Anderer Kindergarten hat ihr den Raum in Niendorf gekündigt. “Unsere Pädagogik passt nicht in deren Konzept“. Im März ist Schluss.
Hamburg. Geborgenheit, konstante Bezugspersonen und eine einzige, altersübergreifende Kindergruppe - mit diesem pädagogischen Konzept betreuen die Erzieherinnen Kristin Grube und Birgit Schroeder ihre Schützlinge. Seit einem Vierteljahrhundert leiten die beiden gemeinsam die Kinderstube Sethweg in Niendorf, die 1968 von Lehrern der Schule Sethweg für ihre Kinder gegründet wurde. Seitdem ist die Kinderstube am Burgunderweg 1 beheimatet - auf einem Grundstück, auf dem insgesamt drei Kitas in zwei Container-Pavillons untergebracht sind.
Für die Kinderstube ist dort Ende März nächsten Jahres Schluss. Um ihrem Konzept treu bleiben zu können, haben Erzieherinnen und Eltern eine Fusion mit den anderen beiden Kitas - der Kinderstube Burgunderweg und dem Vorschulkindergarten Kind und Schule - abgelehnt. Die haben das gesamte Grundstück gepachtet, die Pavillons gekauft und wollen mehr Platz für Krippenkinder schaffen. Der Kinderstube wurde gekündigt.
"Unsere Pädagogik passt nicht in deren Konzept", sagt Birgit Schroeder. Und umgekehrt. "Hätten wir dort mitgemacht, würden unsere Kinder auseinandergerissen und in altershomogene Gruppen gesteckt. Das würde bedeuten, dass sie sich immer wieder an neue Bezugspersonen gewöhnen müssten." In der Kinderstube Sethweg werden alle 20 Kinder im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren in einer großen Gruppe betreut. Dabei werden Birgit Schroeder und Kristin Grube von einer weiteren Mitarbeiterin und manchmal Praktikantinnen unterstützt.
Ganz unvorbereitet hat die Kündigung Eltern und Erzieherinnen jedoch nicht getroffen: Sie hatten einen bis August 2013 befristeten Mietvertrag mit der Kinderstube Burgunderweg, deren Untermieter sie sind, nicht unterschrieben. "Die Miete sollte erheblich angehoben werden", erläutert Kristin Grube. "Außerdem hätten wir mit wesentlichen Einschränkungen leben müssen. So hätten wir an der Straße nicht mehr mit Schildern auf uns aufmerksam machen dürfen."
Da die Kündigung also absehbar war, gründeten einige Eltern noch vor den Sommerferien eine Arbeitsgruppe, um nach anderen Räumlichkeiten zu suchen. "Wir haben uns schon viel angeschaut, haben aber bislang nur Absagen bekommen", sagt Gaby Laatz aus dem Vorstand der Kinderstube. Die Sorge wächst, nicht rechtzeitig eine geeignete Unterkunft zu finden. Deshalb haben die Eltern eine Postkartenaktion gestartet, um ihre Suche nach neuen Räumen im Stadtteil bekannt zu machen. Ein erster Erfolg: Ein ehemaliger Kindergartenvater hat sich sogar bereit erklärt, ein Häuschen zu kaufen und der Kinderstube günstig zu vermieten, es fehlt allerdings ein geeignetes Objekt. "Es wäre jammerschade", sagt Kita-Vorstand Gaby Laatz, "wenn dieses familiäre Betreuungskozept nun beendet würde."
Glücklich über die Entwicklung ist man im Kindergarten Burgunderweg, zu dem sich die beiden anderen Kitas zusammengeschlossen haben, nicht. "Um unser Überleben zu sichern, sind wir auf eine Erweiterung angewiesen", sagt Leiterin Sabrina Fischer. Sie könne sich aber vorstellen, der Kinderstube noch bis zum Ende des Kindergartenjahres den Aufenthalt in ihren Räumlichkeiten zu gewähren.