Reitbrook. Jan-Hendrik Langeloh ist jetzt Chef von 279 Kameraden der Marschlande. Einsätze werden seltener für ihn. Dafür warten andere Aufgaben.
Die Bewerber für den Posten des Bereichsführers Marschlande der Freiwilligen Feuerwehr standen nicht Schlange: Neben Jan-Hendrik Langeloh hatte sich nur ein weiterer Feuerwehrmann zur Wahl gestellt. Langeloh wurde von den Wehrführern und ihren Vertretern aus dem Bereich Marschlande mit großer Mehrheit gewählt. Der 48-Jährige tritt nun in die Fußstapfen von Sebastian Struss (45), der sich 15 Jahre lang als Bereichsführer engagiert hat.
Langeweile dürfte bei dem 48-Jährigen so schnell nicht aufkommen: Langeloh ist als Mitbetreiber des Milchhofes Reitbrook beruflich stark eingebunden. Nun kümmert er sich auch um die Belange der acht Marschländer Wehren mit ihren 279 Einsatzkräften. Gleich in seiner ersten Woche als neuer Bereichsführer hatte er vier Abendtermine: die offizielle Übergabe des Amtes an ihn, die monatliche Runde der zwölf Hamburger Bereichsführer, die Wahl eines Wehrführers in Spadenland, die Langeloh durchzuführen hatte, und die Runde der Marschländer Wehrführer, die sich viermal im Jahr treffen.
Feuerwehr Hamburg: Neuer Bereichsführer ist mit dem Feuerwehr-Gen groß geworden
Hinzu kommt, dass Langeloh gerade zum Vorsitzenden des Bundesverbandes der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger gewählt worden ist. Dem Verband, der die politischen Interessen von spezialisierten Landwirten vertritt, gehören 43 Betriebe an. Fünf Jahre lang wird der Reitbrooker den Verband als Ehrenamtler nach außen hin repräsentieren, als Ansprechpartner für Behörden und Politik agieren. „Kommende Woche muss ich zu einer Anhörung im Landwirtschaftsministerium in Bonn“, sagt Langeloh. „Da geht es um Produktrecht, um Anpassungen an EU-Recht.“
Er habe seine neuen Ehrenämter natürlich erst nach einer Bedenkzeit und Rücksprache mit seiner Frau angenommen, betont der zweifache Vater. Schließlich habe er als Bereichsführer „unterm Strich einen größeren Zeitaufwand“. Den betreibe er vor allem für administrative Aufgaben. Denn die Zahl der Einsätze, zu denen Langeloh ausrücken muss, dürfte sinken: Als Bereichsführer ist er nur bei größeren Schadenslagen gefragt, bei denen mindestens zwei Wehren im Einsatz sind. „Man denkt dabei vor allem an eine ‚sich aufbauende Lage‘, eine sich tendenziell verschlimmernden Situation“, sagt er. Dies seien aber erfahrungsgemäß nur 20 bis 30 Einsätze im Jahr. „Im Einsatzgeschehen kann man nur wenige Lorbeeren gewinnen.“
Das Wohl der Kameraden ist einer der Schwerpunkte der Arbeit des Bereichsführers
Viel Zeit nehmen hingegen Formalitäten in Anspruch. Der Bereichsführer prüft etwa, ob die Voraussetzungen für ein neues Mitglied einer Einsatzabteilung tatsächlich erfüllt sind, ehrt verdiente Kameraden, arbeitet viel am Rechner.
Sich um das Wohl seiner Kameraden zu kümmern, ist einer der Tätigkeitsschwerpunkte des Wehrführers: Bei Suiziden, schweren Verletzungen von Kindern und anderen belastenden Einsätzen steht er in Kontakt mit den Wehrführern am Einsatzort. „Es geht darum herauszufinden, wie belastend die Situation für die Einsatzkräfte ist – und wie ihnen schnell und effektiv geholfen werden kann.“
Schon als Zwölfjähriger trat Langeloh in die Freiwillige Feuerwehr ein
Bis zur Wahl als Bereichsführer vor wenigen Tagen war der Marschländer Mitglied der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Reitbrook. Dort bekleidete er den Posten des Ersten Hauptbrandmeisters, der Nummer drei nach dem Wehrführer und dessen Vertreter. „Genau wie Sebastian Struss war auch ich jahrelang für meine Wehr als Bereichsausbilder tätig, zuständig für die Grundausbildung.“ Schon als Zwölfjähriger trat er in die Feuerwehr ein, in die Jugendwehr Hohendeich. „Als Erwachsener wechselte ich dann in die Reitbrooker Wehr.“
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Der Bereichsführer stammt aus einer Feuerwehrfamilie: Sein Vater Gerd (74) war lange Landesjugendfeuerwehrwart, Bruder Sönke (44) engagiert sich im Bereich Marschlande ebenfalls für den Feuerwehrnachwuchs. „Meine Familie ist vorbelastet“, sagt der 48-Jährige.
Der Marschländer wird für Besonnenheit und Kommunikationsfähigkeit geschätzt
Für Langeloh war die Wahl zum Chef der Marschländer Feuerwehren ein Sprung ins kalte Wasser. „Deshalb muss ich innerhalb von zwei Jahren auch zahlreiche Lehrgänge absolvieren und kurze Praktika machen.“ An der Feuerwehrakademie an der Bredowstraße wird es dann etwa um Stabsarbeit gehen, in der Einsatzzentrale der Hamburger Feuerwehr um die Koordinierung von Einsätzen.
Er sei vermutlich nicht wegen seiner bisherigen Qualifikationen als Feuerwehrmann für das Amt des Bereichsführers vorgeschlagen worden, vermutet Langeloh. Der Marschländer wird für sein besonnenes Auftreten und seine Kommunikationsfähigkeit geschätzt.
Marco Cholewa ist auch der Stellvertreter des neuen Bereichsführers Marschlande
Der neue Vertreter des Bereichsführers ist auch der alte: Marco Cholewa, Wehrführer in Moorfleet. Als Bereichsführer kann sich Langeloh nur noch einmal zur Wahl stellen: In sechs Jahren. Dann ist er 54 Jahre alt. Mit 60 Jahren scheiden Feuerwehrleute aus dem aktiven Dienst aus.