Hamburg. Von 800 Igeln, die in diesem Jahr in der Wildtierstation Looki abgegeben wurden, hatten 37 Prozent eine Schnittverletzung.
Ein nächtliches Fahrverbot von Mährobotern forderten jetzt gut 30 Ehrenamtliche vor dem Hamburger Rathaus: „In Köln und in Brandenburg gibt es bereits entsprechende Gesetze, bloß bei uns in Hamburg heißt es immer bloß, man müsse das juristisch prüfen“, ärgert sich Vanessa Haloui vom Bergedorfer Tierschutzverein Looki. Der Verein kann leider „richtig fiese Bilder“ dazu zeigen, denn in der Bergedorfer Wildtierstation werden nahezug täglich Igel abgegeben: „In diesem Jahr waren es über 800 Tiere, von denen 37 Prozent Schnittverletzungen hatten. Zwölf Prozent der verletzten Igel mussten vom Tierarzt erlöst werden.“
Als „Monster“ und „Gartenkiller“ bezeichnen die Tierschützer die Mähroboter: „Deren Hersteller müssten eigentlich fette Steuern bezahlen, das Geld sollte an die Wildtierstationen fließen“, so Haloui, die monatelang die Tiere versorgt, alle Boxen belegt hat. Dabei wollen sich viele Bergedorfer auch um das von der Deutschen Wildtierstiftung ernannte „Tier des Jahres 2024“ kümmern und haben sich auf die Warteliste für eine Adoption setzen lassen. Das gilt indes nur für Jungtiere, denn „erwachsene Tiere sind wie die Galapagos-Schildkröten und wollen immer zurück in ihr angestammtes Gebiet“, weiß Haloui.
Auch Bergedorfs Grüne wollen ein Verbot durchsetzen
Den Igelschutz haben sich auch Bergedorfs Grüne auf die Fahnen geschrieben und wollen nun in der Bezirksversammlung am 28. November einen entsprechenden Antrag stellen, bestätigt der umweltpolitische Sprecher Nils Potthast: „Wir müssen die Population in Bergedorf schützen und neben Privatgärten vielleicht auch mal drüber nachdenken, wie wir die öffentlichen Grünanlagen bewirtschaften. Auch da ließen sich spezielle Rückzugsorte schaffen“, meint der 29-Jährige und warnt zugleich vor Laubbläsern, von denen die Nager aus ihrem Winterschlaf geweckt werden. Seine Fraktionskollegin Jennifer Jasberg wolle das Thema zugleich in die Hamburgischen Bürgerschaft tragen, um zunächst ein nächtliches Mähroboter-Verbot in der Hansestadt voranzutreiben.
Vor gut zwei Wochen hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den westeuropäischen Igel erstmals in die internationale rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen. Sein Bestand sei in den vergangenen zehn Jahren um über 30 Prozent zurückgegangen. „Hauptgefährdungsursache ist der Mensch“, heißt es. Wer helfen möchte, kann im Garten für Laub- und Reisighaufen sorgen, auch findet der Stachelträger gern Unterschlupf bei großen Steinen und dichten Büschen.
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Zusätzlich gefüttert werden muss der Igel übrigens nicht: Nahrhafte Würmer, Larven, Käfer und Raupen findet er allein – und davon hoffentlich reichlich, bevor er in den Winterschlaf fällt.