Hamburg. Neuartige „Diagonalsperre“ riegelt ab und regelt nun den Verkehr in Lokstedt. Viele Anwohner sind genervt – das sagt der Bezirk.
- Sperrung im Grandweg – „größter Mist, der je gemacht wurde“
- Nun klagen Anwohner der umliegenden Straßen über Stau
- FDP wollte die Sperrung postwendend wieder abschaffen
Freude versus Frust, große Zustimmung gegen maximale Ablehnung: Die sogenannte „Diagonalsperre“, die seit Mitte Mai einen Teil des Grandwegs in Lokstedt für den Autoverkehr abriegelt, spaltet den Hamburger Stadtteil. Vom Behrmannplatz kommend, müssen Autofahrer seither links in den Behrkampsweg abbiegen, können folglich auch den Edeka-Markt Töpfert an der Stresemannallee und auch die Rückseite der Trainingsanlage der beliebten Sportvereine SC Victoria (Fußball/Hockey/Tennis) und ETV nicht mehr anfahren.
Wer mit dem Auto aus Richtung Innenstadt den Grandweg entlangfährt, muss dagegen jetzt links in die Stresemannallee abbiegen, erreicht also die Alleen des Zylinderviertels wie Brunsberg und Sottorfallee nicht mehr. Ziel der Bezirkspolitik: Mit der Maßnahme sollte der Verkehr auf dem 1,5 Kilometer langen Grandweg, einem beliebten „Schleichweg“ parallel zum Lokstedter Steindamm, reduziert werden.
Lokstedt: Sperrung im Grandweg – „größter Mist, der je gemacht wurde“
„Man kann feststellen, dass die Sperrung gut funktioniert“, lobt so auch ein Anwohner auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de. „Viele Fußgänger und Radfahrer danken.“ Insbesondere am frühen Morgen, wenn Gruppen von Kindern in die nahe gelegene Grundschule Döhrnstraße spazierten und Eltern ihre Kinder in die umliegenden Kitas radelten, sei die Entlastung spürbar, schreibt ein anderer Anwohner.
Doch es gibt auch ganz andere Meinungen: Über den „größten Mist, der je gemacht wurde“, schimpft einer. Und eine andere Anwohnerin kritisiert, dass das Problem lediglich in die kleineren Nachbarstraßen verlagert worden sei: „Für die konkrete Ecke mag das mit der Entlastung stimmen. Dafür beobachte ich jetzt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in den umliegenden Straßen.“
Anwohner klagen nun über Stau in den umliegenden Straßen von Lokstedt
Konkret, so heißt es in dem Portal, staue es sich nun vor allem im ohnehin schmalen Lohbekstieg und in der Emil-Andresen-Straße – und damit unmittelbar vor einem Eingang der Grundschule Döhrnstraße, die ohnehin (wie viele andere Schulen) seit Jahren gegen „Elterntaxis“ am Morgen und Mittag kämpft. Viele geben an, dass sie durch die Sperrung jetzt einen Umweg fahren müssten, der „drei- bis fünfmal so lang“ sei: „Ein Problem gelöst, dafür ein neues geschaffen und den CO₂-Ausstoß vervierfacht. Na toll!“
Auch Anwohner der Platanenallee, die Lokstedter Steindamm und Grandweg verbindet, beobachten nach eigenem Empfinden eine Zunahme des Verkehrs: „Hier fahren jetzt auch vermehrt Polizei und Rettungsdienst durch.“ Anwohner der Sottorfallee beklagen, sie hätten ebenfalls „sehr viel Spaß“ mit dieser „Lösung“: Da das Hinweisschild auf die in wenigen Metern folgende Diagonalsperre am Grandweg auf Höhe der Sottorfallee angebracht sei, bögen „viele Verwirrte“ in die Sottorfallee ab. Die Folge laut Anwohnern: mehr Verkehr in den Seitenstraßen Richtung Lokstedter Steindamm. „Und da sind auch viele Schulkinder, die zum Corvey Gymnasium wollen, unterwegs.“
Bezirk Eimsbüttel und Polizei Hamburg liegen keine Beschwerden vor
Ursprung des ganzen Problems, da sind sich zahlreiche Nutzer auf nebenan.de einig, sei die fehlende Linksabbiegerspur am Siemersplatz. Denn an der großen Kreuzung kann man – aus Eppendorf kommend – nicht links auf den Lokstedter Steindamm abbiegen. Folglich werde und wurde der Grandweg als Alternativroute stark befahren, auch von Lastwagen.
Eine offizielle Bilanz über den Effekt der „Diagonalsperre“ kann der zuständige Bezirk Eimsbüttel noch nicht geben, doch die Verkehrszählung sei beantragt. Und noch in diesem Jahr sollen objektive Zahlen vorliegen, heißt es. „Wir wissen, dass es im Vorfeld Befürchtungen der Anwohner gab, doch seit Umsetzung der Maßnahme ist bei uns noch keine einzige Beschwerde eingegangen“, sagt Bezirksamtssprecher Kay Becker. Das bestätigt auf Abendblatt-Nachfrage auch die Polizei.
FDP wollte Sperrung des Schleichwegs von Eppendorf nach Eimsbüttel wieder abschaffen
Die FDP-Bezirksfraktion hatte kürzlich einen Antrag eingebracht, wollte die „Diagonalsperre“ wieder abschaffen, weil sie „den Stadtteil in zwei Teile zerschneide“. Der Antrag wurde im zuständigen Regionalausschuss jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt.
„Wir haben dagegen eher positive Zuschriften erhalten“, heißt es aus dem Bezirksamt Eimsbüttel. „Endlich!“, hätten einige Eltern, deren Kinder die Grundschule Döhrnstraße in Lokstedt besuchen, geschrieben. Kay Becker: „Denn man muss sagen, dass die Unfallzahlen am Grandweg vergleichsweise höher lagen als im Umfeld. Insofern ist die Maßnahme zur Verkehrssicherheit auch das Ergebnis eines seit Jahren geäußerten Bürgerwillens.“