Rechtsanspruch ab August. Krippenausbau schneller als in vielen anderen Bundesländern
Hamburg. Der Krippenausbau geht in Hamburg schneller voran als von der Bundesregierung gefordert: Schon von August an, ein Jahr früher als vorgesehen, haben jetzt alle Eltern von zwei Jahre alten Kindern einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Garantiert werden mindestens fünf Stunden Betreuung inklusive Mittagessen in einer Kita oder bei einer Tagesmutter. Wer keinen Platz findet, kann ihn notfalls einklagen. Ob es tatsächlich ausreichend Kita-Kapazitäten gibt, ist umstritten. Auch in Hamburg betreuen viele Eltern ihren Nachwuchs bis drei Jahre lieber zu Hause.
"Der flächendeckende Ausbau der Krippenbetreuung verhilft besonders kleinen Kindern zu besseren Bildungschancen", sagt Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). "Langfristig ist dies der beste Weg, ein soziales Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern."
Ab August werden in Hamburg voraussichtlich 19 700 Kinder unter drei Jahren eine Krippe besuchen. Dies entspricht einer Betreuungsquote von fast 40 Prozent. Damit liegt Hamburg im Westen Deutschlands weit vorn. Das Krippenausbauprogramm der Bundesregierung verlangt von den Ländern eine Betreuungsquote der unter Dreijährigen von 35 Prozent bis zum Jahr 2013. Schon bisher gab es in Hamburg einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, wenn beide Eltern berufstätig sind. Ab kommendem Jahr wird die Kita-Garantie auf alle einjährigen Kinder ausgeweitet, unabhängig von einer Berufstätigkeit der Eltern. Der Senat rechnet damit, dass bis dahin rund 21 600 Kinder unter drei Jahren auch einen Betreuungsplatz haben. Das entspräche einer Quote von 43 Prozent.
Während etliche Kommunen und Gemeinden in Deutschland noch daran zweifeln, die vorgeschriebene Betreuungsquote von 35 Prozent im Jahr 2013 erreichen zu können, ist die Sozialbehörde zuversichtlich, die eigenen weit höher gesteckten Ziele auch zu erreichen. "Der Krippenausbau wurde mit großer Dynamik vollzogen. Diese hält unverändert an", sagt Nicole Serocka, Sprecherin der Sozialbehörde.
Kritischer sehen Kita-Träger den Krippenausbau. Christian Böhme vom Paritätischen Wohlfahrtsverband: "Der vorgezogene Rechtsanspruch für die Zweijährigen wird zu einer steigenden Nachfrage bei den Eltern führen. Ob ausreichend Plätze zur Verfügung stehen, wird sich zeigen." In Stadtteilen wie Eimsbüttel oder Eppendorf, in denen es bisher schon schwierig war, einen Kita-Platz zu ergattern, werde es auch ab August nicht leichter werden. Ein weiteres Problem: "Viele Träger verzweifeln bei der Suche nach Fachkräften." Der Senat müsse Strategien entwickeln, wie mehr Männer und Frauen für den Erzieherberuf gewonnen werden können.
In den vergangenen vier Jahren sind in Hamburg jährlich etwa 1500 weitere Krippenplätze eingerichtet worden. Für den Rechtsanspruch gibt die Stadt in diesem Jahr zusätzlich6,2 Millionen Euro und im Jahr 2013 weitere 8,7 Millionen Euro aus. Der Bund unterstützte die Stadt mit bisher 47,5 Millionen Euro, stellte zuletzt aber noch mehr Hilfen in Aussicht.