Bergedorf. 13,5 Millionen Euro sollen investiert werden. Doch weil Berlins Politik quasi lahmlegt ist, muss die Bahn teure Kredite aufnehmen.
Das Projekt Zukunftsbahnhof Bergedorf wirft buchstäblich seine Schatten voraus: Zwar werden ab sofort und vor allem von August 2025 bis zum Frühjahr 2026 stattliche 13,5 Millionen Euro in diverse Modernisierungen wie neue Aufzüge, Wetterschutz, neue Beleuchtung, Sitzgelegenheiten oder die Gestaltung der Fußgängerunterführung investiert. Doch die Umbauten sind Teil der fünf Milliarden Euro, die die beabsichtigte Generalsanierung der Bahn-Infrastruktur in ganz Deutschland kosten wird. Und die Freigabe dieses Prestigeprojekts der Ampel steckt derzeit fest im politischen Chaos nach dem Aus der Koalition in Berlin.
Ob der Knoten doch noch durchschlagen werden kann, wird sich am kommenden Mittwoch, 18. Dezember, zeigen. In der letzten Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestags: „Geht alles glatt, entscheiden wir dann im zweiten Anlauf endlich über die im Nachtragshaushalt für 2024 untergebrachte Leistungs- und Finanzierungsverordnung der Generalsanierung sowie deren Fortgeltung für 2025“, sagt Bergedorfs Bundestagsabgeordneter Metin Hakverdi (SPD), der Mitglied im Haushaltsausschuss ist.
Deutsche Bahn: Bahnhof Bergedorf – Finanzierung mit Fragezeichen
In dessen Sitzung Ende November war das Thema von der Tagesordnung geflogen. Die Folge: Um trotzdem bauen zu können, hat die Bahn sofort einen 2,7-Milliarden-Euro-Kredit aufgenommen. Bis zum positiven Votum in Berlin belastet der nun ihren Haushalt – „mit zwei Millionen Euro Zinsen pro Woche“, rechnet Ute Plambeck vor.
Die Konzernbevollmächtigte der Bahn für Norddeutschland traf sich am Dienstag mit Hakverdi zum Ortstermin auf dem Bergedorfer Bahnhof. Ebenfalls dabei war Michael Dominidiato, verantwortlicher Manager aller gut 90 Stationen in und um Hamburg: „Hier in Bergedorf haben wir auf dem S-Bahnsteig schon mit der Erneuerung des Belags begonnen. Aber die Sanierung wird noch weit umfangreicher, sobald die Fernbahngleise für die Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin von August 2025 bis voraussichtlich April 2026 komplett gesperrt sind.“
Wer sich angesichts dieser Ankündigung die Augen reibt, ist die Strecke doch schon seit August dieses Jahres wegen umfangreicher Bauarbeiten ständig für Tage oder Wochen dicht, wird von Dominidiato auf den aktuellen Stand gebracht: „Aktuell laufen nur Instandsetzungsarbeiten, die am 14. Dezember dann abgeschlossen sind.“ Anschließend herrsche gut acht Monate Arbeitspause, in der die Regionalzüge wieder ohne Ausfälle rollen und auch die derzeit über Stendal umgeleiteten ICE und Eurocity-Züge wieder verkehren.
Bahnhof Bergedorf: Neue Aufzüge zu den Bahnsteigen, neue künstlerische Optik im Fußgängertunnel
Diese Zeit wird für die Modernisierung der beiden Bergedorfer S-Bahnsteige genutzt. Sie erhalten neuen Belag, neue Sitzgelegenheiten und einen verbesserten Wetterschutz. Ab August wird das Gleiche dann auf dem Fernbahnsteig zwischen Gleis 1 und 2 passieren. „Zudem wechseln wir hier den Aufzug aus“, sagt Michael Dominidiato, der dann auch den Fußgängertunnel unter den Bahngleisen in Angriff nimmt: „Wir werden die beiden Rolltreppen hinunter zum Foyer am Ausgang Bergedorf austauschen, die Toiletten grundsanieren und die Fassaden sämtlicher Shops im Bahnhof modernisieren.“
Das gilt auch für die Wandgestaltung im gesamten Tunnel zwischen Bergedorf und Lohbrügge bis hinauf zu den Gleisen: „Die heutige Fliesenoptik ist ziemlich in die Jahre gekommen. Hier werden wir ein eigens für Bergedorf entworfenes Farb- und Motivkonzept umsetzen“, kündigt der Stationsmanager an. Konkret handelt es sich dabei um farbenfrohe Dartstellungen von Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Sternwarte oder Zollenspieker Fährhaus. Im Durchgang unter den Gleisen wandern die Menschen dann an der Boberger Dünenlandschaft entlang oder durch die Natur an der Dove-Elbe.
Zukunftsbahnhof Bergedorf: Rätselraten um geplantes zusätzliches Parkhaus
Unklar ist noch, wo genau das projektierte zusätzliche Parkhaus am Bergedorfer Bahnhof gebaut wird. „Bisher ist die Rede von der Bergedorfer Seite“, sagt Ute Plambeck. „Denkbar wäre aber auch, die Parkpalette am Lohbrügger Ausgang um weitere Stellplatzebenen aufzustocken und zu einem sogenannten Mobility-Hub zu machen, also mit Cafés, Shops oder Gewerbe im Erdgeschoss und den Parkplatzflächen darüber.“ Auch Fahrräder und E-Scooter sollen in dem Objekt unterkommen, das nicht von der Bahn gebaut oder betrieben werde.
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Während der Baustart des Mobility-Hubs noch offen ist und natürlich auch nicht Teil der 13,5-Millionen-Investition in den Bergedorfer Bahnhof sein wird, geht es dort auch nach dem April 2026 noch weiter: „Sobald die Fernbahngleise mit dem neunen Bergedorfer Bahnsteig fertig sind, tauschen wir auch die Aufzüge hinauf zur S-Bahn aus“, sagt Michael Dominidiato.
Gestrichen wird dagegen die ursprünglich angekündigte Verlängerung des Bergedorfer Fernbahnsteigs um bis zu 60 Meter. „Die technischen Vorplanungen haben ergeben, dass dieses Projekt wegen des baulichen Zustands im Umfeld der Station nicht umgesetzt werden kann“, heißt es dazu auf Nachfrage von der Bahn. Die von Bergedorfs Politik immer wieder geforderten ICE-Stopps an der Station sind dadurch aber nicht unmöglich, sagt die Konzernbevollmächtige Ute Plambeck. „Dafür ist der vorhandene Bahnsteig bereits lang genug.“ Ob Bergedorf zum ICE-Halt aufsteige, sei aber noch nicht entschieden.