Hamburg. So bewerten Anwohner die Lage rund um die beiden Unterkünfte für wohnungslose Menschen. Sie spüren deutliche Auswirkungen im Stadtteil.

Die Hamburger Sozialbehörde und das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen sind sehr zufrieden damit, wie der Betrieb der beiden neuen Obdachloseneinrichtungen in Niendorf angelaufen ist. In der Einrichtung für pflegebedürftige Obdachlose am Garstedter Weg 79–85 leben laut Sozialbehörde derzeit 56 ehemals obdachlose Männer und Frauen. In der Fett‘schen Villa am Garstedter Weg 20 sind zwölf Obdachlose untergebracht.

Auch im Umfeld der beiden Unterkünfte hat sich die anfängliche Aufregung gelegt. „Tenor ist, dass es um die beiden Häuser ruhig geworden ist“, sagt ein Vertreter vom Zusammenschluss „Niendorf. Lebenswert für alle“, in dem sich etwa 100 Familien zusammengetan haben, als die Pläne für die Einrichtung der Obdachloseneinrichtungen bekannt wurden.

Obdachlose am Garstedter Weg: Nachbarn fordern weiterhin Sicherheitsdienst

„Wir gehen davon aus, dass unsere kritische Begleitung dazu beigetragen hat, dass es jetzt gut läuft“, sagt der Sprecher der Gruppe. Denn die Behörde habe sehr darauf geachtet, die Einrichtungen schrittweise zu beleben und auf die Bedenken und Forderungen der Anwohnerinnen und Anwohner einzugehen.

Dazu gehören auch die Patrouillen eines Sicherheitsdienstes im Umfeld der Einrichtungen, vor allem rund um die Grundschule Burgunderweg und die Kitas, die in unmittelbarer Nähe liegen.

Am Tibarg in Niendorf sollen sich seit Eröffnung der Heime mehr Obdachlose aufhalten

Spannend werde es im vierten Quartal, wenn beim nächsten runden Tisch die Frage nach der Notwendigkeit des Sicherheitsdienstes auf den Tisch komme. „Dann beginnt die dunkle Jahreszeit, und auch die Belegung wird höher sein“, sagt der Sprecher von „Niendorf. Lebenswert für alle“. „Wir wollen, dass der Sicherheitsdienst bleibt.“ Die Sozialbehörde hatte auf Anfrage gesagt, man sei bestrebt, den Einsatz eines Sicherheitsdienstes auf das Notwendigste zu beschränken. Die Behörde habe zudem versprochen, dass der Garstedter Weg 79–85 nicht Teil des Winternotprogramms werde.

Viele Rückmeldungen habe die Niendorfer Gruppe aber zum Tibarg bekommen. „Es gibt seit den vergangenen Monaten deutlich mehr Obdachlose. Das ist signifikant. Wir sehen die beiden Einrichtungen schon als Pull-Faktor, die mehr obdachlose Menschen nach Niendorf ziehen“, sagt Initiativen-Sprecher.

Mehr aus dem Stadtteil

Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft hatten das mehrere Geschäftsleute dort beklagt, auch dass mehr gebettelt werde. Einer der Gastronomen am Tibarg ist Daljit Multani, Betreiber des Restaurants „Die Kleine Fischerstube“. Er beurteilt die Situation inzwischen etwas milder. „Ich sehe mehr Polizei am Abend auf dem Tibarg, die nach dem Rechten sieht. Polizisten waren auch bei uns und haben gesagt, wir sollen uns melden, wenn wir ein Anliegen haben. Aber bisher ist alles harmlos.“

Obdachlose in Hamburg: Gäste von Restaurant am Tibarg in Niendorf werden angebettelt

Nachdem immer wieder Unbekannte ihre Notdurft vor seinem Lokal verrichtet hatten, das etwas zurückgesetzt in einer Seitengasse liegt, sorgt seit ein paar Wochen ein stabiles Metalltor dafür, dass er morgens nicht auf menschliche Hinterlassenschaften stößt.

Daljit Multani, Inhaber der Kleinen Fischerstube in Niendorf
Daljit Multani, Inhaber der Kleinen Fischerstube in Niendorf, schließt jetzt abends den bislang offenen Gang zu seinem Restaurant ab. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

Dass seine Gäste tagsüber immer mal wieder aggressiv angebettelt werden, könne das Tor nicht verhindern, sagt Daljit Multani. Aber es seien nun mal mehr Obdachlose auf dem Tibarg unterwegs, man könne nicht alles abwehren.