Hamburg. Hamburger Naturfleisch GbR will Halle am Curslacker Deich umbauen und dort 1000 Rinder pro Jahr schlachten. Was dahinter steckt.

44 Landwirte aus den Vier- und Marschlanden und weitere Beteiligte wollen für Tiere möglichst stressfreie Schlachtungen ermöglichen und dafür ein Schlachthaus in Curslack einrichten. Der Bauvorantrag für den Umbau eines Bestandsgebäudes wurde bereits positiv beschieden. Wenn das Schlachthaus fertig ist, werden Transporte lebendiger Tiere vermieden: Das Schlachtvieh, vorerst nur Rinder, soll auf den Bauernhöfen betäubt und getötet und erst dann zu dem neuen Schlachthaus gebracht werden – teilmobile Schlachtung nennt sich das Verfahren. In einem Jahr sollen die ersten Rinder in Norddeutschlands erstem teilmobilen Schlachtbetrieb geschlachtet werden.

Am Curslacker Deich wollen die 44 Mitglieder der Hamburger Naturfleisch GbR eine leerstehende Halle, in der sich früher Gartenbaubedarf befand, umbauen. Zum Frühsommer soll mit dem Umbau begonnen werden, berichtet Landwirt und Lohnunternehmer Frederik „Freddy“ Schmoldt (46) aus Altengamme, eines der Mitglieder der Hamburger Naturfleisch GbR und auch aktiv in der neun Köpfe starken Planungsgruppe, die das Projekt vorantreibt. Schmoldt züchtet selbst Rinder, vermarktet deren Fleisch auch direkt.

Schlachthaus in Curslack: Der Baustart soll im Frühsommer sein

Als eine Antwort auf die Bauvoranfrage ausblieb, besuchte eine Delegation des Hamburger Bauernverbandes, dessen Vorstand Schmoldt angehört, im Frühjahr Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann und Baudezernent Lars Rosinski im Bergedorfer Bezirksamt, um das Projekt voranzutreiben. „Wir haben unser Vorhaben vorgestellt und verdeutlicht, dass wir kein riesiges Schlachtzentrum bauen wollen, sondern ein bäuerliches Schlachthaus“, sagt Schmoldt. „Es sind keine massenhaften Schlachtungen geplant. Wir wollen 1000 Rinder pro Jahr schlachten – so viele sind es in großen Schlachtzentren am Tag.“

Die Anfrage wurde positiv beschieden, nun soll der Bauantrag gestellt werden. Der Architekt der Gruppe arbeitet derzeit noch an den Plänen für den Umbau. „Die Hülle des Gebäudes bleibt bestehen. Wir integrieren ein Mobilsystem, speziell für Schlachtbetriebe entwickelte Module aus Stahl.“ Die Module umfassen einen Schlachtraum und zwei Kühlkammern. Ein Büro soll direkt in die etwa 700 Quadratmeter große Halle ohne Innenwände gebaut werden.

Bis zu zwei Millionen Euro wird die Gruppe in das neue Schlachthaus investieren

Das kurz zuvor getötete Vieh soll innerhalb von maximal 45 Minuten aus den Vier- und Marschlanden und Umgebung nach Curslack transportiert werden. „In unserer Gruppe sind auch Landwirte aus Wohldorf-Ohlstedt, Sülldorf und Rissen“, sagt Schmoldt. Der Standort sei ideal: mitten in den Vierlanden und nahe an der Autobahn 25. Der Schlachter, der mit an Bord ist, verfüge über einen speziellen Wagen für die teilmobile Schlachtung, berichtet Schmoldt.

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Die Mitglieder der GbR rechnen mit 1,5 bis zwei Millionen Euro für den Umbau der Halle und deren Einrichtung mit speziellen Maschinen, etwa zum Zerlegen der Tiere. Schmoldt: „Die sind alle aus Edelstahl und hochpreisig.“ Das Geld komme aus der Gruppe. Bei der Umweltbehörde wurde Fördergeld beantragt, „für den Aufbau einer regionalen Vermarktungsgesellschaft“. Die Antwort stehe noch aus. Aus der GbR soll eine GmbH werden. Der Transformationsprozess sei bereits gestartet worden.

Mitglieder der GbR suchen sich Nischen, wollen das Fleisch an Caterer und Kantinen verkaufen

Verkauft werden sollen ganze Rinder sowie Rinderhälften und -viertel an Großabnehmer wie Caterer und Kantinen. Einige Landwirte werden ihr Fleisch auch direkt vermarkten. „Wir müssen uns Nischen suchen, da wir keine großen Massen an Fleisch liefern können.“ Das Tierwohl stehe bei dem Projekt im Fokus – und das solle auch nach außen getragen werden: „Wir werden ein sehr gutes Produkt liefern, hochwertig und aus der Region“, sagt der 46-Jährige.