Hamburg. Anwohner hatten erhebliche Bedenken gegen zwei Unterkünfte für wohnungslose Menschen. Jetzt zieht die Behörde ein erstes Fazit.

Die Ankündigung der Hamburger Sozialbehörde, in Niendorf gleich zwei Obdachlosenunterkünfte am Garstedter Weg einzurichten, hatte für viel Aufruhr gesorgt. Inzwischen scheint die Situation befriedet. „Die Sozialbehörde und der städtische Betreiber Fördern und Wohnen (F&W) sind bislang sehr zufrieden mit dem Start der Einrichtung. Die dort untergebrachten Menschen fühlen sich sehr wohl am neuen Standort und spiegeln das auch in Gesprächen mit dem Personal vor Ort“, sagt Stefanie Lambernd, Sprecherin der Sozialbehörde, auf Anfrage.

Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner hätten sich seit dem Start im April gut eingelebt, verweilten überwiegend im Haus und nähmen die Angebote dort gut an. Nach den anfänglich vorgetragenen Bedenken liegen nach Angaben der Sprecherin derzeit keine Beschwerden aus dem nachbarschaftlichen Umfeld vor. Dennoch haben Anwohner nach Beobachtungen im Stadtteil neue Forderungen.

Obdachlose in Hamburg: Am Garstedter Weg in Niendorf leben 56 pflegebedürftige Menschen

In der Obdachlosenunterkunft für besonders vulnerable Menschen am Garstedter Weg 79–85 leben derzeit 56 Obdachlose, davon 13 Frauen mit Pflegebedarf, die überwiegend aus der Unterkunft an der Friesenstraße in Hammerbrook weitervermittelt wurden. Die Behörde hatte eine schrittweise Belegung versprochen. Die Kapazität ist auf 118 Bewohner ausgelegt. Ein Bewohner hat laut Lambernd das Haus verlassen müssen und sei wieder in der Friesenstraße untergebracht worden.

Übergangswohnheim Niendorf
Die Fett‘sche Villa am Garstedter Weg 20 in Hamburg-Niendorf wird für ein Modellprojekt genutzt – als Übergangswohnheim für Obdachlose. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Um verbindliche Aussagen zum Gesundheitszustand der Bewohnerinnen und Bewohner treffen zu können, sei es noch etwas früh, weil die Aufnahme schrittweise erfolgt sei, sagt Lambernd. „Erkennbar wird aber bereits jetzt schon, dass die erhebliche Verbesserung der Lebenslage der besonders vulnerablen Obdachlosen dazu beiträgt, dass die Menschen nicht mehr Hitze, Kälte und Nässe ausgesetzt sind und ausreichend gesunde Verpflegung erhalten, körperliche Hygiene betreiben und vorhandene Erkrankungen medizinisch versorgt werden.“

Hamburger Sozialbehörde: Derzeit keine Beschwerden gegen Unterkunft für Obdachlose

Die Erfahrungen vor Ort zeigten, dass sich der gesundheitliche Zustand der Obdachlosen insgesamt nicht mehr verschlechtere. Auch Fälle mit ersten Verbesserungen des Gesundheitszustandes zeichneten sich ab.

Die Hausordnung regelt sehr genau die Rechte und Pflichten der ehemals obdachlosen Menschen. Aktuell setzt F&W als Betreiber der Unterkunft sechs Sicherheitsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ein. „Zum weiteren Umfang des Sicherheitsdienstes werden die Vorstellungen und Bedarfe dazu mit den teilnehmenden Interessensvertretungen des Stadtteils im nächsten runden Tisch besprochen. Zugleich sind auch die Erfordernisse des Betreibers zu berücksichtigen“, so die Behördensprecherin.

Obdachlose in Niendorf: Erster Bewohner vom Garstedter Weg in Arbeit vermittelt

Die Behörde sei bestrebt, den Einsatz eines Sicherheitsdienstes auf das Notwendigste zu beschränken. Der nächste runde Tisch ist für den 10. Oktober geplant. Derzeit sieht man regelhaft zwei Sicherheitsbedienstete in gelben Westen im Umfeld von Unterkunft, Schule und Kita auf Patrouillengängen.

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Am Garstedter Weg 20, in der sogenannten Fett‘schen Villa, die seit 8. Juli 2024 als Übergangswohnheim für obdachlose Menschen genutzt wird, leben derzeit zwölf Personen. „Ein Klient konnte in privaten Wohnraum ziehen. Die Person wurde durch die sozialarbeiterische Bezugsbetreuung so motiviert und aktiviert, dass es zu einem Arbeitgebergespräch mit Arbeitsvertragsverlängerung und mit Wohnangebot gekommen ist“, sagt Stefanie Lambernd. Auch hier seien keine Beschwerden aus dem nachbarschaftlichen Umfeld bekannt, versichert sie.