Hamburg. Längerer Bahnsteig für moderne Züge, Mobility Hub, bequeme Sitze und mehr: Wird Sieben-Punkte-Plan schon bald umgesetzt?

Attraktiver, sauberer und barrierefrei soll er in Zukunft werden, der Bahnhof Bergedorf, der vom Gesamtbild her in die Jahre gekommen ist. Die Deutsche Bahn setzt aktuell das Vorhaben „Hochleistungsnetz bis 2030“ mit Vehemenz um, weil die Bahn bis zum nächsten Jahrzehnt für mehr Kunden interessant werden soll.

Dazu gehört, dass auch das „Reiseerlebnis“ an Bahnhöfen gesteigert wird. Nach den bereits seit Sommer 2024 laufenden Bauarbeiten auf der Strecke Hamburg-Berlin, eine der wichtigsten Städte-Direktverbindungen, könnte im Anschluss der Bergedorfer Bahnhof voraussichtlich ab Sommer 2025 grundsaniert werden.

Deutsche Bahn: Bergedorf soll Bahnhof der Zukunft bekommen

Erste Informationen zur Umgestaltung gab es nun im Fachausschuss für Verkehr und Inneres. Dort informierten Henry Benedict (Leiter Technik Portfolio Hamburg/Kiel DB InfraGO AG) und Daniel Möck (Stakeholdermanagement DB InfraGO AG) über Bauarbeiten und Generalsanierung. „Jahrzehntelang wurde zu wenig in die Bahnhofsinfrastruktur investiert, sodass deren Zustand in Kapazität und Qualität unzureichend ist“, heißt es von der Deutschen Bahn.

Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Bahnreisenden verdoppelt werden, und dafür werden neben modernen Zügen und Schieneninfrastruktur eben auch starke und zukunftsfähige Bahnhöfe benötigt – wie der in Bergedorf. Das vielleicht wichtigste Planungsbestandteil des Zukunftsbahnhofs ist die Verlängerung des Bahnsteigs.

Geplant ist auch Bike+Ride mit überdachten und sicheren Abstellplätzen

Dieser soll beidseitig um 30 Meter ausgebaut werden. Hintergrund: „Diese Verlängerung würde es möglich machen, dass mehr, modernere und längere Regionalzüge und ICE in Bergedorf anhalten würden“, so Benedict im Fachausschuss. Ob sich das dann auch tatsächlich mit einem Mehrangebot in zukünftigen Fahrplänen ausdrücken wird, sei allerdings noch zu spekulativ.

Weitere sichtbare und entscheidende Verbesserungen am hiesigen Bahnhof: Ein Mobility Hub für E-Scooter soll auf der Seite Weidenbaumsweg errichtet werden, um die sogenannte „Anschlussmobilität“ zu verbessern und zu flexibilisieren. Dazu passt, dass außerdem ein Fahrradparkplatz Bike+Ride mit überdachten und sicheren Abstellplätzen entsteht.

Bahnhof Bergedorf
Der Aufgang zu den Gleisen am Bergedorfer Bahnhof: Neue Fliesen und Wandfarben könnten mehr Lust auf die anstehende Zugreise verbreiten. © BGDZ | Johan Pillhofer

Zudem ist geplant, neue Wetterschutzhäuser auf den Bahnsteigen zu bauen oder diese zu erneuern. Überhaupt wird es ein Plus an Komfort geben, auch mit neuem, bequemen Sitzmobiliar sowohl am Gleis als auch in der Empfangshalle, neuen Toiletten und einem modernisierten Wegeleitsystem. Im Gebäude soll ein sogenanntes taktiles Leitsystem eingeführt werden.

Abgerundet wird das Ganze dann noch mit hellen, freundlichen und farbenfrohen Elementen: Die Deutsche Bahn denkt im Bergedorfer Bahnhof über eine neue Optik bei Wandfarben, Fliesen, Beleuchtungselementen und auch Grünflächen nach.

Oberziel der Bahn: Pünktlichkeit und Verlässlichkeit für Fahrgäste

Betont wird bei den Zukunftsbahnhöfen stets der Ansatz der Ganzheitlichkeit. Demnach werden Empfangsgebäude und Vorplatz als Gesamtpaket betrachtet und modernisiert. In der Vergangenheit gab es durchaus Grunderneuerungen von Bahnsteigen, Entrée und Umgebung des Bahnhofsgebäudes blieben jedoch unberührt. 25 Zukunftsbahnhöfe im gesamten Bundesgebiet gibt es bereits, unter anderem in Mölln, Schwerin Mitte oder Bad Oeynhausen. Weitere sollen folgen.

Realisiert werden könnte der Zukunftsbahnhof Bergedorf im Zeitraum von August 2025 bis April 2026, immer unter der Maßgabe „Hochleistungsnetz bis 2030“. Das mittlerweile recht marode Netz umfasst 9200 Streckenkilometer im gesamten Bundesgebiet, 4000 davon müssen generalsaniert, 4200 weitere instandgesetzt werden. Nur etwa 1000 Kilometer Schienenkilometer sind nach Angaben der Bahn in „gutem Zustand“. Mehr Pünktlichkeit und Verlässlichkeit zu erreichen, ist das Generalziel.

Bahnhof Bergedorf
Platz für bequeme Lehnmöbel wäre durchaus vorhanden: der Eingangsbereich des Bergedorfer Bahnhofs. © BGDZ | Johan Pillhofer

Vor dem Start der Sanierung des Bergedorfer Bahnhofs läuft bereits seit Mitte August 2024 auf der Strecke Hamburg-Berlin die Instandhaltung. Die deshalb aus Bahn-Sicht zwingend nötig ist, da die Schienen einer Dauerbelastung ausgesetzt sind. ICE und Co. sollen weiter mit voller Geschwindigkeit fahren können, das Schienensystem weniger störanfällig werden.

Dazu werden bis Jahresende im Abschnitt Hamburg-Rothenburgsort bis Büchen 90.000 Schwellen, etwa 60 Kilometer Gleise, über 90.000 Tonnen Schotter und 48 Weichen erneuert. Bis Ende September wurden bereits 17 Weichen umgebaut und 16 Kilometer Gleise angefasst – überwiegend im Gebiet rund um Bergedorf.

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Auf der Strecke Hamburg-Berlin fahren täglich 230 ICE-, Regional- und Güterzüge mit 30.000 Passagieren. Damit ist diese Verbindung nach Angaben der Deutschen Bahn Spitzenreiter unter den deutschen Städte-Direktverbindungen. Zurzeit gilt bis Ende des Jahres eine durchgehende nächtliche Vollsperrung, um das Lärmaufkommen zu reduzieren.

Noch bis zum 14. Dezember wird der Fernverkehr zwischen Hamburg und Berlin über Uelzen und Stendal umgeleitet, was eine Verlängerung der Fahrzeit um 45 Minuten bedeutet. Zum Fahrplanwechsel sollen die Bauarbeiten dann abgeschlossen sein.