Hamburg. Auf den Fahrbahnen und Wegen rund um den Isebekkanal ist es zu eng. Was sich ändern soll und wo Parkplätze weichen müssten.
Wie können Schulwege in Eimsbüttel sicherer gestaltet, wie müsste der Verkehr dafür anders geführt werden? Das wollte das Bezirksamt von den Anwohnern im Bereich Grindelberg, Isebekkanal und Schäferkampsallee erfahren und hatte eine Online-Befragung und Workshops zum Thema gestartet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.
Es ist eng, es ist voll. Lastenräder und E-Bikes, Autofahrer und Fußgänger mit und ohne Kinderwagen bewegen sich auf Straßen, Radwegen und Bürgersteigen, dazu kommen rund 6800 Schüler jeden Tag: Das Viertel zwischen Isebekkanal, Grindelberg und Schlump im Kerngebiet Eimsbüttels ist dicht besiedelt, und hier gibt es auf engem Raum so viele Schulen wie wohl nirgendwo sonst in Hamburg – zwei Grundschulen, fünf weiterführende Schulen und eine Berufsschule. Außerdem Kindertageseinrichtungen.
Eimsbüttel: ständig Konflikte zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern
Das Verkehrsaufkommen in dem dicht bebauten Quartier rund um die Gustav-Falke-Straße und die Bundesstraße ist daher sehr hoch. Da bleiben Konflikte zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern nicht aus.
„Die Schul- und Freizeitwege sind an vielen Stellen problematisch: zu schmale Geh- und Radwege, fehlende Querungen oder geparkte Autos, die die Sicht gerade für die Kleineren versperren. Dabei brauchen Kinder und Jugendliche sichere Wege für ein gesundes Aufwachsen, damit sie eigenständig und aktiv unterwegs sein können“, heißt es vom Bezirksamt Eimsbüttel zum neuen Verkehrskonzept in dem Bereich, das online einsehbar ist.
Eltern, Schüler und Schülerinnen, ein Planungsbüro und das Bezirksamt Eimsbüttel hatten dieses Konzept erarbeitet. Noch bis zum 30. Oktober werden die Ideen in Fenstern der Grundschule Kielortallee auf Plakaten vorgestellt – noch sind die möglichen Maßnahmen lediglich Vorschläge.
Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer bedeutet: weniger Parkplätze
Zu den Vorschlägen gehört ein sogenanntes Mobilitätsband, das die Schulen miteinander verbinden soll. „Hierfür benötigen alle, die zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller unterwegs sind, mehr Platz“, heißt es. An der Bogenstraße etwa soll das Überqueren sicherer werden, zum Beispiel durch eine andere Radwegeführung und eine veränderte Ampelschaltung.
An der Gustav-Falke-Straße ist das Ziel, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, indem der Parkraum am Fahrbahnrand neu geordnet wird. Dann könnte gelten: Längsparken statt Querparken. Außerdem sollen weitere Fahrradparkplätze geschaffen werden. Das ist in Hoheluft-Ost und im Generalsviertel bereits eingeführt worden, dabei gehen weitere Parkplätze in einem Gebiet mit ohnehin hohem Parkdruck verloren.
Verkehr Hamburg: An einigen Straßen könnten Durchfahrtssperren für Autos gelten
Auch über Durchfahrtssperren für Autos am Anfang und am Ende der Gustav-Falke-Straße wird nachgedacht, der Radverkehr aber solle weiterhin durchfahren können. Es könnten Sitz- und Spielmöglichkeiten geschaffen, die Straße grüner werden und weitere Radstellanlagen aufgebaut werden.
An der Kielortallee, so die Idee, könnte ein Bereich aus mehreren Wohnblöcken für den Kfz-Durchgangsverkehr gesperrt werden, etwa indem neue Einbahnstraßen eingerichtet oder umgedreht werden, ein verkehrsberuhigter Bereich ohne Autos geschaffen und/oder der Straßenraum neu geordnet wird.
Plan: Längsparken statt Querparken und mehr Sicherheit bei Übergängen
Möglich wäre, den Gehweg auf beiden Seiten auf 3,55 Meter zu verbreitern. Die Fahrbahn an der Kielortallee könnte von derzeit 10,1 Meter Breite auf 6,1 Meter verringert werden. Dort würde statt des Querparkens nur noch Längsparken erlaubt sein.
Auch an der Heymannstraße sollen die Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr verringert werden, indem die Gehwege auf beiden Seiten verbreitert werden. Bauliche Hilfen könnten eingerichtet werden, um die Hohe Weide und die Schlankreye sicher zu überqueren. Die Grünflächen sollen vergrößert, die Fahrbahn neu asphaltiert werden. Auch dort würde dann Längsparken eingeführt werden, damit der Gehweg breiter werden kann.
Verkehr Hamburg: Fahrradstraße an der Hohen Weide angedacht
Wer in dem Bereich wohnt, kennt das Problem: Rasende Radfahrer entlang des Isebekkanals einerseits, Fußgänger und Hundehalter auf der offiziellen Hundewiese, die direkt an dieser Fahrradautobahn liegt, andererseits. Das Bezirksamt Eimsbüttel möchte eine Alternative zum Radweg entlang des Kanals schaffen.
Die mögliche Lösung: Die parallel verlaufende Hohe Weide wird zur Fahrradstraße, auf der Radfahrende nebeneinander fahren dürften, der Autoverkehr müsste sich dort unterordnen. Auch dort würde dann das Querparken auf einer Fahrbahnseite abgeschafft werden.
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An der Bundesstraße sehen die Vorschläge vor, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen, mehr Fahrradparkplätze zu schaffen und die Kreuzung fahrradfreundlicher zu gestalten.
Eimsbüttel: So geht es mit den Ideen aus dem Verkehrskonzept jetzt weiter
Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung Eimsbüttel: „Es sind viele gute Sachen unter den Vorschlägen dabei, aber in den meisten Varianten werden auf jeden Fall viele Parkplätze wegfallen.“
Das Konzept geht im nächsten Schritt am 6. Dezember in das Mobilitätsforum Eimsbüttel. Dort diskutieren Vertreter aus Politik und Fachleute die Vorschläge. Danach wird der Kerngebietsausschuss der Bezirksversammlung informiert.
„Wenn es an die Umsetzung geht, wird es kleinere Maßnahmen geben, die wir als Bezirksamt kurzfristig und ohne lange Vorläufe umsetzen können“, sagt Kay Becker, Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel. „Bei den größeren Maßnahmen werden wir eine ordentliche Verkehrsplanung – mit dem üblichen Verschickungsverfahren – machen, die mit Behörden und Politik abgestimmt und beschlossen wird.“
Kathrin Wanecke, Fraktionschefin der Grünen im Bezirk: „Es gibt auf den Schulwegen im Eimsbütteler Kerngebiet zu viele unübersichtliche und gefährliche Stellen. Auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf eine Umgebung, die sicher ist und ihren Bedürfnissen entspricht. Wir alle wünschen uns, dass Kinder möglichst früh ihren Schulweg eigenständig bewältigen können.“