Hamburg. Viele Baustellen erschweren die Suche nach Abstellmöglichkeiten für Autos. Beim Anwohnerparken tut sich dagegen etwas.
Es ist ohnehin nicht einfach, einen freien Parkplatz im dicht besiedelten Hamburg-Hoheluft zu finden. Doch viele verschiedene Baustellen machen es derzeit nahezu unmöglich und erhöhen den Parkdruck noch weiter. Anwohner sind verärgert, auch über die Regelung und Anordnung der Anwohnerparkzonen.
Wenn Julia Bischof einen Parkplatz für ihren Kleinwagen sucht, ist sie manchmal ganz schön lange unterwegs und muss, wie alle Autofahrer im dicht besiedelten Hoheluft-West, mehrere Runden drehen, ehe sie ihr Fahrzeug ordnungsgemäß abstellen kann. Daran hat auch das im vergangenen Mai eingeführte Anwohnerparken nicht viel geändert.
Hamburg-Hoheluft: Baustellen erschweren ohnehin mühsame Parkplatzsuche
Tatsächlich ist die Parkplatzsuche wegen der unzähligen Baustellen im Viertel noch schwieriger geworden. Kommt eine Parkverbotszone wieder weg, weil die Arbeiten abgeschlossen sind, folgt meist schon eine weitere an anderer Stelle. Und: Es gibt wohl nur an wenigen Orten der Stadt so eine hohe Dichte an Dixi-Klos auf den Straßen.
Für die Anwohner ist das alles schon nicht mehr lustig. Viele hatten die Hoffnung, dass sich mit Einführung des Anwohnerparkens die Situation entspannt, doch eine Neuordnung des Straßenraumes, die unter anderem das Querparken untersagt, ist die Zahl der Parkplätze zurückgegangen.
Egal, ob morgens, mittags oder abends: Es sei kaum mehr möglich, ohne lange Suche einen freien Platz zu ergattern. Längst gilt Parkplatz-Mikado: Wer zuerst wegfährt, verliert. „Wegen der unzähligen Gastronomiebetriebe in unserem Viertel herrscht hier sowieso größerer Parkraummangel. Wenn dann aber zahllose Baustellen eingerichtet wurden, findet man auch tagsüber keinen Parkplatz mehr. Vom unnötigen Parkplatzsuchverkehr mal ganz abgesehen“, sagt Frau Bischof.
Hunderte Parkflächen fallen durch die vielen Baustellen zusätzlich weg
Und die Zahl der Baustellen mit den damit einhergehenden Parkverbotszonen ist immens, Hunderte von Parkplätzen fallen derzeit weg: ein Beispiel ist die Gneisenaustraße im Generalsviertel. Auf der einen Straßenseite gilt seit August ein Parkverbot, weil dort dringend erforderliche Instandsetzungsarbeiten an einer Altbaufassade vorgenommen werden. Auf der gegenüberliegenden Seite sind ebenfalls über mehrere Meter Parkverbotsschilder aufgestellt – wie auch an weiteren drei Stellen der kurzen Straße.
Auch Stromnetz Hamburg hat dort eine Baustelle eingerichtet. Anwohner berichten, dass Bauarbeiter dort aber nur sehr unregelmäßig zu sehen sind.
Hamburg-Hoheluft: An der Wrangelstraße wird bis Juli 2024 gebaut
An der angrenzenden Bismarckstraße gibt es derzeit ebenfalls mindestens drei Baustellen – etwa für die Sanierung und den Ausbau eines jahrelang leer stehenden Wohnhauses – mit entsprechenden Parkverbotsschildern.
An der Ecke zur Wrangelstraße ist der Bereich Bismarckstraße derzeit beispielsweise voll gesperrt und somit eine Sackgasse. Der Grund: Hamburg Wasser erneuert seit dem 6. Oktober zwischen dem Eppendorfer Weg und der Bismarckstraße die Trinkwasserleitung inklusive der Hausanschlüsse auf öffentlichem Grund, die Haushalte in etwa 50 Häusern versorgt. Die Arbeiten werden noch mindestens bis Juli 2024 dauern.
„In einem kleinen Abschnitt der Bismarckstraße benötigen wir momentan Platz für Materialien und Baustelleneinrichtung. Daher gilt auch in diesem ausgeschilderten Bereich ein Parkverbot“, so eine Sprecherin von Hamburg Wasser.
