Hamburg. Die irrwitzig kleine Freilauffläche liegt zwischen Straße und Fahrradautobahn. Hundehalter sprechen von Gefahr für Tier und Mensch.

Auf der einen Seite rasen Fahrradfahrer am Isebekkanal entlang, auf der anderen Seite fahren Autos über das Kopfsteinpflaster, und auf dem schmalen Streifen dazwischen dürfen Hundehalter ihre Tiere offiziell frei laufen lassen.

Die Hundeauslaufzone im Bereich Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel ist eine der kleinsten ihrer Art in Hamburg – ausgerechnet in dem dicht besiedelten Stadtteil.

Hund Hamburg: Diese „Alibiwiese“ ist gefährlich – für Hunde und Radler

Hundehalterin Franziska Kausch, die mit ihrem Golden Retriever Lupo dort regelmäßig spazieren geht, erklärt das Dilemma so: „Die Hunde können eigentlich nur in Längsrichtung laufen.“ Denn in der Breite wird die mit 1723 Quadratmetern offiziell ausgewiesene Fläche von Hecken und vom Radweg begrenzt, da wird es schon sehr eng.

Insgesamt gibt es in Hamburg derzeit 136 ausgewiesene Hundeauslaufzonen (80 davon in Eimsbüttel) sowie 103 freigegebene Wege, Pfade und Rasenflächen in Grün- und Erholungsanlagen.

Diese Zone im Kerngebiet Eimsbüttel gehört zu den kleinsten, neben der Freilauffläche ein Stück weiter am Weidenstieg – auch diese ist winzig. Franziska Kausch: „Eine Hundeauslaufzone soll es dem Tier aber ermöglichen, auch einmal zu toben.“

Kaiser-Friedrich-Ufer: Es gab schon einen Zwischenfall

Das sei an dieser Stelle kaum möglich und kann sogar gefährlich werden – nämlich dann, wenn ein Hund beim Spielen mit einem Artgenossen über den Fahrradweg schießt. „Das hier kann nicht nur für Hunde, sondern auch für Radfahrer gefährlich werden“, so Franziska Kausch.

Vor einigen Monaten ist tatsächlich ein Hund beim Toben auf den Radweg gelaufen und hat einen Fahrradfahrer zum Stürzen gebracht. Zum Glück wurden weder Hund noch Radfahrer verletzt. Sicher, wer seinen Hund frei laufen lässt, der muss sich darauf verlassen können, dass der Rückruf funktioniert.

Katrin Greve, Julia Bischof, Franziska Kausch und Amelie Huszka stehen mit ihren Hunden auf der Hundewiese am Kaiser-Friedrich-Ufer in Hamburg-Eimsbüttel.
Katrin Greve, Julia Bischof, Franziska Kausch und Amelie Huszka stehen mit ihren Hunden auf der Hundewiese am Kaiser-Friedrich-Ufer in Hamburg-Eimsbüttel. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Hunde toben direkt neben Fahrradweg, Ampel und Straße

„An dieser Stelle kommt einfach alles zusammen: hier die Fahrradautobahn, dort die Straße, Schüler auf dem Weg zur Schule, eine Ampelkreuzung. Wer sich an dieser Stelle eine Hundeauslaufzone ausgedacht hat, hat entweder keine Ahnung oder wollte es auf die Spitze treiben“, so Kausch.

Und im Sommer, so Julia Bischof, die die Fläche mit ihren zwei Foxterriern nutzt, ist dort noch weniger Platz. Dann pumpen die Stand-up-Paddler auf der Hundewiese ihre Boards auf, und Paddler machen ihre Boote fertig. „Was auch völlig okay ist. Denn Grünflächen sind für alle da“, sagt Julia Bischof.

Hundefreilaufzone in Eimsbüttel dient Radfahrern als Abkürzung

Skurriles Detail: Mitten durch die Zone, in der sich Hunde mit einer offiziellen Leinenbefreiung frei ohne Leine bewegen dürfen, verläuft außerdem ein Fußweg, der von vielen Schülern und Schülerinnen des gegenüberliegenden Oberstufenhauses zweier Gymnasien als Abkürzung und als Fahrradweg genutzt wird.

Auch wenn Golden Retriever Lupo schon älter ist und nicht mehr so viel tobt – für junge und bewegungsfreudige Hunde erscheint die Fläche sehr knapp bemessen. „Alibiwiese“ nennen die Hundehalter im Viertel diese Fläche.

„Man möchte ja schon mit dem Hund Gassi gehen und nicht Gassi stehen“, sagt Julia Bischof. Übrigens: Ein Rechtsanspruch auf Ausweisung einzelner Flächen als Hundeauslaufzone besteht nicht.

Hundehalter fordern die ursprüngliche Freilaufzone zurück

Die Hundebesitzer appellieren an das Bezirksamt Eimsbüttel, den Mansteinpark (Parkanlage Bogenstraße) ein paar Meter weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder als Hundeauslaufzone freizugeben – so wie es bis 2016 möglich war. Doch daraus wird nichts.

Kay Becker, Sprecher des Bezirksamtes: „Die jetzige Situation ist das Ergebnis eines mehrjährigen Abstimmungsprozesses des runden Tisches ,Isebek Grünzug’ unter Beteiligung der Bürger, Parteien und betroffener Verbände.“ Dieses Gremium war 2013 eingerichtet worden, um den erfolgreichen Bürgerentscheid gegen die Umgestaltung des Kaifu-Ufers umzusetzen.

Hund Hamburg: Im Mansteinpark gilt für Hunde Anleinpflicht

Im Bürgerentscheid wurde unter anderem eine naturnahe Umgestaltung der Grünflächen gefordert – auch im Mansteinpark. Naturnah bedeutet unter anderem, dass das Ufergehölz geschützt werden soll und Langgraswiesen gepflanzt werden. Die Anleinpflicht im Mansteinpark hatte der runde Tisch beschlossen, um die angedachte Langgraswiese und den Uferbereich zu schützen.

„Aus der Langgraswiese ist ohnehin nichts geworden“, haben die Hundehalter beobachtet. Sie müsse immer wieder neu gepflanzt werden. „Warum kann man Entscheidungen, die keinen Sinn ergeben, nicht wieder überdenken und rückgängig machen?“, fragt sich Franziska Kausch.