Hamburg. Wer ist der Mann, dem jetzt die Immobilie an der Alster gehört – und was hat er für Ideen? Ein Treffen vor Ort am Alsterufer.

Strahlend blauer Himmel über Hamburg. Die Sonne lässt das „Weiße Haus“ an der Alster im Stadtteil Rotherbaum erstrahlen. Auf dem Balkon des Turmzimmers im zweiten Stock steht Max Schlereth, schaut erst auf die weiße Fassade und lässt den Blick dann über das Wasser schweifen.

„Das ist einfach wunderschön hier. Als ich das Gebäude im Januar zum ersten Mal live gesehen habe, da war es um mich geschehen“, sagt der Münchner Unternehmer beim exklusiven Ortstermin mit dem Abendblatt. Im Februar hat Schlereth das ehemalige US-Generalkonsulat am Alsterufer von der amerikanischen Regierung erworben.

US-Konsulat in Hamburg: Max Schlereth hat „Faible“ für historische Immobilien

„Ich habe ein Faible für historische Immobilien mit einer besonderen Architektur“, sagt er. „Und natürlich hat mich auch diese Lage sofort in ihren Bann gezogen.“

Auf dem rund 3600 Quadratmeter großen Areal befinden sich die zwei miteinander verbundenen, unter Denkmalschutz stehenden Villen samt einem wenig repräsentativen Anbau. Das US-Generalkonsulat hatte bereits im Sommer 2022 neue Räume an der Straße Kehrwieder in der HafenCity bezogen.

Max Schlereth steht auf dem Balkon des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer.
Max Schlereth steht auf dem Balkon des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Im Herbst vergangenen Jahres wurde das Maklerhaus Cushman & Wakefield von der amerikanischen Regierung mit dem Verkauf des prominenten Gebäudes beauftragt. Dann ging alles ganz schnell: Einen Tag vor Weihnachten hatte Max Schlereth das Immobilienangebot auf dem Tisch. Kurz darauf schlug er zu.

Hotel an der Alster: Das The Jefferson wird nicht vor 2028 öffnen

Das Abendblatt hat Mitte Februar als erstes Medium über den spektakulären Immobiliendeal und die Pläne des Münchners, aus der Immobilie ein exklusives Hotel zu machen, berichtet. Mit The Jefferson steht auch schon der Name fest.

Einblick in eines der repräsentativen Treppenhäuser im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer.
Einblick in eines der repräsentativen Treppenhäuser im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„An diesem Standort schaffen wir etwas ganz Besonderes“, sagt Schlereth nun. „Demnächst möchte ich Gespräche mit dem Denkmalschutzamt und dem Senat führen. Der persönliche Kontakt ist für mich immer sehr wichtig.“

Und Schlereth kündigt an: „Wir gehen bei dem Umbau dieses Gebäudes ganz behutsam voran und nehmen uns Zeit.“ Deshalb gibt es auch noch keinen Eröffnungstermin. Vorsichtig geschätzt, dürften hier wohl nicht vor 2028 die ersten Gäste empfangen werden.

Hotel in Hamburg: Zu der Kette von Max Schlereth gehören bereits 18 Häuser

Mit der Branche kennt sich der 52-Jährige aus: Zur Derag (Deutsche Realbesitz Unternehmensgruppe) mit Hauptsitz in der bayerischen Hauptstadt München, dessen geschäftsführender Gesellschafter Schlereth ist, gehören die Living Hotels. Die Kette verfügt bereits über 18 Häuser unter anderem in Berlin, München und Wien, aber auch im südafrikanischen Hotspot Kapstadt.

Der neue Eigentümer des Filetgrundstücks an der Außenalster ist ein Schöngeist und hat zum Beispiel in Düsseldorf ein ganz besonderes Ensemble zu einem luxuriösen Hotel umgebaut. Das De Medici, ein Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert, diente unter anderem als Jesuitenkloster und beherbergt heute 170 Zimmer und Suiten und ein angesagtes Restaurant.