An der Mansteinstraße in Hoheluft-West gibt es seit Februar Baustellen
Wenige Meter weiter, an der Mansteinstraße, arbeitet Stromnetz Hamburg bereits seit dem 23. Februar. „Hier modernisieren wir vier Netzstationen sowie die Stromkabel. Daher gibt es in diesem Zeitraum Behinderungen auf den Gehwegen, den Wegfall einzelner Parkplätze und eine halbseitige Sperrung der Mansteinstraße“, so eine Unternehmenssprecherin.
Ein Vor-Ort-Besuch zeigt aber: Es sind durchaus mehr als nur einzelne Parkplätze. Am überwiegenden Teil der Straße sind beidseitig Parkverbotszonen eingerichtet. Bis Ende des Jahres dauern diese Arbeiten, gefolgt von anschließenden Straßenbaumaßnahmen.
An der Roonstraße und der Kottwitzstraße gibt es ebenfalls vorübergehende Parkverbote, hier sind kleinere Baustellen eingerichtet. Im Generalsviertel gibt es somit kaum Straßen, in denen keine Parkplätze wegen Bauarbeiten wegfallen. Doch auch in der umliegenden Gegend, wie etwa in der Straße Hohe Weide, gibt es bereits seit April Baustellen. Die Arbeiten dort sollen noch bis in den Februar dauern.
Solche Baustellen besser zu koordinieren sei nicht möglich. „Leider ist es so, dass Straßenbaustellen sowie temporäre Sperrungen durch privaten Wohnungsbau und -sanierung den Parkdruck im Quartier erhöhen. Diese Arbeiten können jedoch nicht versagt werden, um Parkplätze zu schützen“, so Kay Becker, Sprecher des zuständigen Bezirksamts Eimsbüttel.
Eine andere Koordinierung hätte zur Folge, dass Baustellen stärker zeitlich hintereinandergelagert sein müssten, was die Belastung im Quartier über einen noch viel längeren Zeitraum erstrecken würde.
Hamburg-Hoheluft: Anwohnerparkzonen am Bürger vorbei eingerichtet
Anwohner des dicht besiedelten Generalsviertels kritisieren außerdem die Anordnung der Anwohnerparkzonen: „In den benachbarten Bewohnerparkgebieten kann man zwar ab 20 Uhr kostenfrei parken, muss dann aber bis um 9 Uhr des Folgetages umparken. Wegen der zahllosen Baustellen findet man aber auch tagsüber keinen Parkplatz mehr. Vom unnötigen Parkplatzsuchverkehr mal ganz abgesehen“, so Frau Bischof.
Immerhin reagiert die Politik auf die Forderungen vieler Autofahrer im Generalsviertel, die in der Anwohnerparkzone E308 wohnen, diese anders einzuteilen und auf das Gebiet jenseits des Isebekkanals (Zone E309) auszudehnen.
Seit dem 16. Oktober sind die Parkmöglichkeiten für die Bewohnerparkzonen E308 und E309 angepasst worden. Mit einem Bewohner- oder Besucherparkausweis der Zone E308 dürfen Autofahrer nun auch am Kaiser-Friedrich-Ufer (zwischen Bogenstraße und der U-Bahn-Haltestelle Hoheluftbrücke) parken.
Hamburg-Hoheluft: Änderungen beim Anwohnerparken
Mit einem Bewohner- oder Besucherparkausweis der Zone E309 darf wiederum auch am Kaiser-Friedrich-Ufer (zwischen Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer und Bogenstraße) geparkt werden. Doch Anwohnerin Julia Bischof reicht das nicht: „Das ist doch ein Witz.“ Die Zone müsste deutlich erweitert werden, findet sie.
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Dabei besteht noch Hoffnung, dass sich das Anwohnerparken weiter verbessert: „Hamburg setzt sich auf Bundesebene für eine Änderung des Straßenverkehrsgesetzes ein, mit der das bisherige Bewohnerparken zu einem Quartiersparken weiterentwickelt werden soll“, so Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde.
„Zukünftig sollen auch ansässige Unternehmen und soziale Institutionen, aber auch Sport- und Sozialverbände ein gesetzlich verankertes Parkrecht erhalten. Der Bundesrat hat dem Antrag bereits zugestimmt, voraussichtlich am Freitag wird sich als nächste Instanz der Bundestag mit dem Straßenverkehrsrecht befassen“, sagt Krämer.