Altengamme. Auf dem Ponyhof von Daniela Bolze und Anna Schrade in Altengamme wird das Miteinander von Mensch und Tier groß geschrieben.
Daniela Bolze (66) betrieb mehr als 25 Jahre eine Reitschule für Kinder am Horster Damm. Inzwischen ist sie mit ihren Ponys am Altengammer Hauptdeich 24 ansässig. Unterstützt wird sie von der Psychologie-Studentin Anna Schrade (33), die sich auf dem Ponyhof als Übungsleiterin engagiert. Jetzt haben die beiden Frauen einen gemeinnützigen Verein gegründet: „‚Die Fellnasen & Co – mit Tieren wachsen“.
„Ich bringe Kompetenz bezüglich der Pferde mit. Anna sorgt als angehende Psychologin und Mutter von zwei Kindern für ganz andere Qualitäten beim Umgang mit den Kindern“, sagt „Fellnasen“-Initiatorin Daniela Bolze. Reiterlicher Drill sei nicht gefragt, vielmehr gehe es darum herauszufinden, was das Pferd braucht, um die Kommunikation zwischen Mensch und Tier. „Die Zweibeiner und Pferde können sich beim Miteinander unterstützen und gegenseitig Freude bereiten“, sagt Daniela Bolze. Die „Fellnasen“ seien ein Verein für tiergestützte Reitpädagogik, betonen die Frauen.
Bei den „Fellnasen“ am Altengammer Hauptdeich stehen Kind und Pony im Mittelpunkt
Daniela Bolze und Anna Schrade wohnen auf dem Hof Holunder, auf dem auch die Pferde leben. Das 6000 Quadratmeter große Gelände haben sie mit weiteren Erwachsenen erworben und weitere 6000 Quadratmeter gepachtet. Die Hofbewohner wollen generationsübergreifend, naturnah und ökologisch nachhaltig leben, wohnen und arbeiten. Die acht Ponys und ein Pferd im Alter von 13 bis 34 Jahren leben in einem großen Paddock, einem eingezäunten Auslauf mit Unterstand.
Die „Fellnasen“ locken vor allem Kinder, doch auch Erwachsene besuchen die Tiere. Sind sie nicht zu schwer, dürfen sie auf ihnen reiten. „Es passiert aber viel vom Boden aus. Die Besucher führen die Pferde, lernen den Umgang mit ihnen, füttern sie und kommunizieren mit ihnen“, sagt Daniela Bolze. Dabei würden gerade die jungen Gäste viel lernen: „Die Ausstrahlung ist wichtig. Es geht darum, sich gerade zu machen und sich den Raum nicht nehmen zu lassen“, sagt Anna Schrade. Dies sei eine Herausforderung, da die Pferde bis zu 500 Kilogramm schwere „Gesprächspartner“ seien.
Die jungen Besucher stellen sich ihren Ängsten und können Frustrationen abbauen
„Kinder können bei uns viel über den Umgang mit sich selbst lernen“, sagt die 33-Jährige. „Sie stellen sich Ängsten und können im Umgang mit den Tieren Frustrationen abbauen. Konzentrationsfähigkeit und Durchhaltevermögen werden gestärkt.“ Die „Fellnasen“-Kunden würden allerdings auch klassischen Reitunterricht erhalten, Grundzüge wie das richtige Sitzen lernen. Allerdings gebe es beim Erlernen der richtigen Balance und Feinmotorik niemals Leistungsdruck, betonen die Frauen. „Hier wird bedürfnisorientiert am Menschen und am Pferd gearbeitet“, sagt Daniela Bolze. Die gelernte Journalistin hat bereits ein Buch über die Kommunikation mit Pferden veröffentlicht.
„Manche Kinder sprechen kaum, sondern kommunizieren körperlich mit dem Pferd“, sagt Anna Schrade. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder hätten sich im Laufe der Jahrzehnte extrem verändert, betont Daniela Bolze. Kompetenzen, die im ganz normalen Umgang mit Pferden mitgebracht und entwickelt werden können, hätten stark an Bedeutung gewonnen.
Sechs Monate lang auf Island zusammen mit rund 100 Pferden gelebt
Daniela Bolze und Anna Schrade reiten beide seit ihrer Kindheit. Auf dem Hof Holunder leben sie zusammen mit ihren Pferden. „Sie sind für uns Familienmitglieder – und das spüren sie auch. Sie merken, dass sie hier wohlbehütet sind“, sagt die 66-Jährige. Ihrer Partnerin habe früher immer „das tiefere Eintauchen, das Verstehen der Tiere und die Möglichkeit, nicht nur zu reiten, sondern sich auf natürliche Weise mit den Tieren zu umgeben“ gefehlt. Das änderte sich dann auf Island, wo sie sechs Monate mit rund 100 Pferden lebte und arbeitete.
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Bei den „Fellnasen“ können die Kinder entscheiden, was sie gern machen möchten: Sei es Reiten, Geschicklichkeitsspiele mit den Pferden am Boden oder auch einfach nur auf dem Rücken der Vierbeiner liegen und sie spüren. Für die Fortgeschrittenen geht es auf dem Rücken der Ponys auch gern mal raus ins Gelände und in den nahen Bunkerwald. Neben Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Kursen rund ums und auf dem Pferd, bieten die „Fellnasen“ auch Kindergeburtstage, geführte Erlebnisspaziergänge und Kurse über Pferdesprache und -verhalten an.
Schüler- und Kita-Gruppen sind bei den „Fellnasen“ ebenfalls willkommen
Bei den „Ponytagen“ können die Kinder einige Stunden inmitten der Ponyherde leben und lernen. Auch Kitaausflüge sowie Schulprojekte sind möglich. Die „Fellnasen“ sind ein Non-Profit-Projekt. Einnahmen fließen im Wesentlichen in den Unterhalt der Tiere und des Hofes. Zwei Stunden Reitpädagogik pro Woche kosten 90 Euro im Monat. Unterrichtet werden Gruppen von maximal fünf Teilnehmern. Einzelunterricht wird ab 45 Euro pro Stunde angeboten. Kontakt und weitere Infos im Internet: www.fellnasenundco.com.