Restaurant Hamburg: Das St. Ribs soll auch Einheimische begeistern

Apropos Restaurant: Max Schlereth steht im „Ballroom“, dem ehemaligen Ballsaal mit edlem Parkett und einem imposanten Kronleuchter. Der großzügige Raum mit Marmorsäulen und reich verzierter Stuckdecke wurde für repräsentative Anlässe genutzt. „Hier ist der ideale Ort für unser St.-Ribs-Restaurant, mit dem wir auch die Hamburger für unser Haus begeistern wollen“, sagt Schlereth. „Wir haben diese auf feinste Rippchen spezialisierten Lokale schon in unseren Hotels in München und Bonn, das Konzept wird sehr gut angenommen.“

Aus dem Ballsaal im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer möchte Max Schlereth ein St.-Ribs-Restaurant machen.
Aus dem Ballsaal im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer möchte Max Schlereth ein St.-Ribs-Restaurant machen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Weiter geht es in einen der Räume mit Alsterblick im Erdgeschoss: „Das ist ideal für einen Frühstücksbereich oder eine Bar. Es macht solch einen Spaß, durch diese tolle Immobilie zu gehen und sich immer wieder auszumalen, wie hier ein Hotel entsteht.“

In diesen ineinander übergehenden Räumen in der ersten Etage im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer soll eine Suite entstehen.
In diesen ineinander übergehenden Räumen in der ersten Etage im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer soll eine Suite entstehen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Durch eines der imposanten Marmortreppenhäuser führt Schlereth in die erste Etage. In dem Raum, in dem zuletzt Generalkonsul Jason Chue residierte, soll eine Suite untergebracht werden. Wer diese bucht, wird auch einen Balkon mit freiem Alsterblick nutzen können.

US-Konsulat: Neues Hamburger Hotel soll Wellnessbereich mit Pool haben

Wie viele Zimmer wird das The Jefferson haben? Der Hausherr lächelt. „Diese Frage kann ich noch nicht abschließend beantworten, vielleicht 70, vielleicht 80. Wir haben ja zum einen die beiden miteinander verbundenen Altbauvillen und dann noch den Anbau, der auf jeden Fall abgerissen wird.“

Dieser schmucklose Anbau des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer soll abgerissen und durch einen Neubau mit Wellnessbereich ersetzt werden.
Dieser schmucklose Anbau des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer soll abgerissen und durch einen Neubau mit Wellnessbereich ersetzt werden. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Es soll dort ein „schicker Neubau“ entstehen. „Ich freue mich auf die Entwürfe der Architekten. Das soll ein Hingucker werden.“ Und, so viel verrät der Unternehmer mit einem Magister im Bereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften schon mal: „Wir werden dort auch einen attraktiven Wellnessbereich mit Pool schaffen.“

Hotel-Umbau wird „spannend“: Hausherr erwartet viele Überraschungen

Im zweiten Stock gibt es ein gläsernes Atrium. „Das wäre auch ein netter Ort für eine Bar“, sagt Schlereth, der später noch in den Keller des Hauses führt, in dem es tatsächlich eine Bar gibt – mit einem Jahrzehnte alten Holsten-Zapfhahn.

In dieser Bar im Keller des ehemaligen US-Generalkonsulats an der Alster in Hamburg sollen früher die Mitarbeiter gefeiert haben.
In dieser Bar im Keller des ehemaligen US-Generalkonsulats an der Alster in Hamburg sollen früher die Mitarbeiter gefeiert haben. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Dort sollen früher rauschende Feste gefeiert worden sein. „Was ich daraus mache, weiß ich noch nicht“, sagt der neue Hausherr. „Erst mal wird es sehr spannend, wenn wir hier die Wände aufmachen. In solchen historischen Gebäuden warten immer viele Überraschungen.“

Hotel in Hamburg: Max Schlereth möchte in der „obersten Liga mitspielen“

Auch sein erster Besuch am Alsterufer war eine Überraschung für ihn: „Es ist kaum zu glauben, aber bis ich dieses Immobilienangebot auf dem Tisch hatte, kannte ich dieses wunderschöne Gebäude nicht. Und das, obwohl ich schon häufig in Hamburg war“, sagt Max Schlereth, der zudem bekundet, dass Hamburg eine seiner Lieblingsstädte ist. „Mit diesem Investment habe ich mir auch einen Traum erfüllt. Denn ich wollte in dieser Hansestadt unbedingt ein Hotel eröffnen.“

Mit dem The Jefferson möchte Schlereth in der „obersten Hotelliga der Stadt mitspielen“, wie er sagt. „Ich sehe uns aber nicht als Konkurrenz, sondern als eine Bereicherung an. Mir ist wichtig, dass wir ein Haus werden, in dem sich Gäste aus aller Welt und Einheimische treffen.“

