Hamburg. IG Bau droht mit Streik der Mitarbeiter. Zoo-Direktor reagiert mit offenem Brief: Er sei in „allergrößter Sorge“. Darum geht es.
- Die IG BAU droht im Hamburger Tierpark Hagenbeck mit einem Generalstreik
- Grund dafür sind monatelange, stockende Verhandlungen mit der Geschäftsführung über mehr Urlaubstage oder Zuschläge bei Überstunden und Nachtdiensten
- Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht äußert jetzt Sorge, dass bei einem Streik Leben von Tieren auf dem Spiel stehen könnten
Es kehrt einfach keine Ruhe ein im Tierpark Hagenbeck. Nur einige Tage nach der Taufe des kleinen Eisbärmädchens Anouk und nur wenige Wochen, nachdem Zoo-Chef Dirk Albrecht eine Gehaltserhöhung für alle Mitarbeiter des Tierparks verkündet hatte, erhebt die zuständige Gewerkschaft IG BAU neue Forderungen – und droht sogar mit einem Generalstreik.
Begleitet von zahlreichen Gerichtsverfahren kämpft sie seit fast zwei Jahren dafür, dass alle Tierparkmitarbeiter Tarifverträge bekommen – mit mehr Urlaubstagen und Verbesserungen bei der Wochenarbeitszeit, den Kündigungsfristen sowie den Zuschlägen für Überstunden und Nachtdienst. Geplant ist jetzt eine Urabstimmung, in der sich die organisierten Hagenbeck-Mitarbeiter für oder gegen einen unbefristeten Streik in Hamburg aussprechen sollen.
Tierpark Hamburg: Hagenbeck-Geschäftsführer ist in „allergrößter Sorge“
Die Aussicht auf einen unbefristeten Streik löse bei ihm „allergrößte Sorge um die wertvollen exotischen Tiere“ aus, teilte Hagenbeck-Geschäftsführer Albrecht der IG BAU am Donnerstag mit. In einem offenen Brief an die IG BAU schrieb er: „Ohne tägliche professionelle und liebvolle Versorgung durch unsere Tierpfleger werden die Tiere bei einem unbefristeten Streik sterben.“
Albrecht fordert eine umgehend öffentliche Erklärung der Gewerkschaft, entgegen ihrer Ankündigung auf einen unbefristeten Streik bei Hagenbeck „zum Schutz des Lebens und des Wohlergehens der Tiere“ zu verzichten. Notfalls werde der Tierpark gerichtliche Unterstützung gegen die Streikpläne der IG BAU in Anspruch nehmen.
Hagenbeck-Chef fordert, zum Wohl der Tiere auf Streik zu verzichten
„Ich fordere Sie hiermit auf, umgehend öffentlich zu erklären, dass Sie entgegen Ihrer Ankündigung zum Schutz des Lebens und des Wohlergehens der mehr als 1400 Tiere im Tierpark Hagenbeck auf einen unbefristeten Streik verzichten wird“, heißt es in dem Schreiben an die IG Bau, das dem Abendblatt vorliegt.
Anders als die Gewerkschaft behaupte, sei der Tierpark ein guter Arbeitgeber. Neben fast zehn Prozent mehr Gehalt und 500 Euro Inflationsausgleich gebe es 30 Tage Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, gesetzliche Arbeitszeiten und Kündigungsfristen sowie gesetzliche Zuschläge für Überstunden und seltene Nachtdienste. Für Sondereinsätze habe sich der Tierpark immer finanziell großzügig bei den beteiligten Mitarbeitern bedankt.
„Unsere Gehälter, Sozialleistungen und Fortbildungen liegen im Durchschnitt aller Zoos“, so Albrecht.
Tierpark Hagenbeck: Gewerkschaft startet Online-Petition für Mitarbeiter
„Wenn der Arbeitgeber behauptet, diese Arbeitsbedingungen zu bieten – was hindert ihn dann daran, Tarifverträge gleichen Inhalts zu unterschreiben“, sagt Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner. So hätten die Arbeitgeber mehr Sicherheit und müssten nicht individuell verhandeln.
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Und weiter: „Natürlich ist uns am Wohl der Tiere gelegen. Daher werden wir, wenn sich 50 oder mehr Mitglieder für einen Streik aussprechen, auf den Arbeitgeber zugehen und eine Notdienstvereinbarung verhandeln.“ Der Tierpark habe es jedoch selbst in der Hand, einen Streik zu unterbinden – wenn er sich nämlich auf Verhandlungen einließe.
Dirk Albrecht betont: „Bin überzeugt, dass Mitarbeiter Tiere nicht im Stich lassen“
Unterdessen hat die Gewerkschaft auch eine Online-Petition gestartet (deine.igbau.de/hagenbeck). Darin könnten sich Bürger und Bürgerinnen mit den Hagenbeck-Mitarbeitern solidarisieren, so Lechner. Zudem wolle man Druck aufbauen, damit die Geschäftsführung ihre „trotzige Verweigerungshaltung“ aufgebe.
Hagenbeck- Gericht lehnt Verfahren gegen Geschäftsführer ab
Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht betont, er sei trotz der Aufforderung der Gewerkschaft davon überzeugt, „dass unsere engagierten Tierpfleger ihre Tiere im Tierpark und Tropen-Aquarium Hagenbeck jederzeit gut versorgen und nicht im Stich lassen werden.“