Hamburg. In direkter Nähe von Spielplätzen und Kitas soll laut Anwohnern vermehrt Crack konsumiert werden. Politik und Polizei informiert.

Es ist ein Bild, das Mütter und Väter aufschrecken lässt: Wenn mitten in einem Wohnviertel unweit von Kitas und Spielplätzen Drogen auf der Straße konsumiert werden, dann lässt das niemanden kalt. Insbesondere, wenn es sich dann noch um die besonders harte Droge Crack handelt.

Genau das wollen Anwohner im Bereich um die Straßen Fettstraße, Vereinsstraße und Eimsbütteler Chaussee in Hamburg-Eimsbüttel aber beobachtet haben.

Ein besorgter Vater schildert die Lage: „Seit etwa Anfang des Jahres beobachte ich, dass sich eine Gruppe von vier bis zehn Personen hier regelmäßig an der Straße, auf Grünflächen oder sogar direkt am Rande des Birnenbaumspielplatzes ‚Birni‘ trifft, um Crack zu rauchen. Wir konnten auch schon beobachten, wie ein Dealer die Ware geliefert hat.“

Hamburg-Eimsbüttel: Polizei von Anwohnern mehrfach wegen Konsumenten alarmiert

Das besorge ihn insbesondere, weil er ein Kind in der nahe gelegenen Kita hat. Bereits mehrfach habe er die Polizei kontaktiert – vor Ort gewesen sei sie nach seiner Kenntnis bisher nicht. „An einem Morgen, als ich zur Kita-Bringzeit, also zwischen 8.30 und 9 Uhr, die Drogenkonsumenten in der Nähe der Kita gesehen habe, habe ich dreimal das zuständige PK 23 angerufen. Aber es hat erst beim dritten Anlauf jemand abgenommen, und gekommen ist daraufhin niemand.“

Screenshot aus dem Video eines Anwohners, der den Drogenkonsum auf einer Grünfläche unweit der Weidenallee dokumentiert hat.
Screenshot aus dem Video eines Anwohners, der den Drogenkonsum auf einer Grünfläche unweit der Weidenallee dokumentiert hat. © privat | Privat

Seine Beobachtungen hat er inzwischen auch der Bezirkspolitik mitgeteilt. Diese reagierte sogleich und lud ihn zum Kerngebietsausschuss ein, der in der vergangenen Woche stattfand. Dort konnte der Anwohner, der lieber anonym bleiben möchte, die Lage schildern. Auch ein Handy-Video hatte er mitgebracht, um die Lage zu verdeutlichen.

Hamburger Politik zum Crack-Problem: „Es darf keine Duldung geben“

An der Sitzung teilgenommen hat unter anderem Burkhardt Müller-Sönksen von der FDP-Fraktion. Für ihn und viele andere Politiker sei der Bericht des Anwohners eine Überraschung gewesen. „Ich habe nie zuvor davon gehört“, so Müller-Sönksen.

Nachdem er nun in Kenntnis gesetzt wurde, sei klar: „Wir werden mit der Polizei sprechen müssen. Bei Crack kann es weder Toleranz noch Duldung geben.“ Der konkrete Plan: Im nächsten Kerngebietsausschuss sollen auch Vertreter der Polizei teilnehmen, um sich mit der Politik zu dem Thema auszutauschen.

Linke zum Crack-Kiez in Hamburg-Eimsbüttel: „Das ist eine fürchterliche Droge“

Auch Peter Gutzeit von der Linksfraktion hörte sich bei der Sitzung das Anliegen des besorgten Vaters an. Das Thema stand bisher nicht im Fokus, berichtet er. „Der Bereich rund um die Bellealliancestraße gehört zum äußersten Randbezirk. Die Drogenproblematik hat sich bisher immer ins Schanzenviertel und damit in den Bereich Altona verlagert“, so Gutzeit.

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Der Linken-Politiker nehme das Thema aber sehr ernst. „Crack ist eine fürchterliche Droge, die Menschen kaputt macht.“ Aus seiner Sicht könne die Lösung nicht darin liegen, die Präsenz der Polizei zu erhöhen, sondern vielmehr darin, eine Aufstockung im Bereich der Sozialarbeiter zu organisieren, die vor Ort aktiv sind.

Allerdings seien ihnen hier die Hände gebunden. „In der Bezirkspolitik kann man diese Personalstellen nicht einfach abrufen. Die müssen beim Senat beantragt und bewilligt werden. Und das wäre an dieser Stelle durchaus sinnvoll“, so Gutzeit weiter.

Polizei Hamburg zur Problematik im Bereich Weidenallee: „Wir setzen auch Zivilfahnder ein“

Die AfD-Fraktion hat unterdessen zu dem Thema eine Anfrage an die Polizei gestellt. Bis die entsprechenden Antworten vorliegen, teilte Polizeisprecher Sören Zimbal zunächst mit: „In diesem Bereich sind in der Vergangenheit wiederholt Betäubungsmitteldelikte festgestellt worden. Das örtlich zuständige PK 23 hat in dieser Sache bereits mehrere Anwohnerbeschwerden erreicht, die ernst genommen werden und die jeweils entsprechende Überprüfungen nach sich ziehen.“

Zimbal betont außerdem: „Die Polizei verfolgt die dortigen Entwicklungen sehr aufmerksam und trifft die erforderlichen Maßnahmen. Neben regelmäßigen Streifen setzen wir dort auch Zivilfahnder ein.“