die Situation mit den neuen Nachbarn aus der Obdachlosenunterkunft von Anfang an kritisch beäugt haben.“ Sie engagiert sich bei Niendorf. Lebenswert für alle“, einem Zusammenschluss von etwa 100 Familien. Es sei wichtig gewesen, Bedenken zu äußern. „Ich finde den Sicherheitsdienst vor der Schule gut, das macht schon Eindruck.“

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Da es aber keine Zwischenfälle gab und die Lage vor Ort ruhig ist, werde der Sicherheitsdienst vor der Schule in Absprache mit den Teilnehmenden des runden Tisches nach und nach reduziert, so Arnhold. Auch der runde Tisch, der zu Beginn der Planungen zur Unterkunft eingerichtet worden war, werde auf Wunsch der Teilnehmer und Teilnehmerinnen aufgelöst. „Wir sind froh und dankbar, dass die Niendorfer die Obdachlosenunterkunft so gut angenommen haben.“

Auch zu den Kosten für den Sicherheitsdienst kann der Behördensprecher etwas sagen. Diese belaufen sich auf rund 23.500 Euro im Monat. Arnhold: „Wir haben lange nach einer solchen Einrichtung für schwer kranke Obdachlose gesucht. Wenn der Sicherheitsdienst dann am Ende dazu beigetragen hat, dass die Einrichtung im Stadtteil dauerhaft gut angenommen wird, dann war das Geld gut investiert.“