Hamburg. Der Eimsbütteler Turnverband ist Vorreiter und bietet den neuen Trendsport Pickleball aus Amerika an. Andere Vereine ziehen nach.

Aus den USA nach Hamburg: Pickleball entwickelt sich in der Hansestadt derzeit zu einem Trendsport. Vor eineinhalb Jahren hat der Eimsbütteler Turnverband (ETV) – das Abendblatt hat gerade eine Doku über ein Fußball-Team des Vereins gedreht – das Spiel in die Hansestadt geholt und damit eine Bewegung in Gang gesetzt. Andere Vereine in Hamburg ziehen jetzt nach.

Für Michael Dettloff und die anderen, die sich an diesem Freitagmittag in der Sporthalle des ETV am Lokstedter Steindamm in Eppendorf treffen, ist Pickleball mehr als irgendein Ballspiel. Es ist Sport, Bewegung – und es ist vor allem eine besondere Gemeinschaft, die regelmäßig den kleinen löchrigen Plastikball schlägt.

ETV Hamburg: „Beim Pickleball hat man auch als Anfänger schnell Erfolgserlebnisse“

Für Michael Dettloff aus Barmbek ist das Ballspiel auch eine willkommene Abwechslung zu seinem Job als Versicherungsmakler. „Ich habe flexible Arbeitszeiten und kann daher freitagmittags um 13 Uhr Pickleball spielen“, sagt der 50-Jährige. Was er daran so schätzt: „Die Community, die Leute, die so besonders sind.“

Michael Dettloff, Pickleball
Michael Dettloff spielt regelmäßig Pickleball beim ETV. Früher hat der 50-Jährige Badminton gespielt, mittlerweile übt er nur noch den Trendsport aus den USA aus. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

Noch ist die Gemeinschaft überschaubar. Ein Dutzend Spieler trifft sich jeden Freitag, sonntags gibt es zwischen 13 und 20 Uhr weitere Platzzeiten in der Halle im ersten Stock. „Ich kenne die Sportart aus Florida, wo ich die Hälfte des Jahres verbringe“, sagt Kerstin, die 55-Jährige ist an diesem Tag extra aus Lübeck nach Hamburg gekommen, um ein paar Runden zu spielen. „Man hat auch als Anfänger schnell Erfolgserlebnisse.“

Pickleball ist eine Mischung aus Tennis, Tischtennis und Badminton

Pickleball ist eine Mischung aus Tennis, Tischtennis und Badminton, wobei der Schläger aussieht wie ein überdimensionierter Tischtennisschläger. Der Platz ist kleiner als beim Tennis, das Netz hängt niedriger als beim Badminton, und das Tempo ist viel moderater als beim Tennis. Der Spaß steht dabei im Vordergrund – und die Gemeinschaft.

„Das Tolle ist das Miteinander“, sagt Katrin Voith, die aus Eilbek zum ETV gekommen ist. Die 59-Jährige spielt parallel immer noch Tennis. „Pickleball können wir gut in der Halle spielen, das ist im Winter eine gute Alternative zum Tennis.“

„Trendsport Pickleball wird durch die Decke gehen in den kommenden zehn bis 15 Jahren“

Die Sportart ist im Kommen: Schon jetzt reichen die Plätze am Lokstedter Steindamm nicht aus, so groß ist der Andrang. „Wir würden gern auch mal ein Einzel spielen, aber momentan spielen wir Doppel, damit jeder einmal drankommt“, sagt Michael Dettloff. Bei zwölf Spielern kann auf drei Plätzen gleichzeitig gespielt werden. Eine Runde dauert lediglich etwa zehn Minuten je nach Punktestand, dann wird gewechselt und die Spieler, die zuvor an der Reihe waren, müssen eine Zwangspause auf der Bank machen. Das ist nicht ideal, aber ein Kompromiss.

30 Millionen aktive Pickleball-Spieler gibt es in Amerika, um die 50 Aktive sind es beim ETV. Tendenz, auch hamburgweit, steigend. Pickleball nach Hamburg geholt hat der ETV, sagt Mathis Wittneben, der hier zuständig für Trendsportarten ist. Der Walddörfer SV und der TSV Stellingen haben nachgezogen. „Es ist ein Sport, der schnell zu erlernen ist und weniger kompliziert und rasant ist als Tennis. Man kommt relativ schnell ins fließende Spiel“, so Wittneben.

Mehr zum Eimsbütteler Turnverband (ETV)

Pickleball ist für jeden etwas: Beim ETV ist der jüngste Spieler 18, der älteste über 60 Jahre alt. Hier spielen Männer gegen Frauen, alt gegen jung. Abiturienten, Studenten, Berufstätige und Rentner. Mathis Wittneben ist überzeugt: „Der Trendsport Pickleball wird durch die Decke gehen in den kommenden zehn bis 15 Jahren.“

ETV Hamburg: Vorbild für die Pickleball-Spieler sind öffentliche Plätze in New York

Es ist ein Sport, der Generationen verbindet. In den USA ist es „Boom-Sportart Nummer 1“, so Mathis Wittneben. Im Central Park in New York gibt es 20 Pickleball-Plätze, ähnlich in Cincinnati. Draußen und umsonst, ohne dass die Menschen Vereinsmitglied sein müssen. Pickleball als Volkssport.

Wollman Rink in Central Park,
Im Central Park in New York gibt es 14 Pickleball-Felder, dort kann jeder von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr von April bis Oktober spielen. Von solchen Bedingungen träumen die Pickleball-Spieler in Hamburg. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vanessa Carvalho

Davon können Michael Dettloff und die anderen Spieler nur träumen. Aber wer weiß: Vielleicht ist Hamburg irgendwann so weit. Aus der zuständigen Behörde heißt es dazu: „Der Vorschlag Pickleball-Felder in Parks, auf Sportanlagen oder Schulhöfen zu markieren, ist eine interessante Möglichkeit, das Sportangebot in unserer Stadt zu erweitern und entspricht den Zielen unser Hamburger Active City Strategie.“

Dettloff und andere Pickleball-Spieler wünschen sich, draußen auf angelegten Plätzen spielen zu können. Um diesem Wunsch ein wenig näherzukommen, haben sie sich in einer WhatsApp-Gruppe zusammengetan und spielen ab und an auf Schulhöfen. Auch, weil die Hallenzeiten begrenzt sind. „Die zwei Stunden gehen viel zu schnell vorbei, aber man hat gut etwas getan“, sagt er. Und: Seitdem er mehrmals in der Woche spielt, hat er schon sechs Kilo abgenommen.

Wer sich ein genaueres Bild von Pickleball machen möchte: Am Sonnabend, 5. Oktober lädt der Walddörfer SV ein zum „Open Play“ an der Berner Au statt, Meiendorfer Mühlenweg 35, ab 9 Uhr.

Das Abendblatt hat eine spannende Doku über die 1. Herren-Mannschaft des ETV gedreht. Die siebenteilige Serie ist ab sofort unter www.abendblatt.de/etv verfügbar.

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