Hamburg. Kreisel in Harvestehude sei „völlig falsch geplant“. Auch in Winterhude werden Fahrradfahrer oft verletzt. Was der ADFC ändern will.

  • Am Klosterstern gab es im vergangenen Jahr 13 Unfälle mit verletzten Radfahrern.
  • „Der Bereich ist seit Jahren Schwerpunkt bei Fahrradunfällen und für Radfahrer völlig falsch geplant“, sagt der ADFC.
  • Ähnlich düster fällt die Bilanz für den Bereich Fernsicht und Krugkoppel aus.

An keiner anderen Stelle in Hamburg gibt es so viele Verkehrsunfälle mit verletzten Fahrradfahrern auf so engem Raum wie am Klosterstern in Harvestehude. Das belegen Unfalldaten der Polizei Hamburg. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg ist das nicht überraschend. Für die Radfahrerlobby sind der Klosterstern und auch der Bereich rund um die Straße Fernsicht und Krugkoppelbrücke in Winterhude „völlig falsch geplant“.

Am Klosterstern und dem dortigen Kreisverkehr gab es im vergangenen Jahr 13 Unfälle mit verletzten Radfahrerinnen und Radfahrern – so viele wie noch nie. „Der Bereich ist seit Jahren Schwerpunkt bei Fahrradunfällen und für Radfahrer völlig falsch geplant“, sagt Dirk Lau vom ADFC Hamburg. Sich dort zurechtzufinden sei eine große Herausforderung.

Harvestehude: Fahren im Kreisel bedeutet „maximal komplexe Verkehrssituation“

„Dass Radfahrer beim Einfahren auf diesen Kreisel zweimal Fußverkehr von links und rechts plus Rad- und Kfz-Verkehr von links beachten müssen, überfordert viele Verkehrsteilnehmer“, so Lau. „Beim Ausfahren aus dem Kreisel müssen sie den Radverkehr von hinten und wieder Fußverkehr von links und rechts im Blick haben – also eine maximal komplexe Verkehrssituation.“

Besser als die jetzige Lösung am Klosterstern wäre dort laut ADFC Mischverkehr von Rad- und Fußverkehr auf einer schmalen Kreisfahrbahn. „Also ohne Radwege, die aussehen wie Radfahrstreifen, aber keine sind. Das würde Radfahrern das Vorbeifahren an ausfahrenden Kfz-Fahrern links erlauben und es für andere Kfz-Fahrer gleichzeitig unmöglich machen.“

Fahrradsituation Krugkoppelbrücke
Unübersichtlich und gefährlich ist die Einmündung vom Leinpfad zur Krugkoppelbrücke in Winterhude. Der ADFC fordert dort unter anderem Tempo 30. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Ähnlich düster fällt die Bilanz für den Bereich Fernsicht und Krugkoppel aus. Dort waren es 2023 zehn Unfälle mit verletzten Radfahrern, obwohl die Strecke als Teil der Veloroute 4 gerade für den Radverkehr ausgebaut worden ist. Die Unfallstellen verteilen sich über den gesamten Straßenzug.

Winterhude: Rund um Krugkoppelbrücke – ADFC hatte Defizite zuvor benannt

Ohne die Unfallursachen genau zu kennen, überraschen diese Zahlen Dirk Lau nicht besonders. „Die Stellen wurden nicht besonders gut geplant, sondern weisen einige Defizite auf, die wir seinerzeit auch benannt hatten.“ Die Straßen rund um die Krugkoppelbrücke – also die Verbindung Fernsicht, Krugkoppel, Leinpfad – ist laut Dirk Lau eine von Auto- und Radfahrern gleichermaßen hoch frequentierte Strecke, die als Teil der Radroute 4 damit besonders sicher und attraktiv für Radfahrer sein sollte. Das ist nun offensichtlich nicht der Fall.

„Auch dort gibt es viel Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr und damit oft Situationen, in denen zumal weniger geübte Radfahrerinnen und Radfahrer mitunter überfordert sind“, so Lau. Er fordert dort ein Tempolimit für Autofahrer: „Auf dieser Strecke müsste unbedingt Tempo 30 angeordnet werden.“

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Auch das Abbiegen nach rechts und links aus dem Leinpfad „ist wenig komfortabel und nervig“. Denn: Beim Linksabbiegen kollidiere der Weg mit den Abbiegern von der Krugkoppel links in den Leinpfad. „Das ist die eigentlich kritische Situation. Wir hatten darauf auch hingewiesen, dass das komfortabel gelöst werden muss.“

Zumindest eine Aufstellfläche für Radfahrer, die in den Leinpfad abbiegen wollen und so in Ruhe eine passende Lücke abwarten können, wäre dort laut ADFC eine Maßnahme, die helfen würde, die Situation zu entschärfen. Dirk Lau weist zudem auf eine weitere Gefahr in dem Bereich hin: „Es gibt auf der Krugkoppel viele Kfz-Parkstände, die zu dicht an dem Radfahrstreifen gebaut sind und dadurch die Dooring-Gefahr erhöhen.“ Das bedeutet: Wenn Autofahrer aus ihrem Wagen steigen und nicht auf den Radverkehr achten, kann es leicht passieren, dass Radfahrer in die geöffneten Autotüren brettern und sich verletzen.