Hamburg. Traurige Schicksale, Happy Ends: Tierheim in Lokstedt vermittelt seit 40 Jahren Hunde & Co. Leiter nennt Lieblingstiere der Hamburger.
- 80 bis 200 Hunde vermitteln Frank Weber und sein Team jedes Jahr
- Seit 40 Jahren schon finden Hunde, Katzen & Co. im Franziskus Tierheim in Lokstedt ein Zuhause auf Zeit
- Frank Weber arbeitet mit Tierheimen in Ungarn und Rumänien zusammen und lässt Hunde nach Hamburg bringen
Estrella, die an den Gitterstäben ihres Zwingers hochspringt und voller Energie ist, würde Frank Weber glatt adoptieren. „Die Hündin gefällt mir“, sagt er beim Rundgang durch das Franziskus Tierheim in Lokstedt. Aber der Tierheim-Leiter hat schon drei eigene Hunde und bis zu 30 weitere Hunde, 120 Katzen und Kleintiere in seiner Obhut.
Seit nun 40 Jahren finden Hunde, Katzen, Vögel und Co. in dem Hamburger Tierheim, ganz in der Nähe des Tierparks Hagenbeck, ein Zuhause auf Zeit, bis sie in ihre endgültigen Familien vermittelt werden.
Tierheim Hamburg – 99 Prozent der Tiere kommen in ein „schönes Zuhause“
Tierheim, das klingt düster und hoffnungslos. Und ja, es wäre für Estrella und die anderen Hunde sicher schöner in einem Wohnzimmer mit Familienanschluss zu dösen als in einem kargen Zwinger. Aber die gute Nachricht: „Unsere Hunde werden schnell vermittelt. In 99 Prozent der Fälle finden wir ein schönes Zuhause“, sagt Frank Weber. Gerade erst hat Starköchin Cornelia Poletto nach dem Tod ihres Dackelmischlings die kleine Miley aus dem Tierheim geholt.
Im Schnitt bleiben die Tiere lediglich drei Wochen dort. „Es findet sich für jedes Tier ein Zuhause.“ Auch für die 120 Katzen und die Kleintiere dort. Ein Tierheim, sagt Weber, ist deshalb ein Ort der Hoffnung, nicht der Verzweiflung.
Im Unterschied zum Tierheim Süderstraße hat das Franziskus Tierheim keine Verträge mit der Stadt Hamburg und muss daher auch keine beschlagnahmten Tiere aufnehmen – zum Beispiel Hunde, die durch Beißvorfälle aufgefallen, nicht erzogen und häufig eben unvermittelbar sind, sagt er. „Wir holen die kleinen, friedlichen Hunde, die gut vermittelbar sind.“
Franziskus Tierheim: Auch „alter, klappriger Hund“ hat ein Zuhause gefunden
„Holen“, das bedeutet: Frank Weber arbeitet mit Tierheimen in Ungarn und Rumänien zusammen und lässt regelmäßig Hunde nach Hamburg bringen, die hier eine echte Chance auf ein besseres Leben haben. „Mir ist es egal, woher die Tiere kommen. Es geht darum, Tieren in Not zu helfen – egal ob in Deutschland oder woanders.“ Und er hilft damit nicht nur Vierbeinern: „Wir machen Tiere glücklich, aber ebenso die Menschen, die hier das passende Tier finden.“
So wie Norberth, ein „alter, klappriger Hund“, erzählt Weber. Eher schwer zu vermitteln. Aber „ganz besonders liebe Menschen“, so steht es unter einem Instagram-Post des Tierheims, „haben ihn kennengelernt und konnten seinem Charme nicht widerstehen. Nobby ist einfach unglaublich zauberhaft und der charmanteste Schmusebär.“ Auch er hat im hohen Alter noch sein Zuhause gefunden.
Fast 30.000 Tiere in 20 Jahren vermittelt – „jeder unsere Schützlinge hat ein Schicksal“
29.196 Tieren konnten Frank Weber, sein Team und die Ehrenamtlichen in den vergangenen 20 Jahren ein neues Zuhause geben. Solange führt Weber das Tierheim.
„Jeder unsere Schützlinge hat ein Schicksal, viel zu häufig ein trauriges. Und dieses ist immer eng mit den Menschen verknüpft“, sagt der gebürtige Heidelberger. So wie bei der freundlichen Labrador-Hündin, die seit einiger Zeit im Tierheim lebt, weil ihr Frauchen sterbenskrank ist. Wenn sie überlebt, kann die Hündin vielleicht zurück. Wenn nicht, wird sie vermittelt.
Dass todkranke Menschen sich in ihren letzten Tagen von ihrem geliebten Tier trennen, kommt häufiger vor. So wie vor Kurzem bei dem älteren Herrn. „Wir konnten den Hund noch vor dem Tod seines Herrchens vermitteln, sodass dieser friedlich einschlafen konnte. Mit dem Wissen, dass sein Hund ein schönes Zuhause gefunden hat.“
Tierheim in Lokstedt: Hamburger interessieren sich vor allem für Hunde
Der Trend geht bei den Hamburgern übrigens zum Hund. „Die Nachfrage nach Hunden ist am größten, nach Katzen und Kleintieren hingegen rückläufig“, sagt Weber. 180 bis 200 Hunde vermitteln er und sein Team jedes Jahr. Platz ist für maximal 30 Hunde gleichzeitig.
Es sei eine tägliche Herausforderung, für die Tiere da zu sein – personell, aber auch finanziell. So kostet ein Hund im Monat umgerechnet 1300 Euro. Das Tierheim finanziert sich durch Spenden und Erbschaften. Dass das Tierheim sich tragen kann, liegt wohl auch an Webers Bekanntheit: Er moderiert im Fernsehen die Vox-Sendung „HundKatzeMaus“.
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Franziskus Tierheim in Hamburg bietet am Tag der offenen Tür Rundgänge an
Dennoch: Die Hamburger zeigen sich nicht besonders spendabel. „Hamburg ist so eine reiche und tierliebe Stadt, wir würden uns da mehr Engagement von den Menschen wünschen“, sagt der Tierheim-Leiter. Weber schlägt auch vor, die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent anzuheben, um einen Teil in den Tierschutz fließen zu lassen. Einigen Tierheimen stehe das Wasser bis zum Hals, sagt er. Die Kosten steigen immer weiter, die Einnahmen aus Tiervermittlungen nicht. „Wir brauchen dringend mehr Unterstützung.“