Dieses historische Gemälde haben die Amerikaner im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer dem neuen Eigentümer hinterlassen. Es soll auch künftig die Empfangshalle schmücken.
Dieses historische Gemälde haben die Amerikaner im ehemaligen US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer dem neuen Eigentümer hinterlassen. Es soll auch künftig die Empfangshalle schmücken. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Wer Schlereth trifft, der erlebt einen Menschen, der für das, was er tut, brennt. Wie jetzt für sein The Jefferson. Und der Vater von zwei Töchtern sucht immer wieder einen neuen Kick. Vor Kurzem hat er in Bayern die Regionalsender münchen.tv und tv.ingolstadt übernommen. „Ich bin immer offen für Neues und suche auch ein wenig das Abenteuer. Aber ich bin trotzdem jemand, der seine Investments gründlich durchkalkuliert.“

Hamburger City: Max Schlereth eröffnet am Gänsemarkt ein weiteres Hotel

Mitte der 1990er-Jahre hat Schlereth mit Auszeichnung zum Thema „Unternehmerisches Sein zwischen Realismus und Kunst – ein philosophischer Versuch zur Unternehmensführung“ promoviert. Seit 2009 ist er Dozent an der Hochschule im österreichischen St. Pölten, lehrt dort Innovation und strategisches Management sowie Unternehmenssteuerung. „Ich halte noch Vorlesungen, und das macht auch großen Spaß, aber nicht mehr so häufig, denn ich habe ja allerhand um die Ohren.“

Hier im Atrium des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer könnte sich Max Schlereth vorstellen, eine Bar einzurichten.
Hier im Atrium des ehemaligen US-Generalkonsulats am Hamburger Alsterufer könnte sich Max Schlereth vorstellen, eine Bar einzurichten. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Das The Jefferson soll das 20. Haus der Living-Hotels-Gruppe werden. Auch die Nummer 19 wird in Hamburg sein: Im Sommer 2025 wird an der Büschstraße direkt neben dem Gänsemarkt hinter historischen Mauern – in dem Gebäude war einst das portugiesische Konsulat Mieter – ein Hotel mit 89 Zimmern und Suiten eröffnen. Übrigens ebenfalls mit einem St.-Ribs-Restaurant.

Immobilien Hamburg: Ex-US-Konsulat hat eine dunkle Vergangenheit

Für Schlereth ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit seiner Immobilien auseinanderzusetzen. So natürlich auch beim ehemaligen US-Konsulat. Die Amerikaner kauften das „Weiße Haus“ an der Alster 1950. Davor hatte es eine andere Nutzung: Die Doppelvilla war während der NS-Zeit Hauptsitz der NSDAP und hat als Zentrale für die Gauleitung unter Karl Hoffmann gedient.

Die Fraktion der Grünen im Bezirk Eimsbüttel hat deshalb angeregt, in dem Gebäude „an die nationalsozialistische Vergangenheit zu erinnern und auf dem dazugehörigen Gelände einen Gedenkort einzurichten“. Schlereth kündigte an, „dazu zu gegebener Zeit mit der Politik Gespräche führen“ zu wollen.

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Unterdessen sollen demnächst auch die massiven Sicherheitszäune und Wachhäuschen an der Warburgstraße und am Alsterufer abgebaut werden. Das ist Sache der Stadt. Dort soll künftig eine Fahrradstraße entstehen. Auf seinem Areal könnte sich Immobilieneigentümer Schlereth einen Außenbereich mit Blick auf die Alster zur gastronomischen Nutzung vorstellen.

US-Konsulat: Außenfläche soll auch gastronomisch genutzt werden

Der Hausherr steht jetzt vor dem Gebäude auf einem Grünstreifen, lässt den Blick auf das repräsentative Eingangsportal schweifen, hinter dem die künftige Empfangshalle ihren Platz haben wird. Er wirkt glücklich, hält einen Moment inne, und sagt dann: „Ich sprudele vor Ideen. Gemeinsam mit meinem Team werden wir jetzt in Ruhe die weitere Planung für das The Jefferson vorantreiben.“

Zum Schluss des exklusiven Abendblatt-Gesprächs verspricht Max Schlereth: „Wir werden die Öffentlichkeit immer dann informieren, wenn wir spannende Neuigkeiten haben.“