Hamburg. U-Boote, Hubschrauber und Meer: Tausende strömen zum Tag der offenen Tür. Was den Standort Eckernförde so bedeutsam macht.

Die Autos stauen sich die gesamte Eckernförder Nordküste entlang. Tausende strömen zum Tag der offenen Tür des Marinestützpunkts. Die Bundeswehr ist wieder „in“. Kein Wunder: Schiffe in allen Größen, U-Boote, Hubschrauber im Einsatz, all das lässt sich heute beobachten. Viele Familien zählen zu den Neugierigen, aber auch „Fans“: Männer, deren aktive Zeit oft schon Jahrzehnte zurückliegt, aber die stolz die Abkürzung ihrer früheren Einheit auf dem T-Shirt tragen.

Die Soldaten am Eingang bleiben trotz des unaufhörlichen Stroms der Menschenmassen gelassen und humorvoll. „Haben Sie Messer dabei? Waffen? Sprengstoff?“ „Nein“, antworte ich. „Aber da hätte ich auch wirklich dran denken können.“ „Oh, das macht nichts“, antwortet er mit einem Grinsen und winkt meine Tochter und mich durch. „Das kriegen Sie alles hier bei uns.“

Marinestützpunkt Eckernförde: U-Boote, Hubschrauber und Meer

Der Marinestützpunkt Eckernförde existiert seit 1957 und ist formal eine Außenstelle des Marinestützpunktkommandos Kiel. Doch tatsächlich ist es eines der wichtigsten Zentren der deutschen Marine. Denn Eckernförde ist der einzige deutsche Tiefwasserhafen an der Ostsee. Stolze 17,5 Meter geht es an der Außenmole, wo auch der Eckernförder Segelclub seine Heimat hat, nach unten. Das ist tief genug für große Schiffe und tief genug für U-Boote, die vor Eckernfördes Küste mit voller Geschwindigkeit operieren können. Sechs U-Boote hat die deutsche Marine zur Verfügung. Alle sechs sind hier in Eckernförde stationiert.

Bundeswehr, Eckernförde
Das Wehrforschungsschiff „Planet“, ein Katamaran, gehört zu den leisesten Überwasserschiffen der Welt. © Volker Gast | Volker Gast

Angetrieben werden die U-Boote U31 bis U36 von einem System, das auf Brennstoffzellen basiert und daher besonders leise ist. Der Clou: Der Antrieb ist von der Außenluft unabhängig und wandelt in einem unhörbaren Prozess Wasserstoff und Sauerstoff in Elektrizität um. So können die sechs U-Boote vier bis sechs Wochen ununterbrochen unter Wasser bleiben. Eines der Vorgängerboote, die U24, die von 1974 bis 2011 in Eckernförde stationiert war, schockte einmal die gesamte Nato, als sie sich im Jahr 2001 während einer Übung in der Karibik an den US-Flugzeugträger „Enterprise“ anschlich, ihn simuliert abschoss, noch ein Foto von dem Stahlkoloss durch das Angriffssehrohr machte und schließlich ohne Vorwarnung unmittelbar neben ihm auftauchte.

Die U-Boot-Flotte in Eckernförde soll weiter wachsen. Dafür wird der Stützpunkt erweitert

In den kommenden Jahren soll die deutsche U-Boot-Flotte nun auf acht Boote anwachsen. Dazu ist es aber auch notwendig, den gesamten Stützpunkt, an dem rund 3000 Menschen beschäftigt sind, auf etwa 3400 Dienstleistende zu erweitern. Da ist es gut, dass bereits 2014 die heutige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Zeit als Bundes-Verteidigungsministerin zu Besuch in Eckernförde war. Die siebenfache Mutter besah sich damals die maroden Unterkünfte, gruselte sich und brachte sofort ein Sanierungsprogramm auf den Weg, von dem die Kaserne profitierte.

Bundeswehr, Eckernförde
Eine Wand aus Metall: Das Messboot „Stollergrund“ dient zum Sichern und Bergen von Torpedos. © Volker Gast | Volker Gast

Weitere 260 Millionen Euro sollen nun in den kommenden Jahren in den Standort investiert werden. Eckernförde und die Bundeswehr sind seit Jahrzehnten untrennbar miteinander verbunden. Nicht nur die U-Boote zeichnen den Standort aus, auch die Forschung an Torpedos hat hier eine über 100 Jahre alte Tradition. Im Jahr 1913 entstand am gegenüberliegenden Ufer die erste Torpedoversuchsanstalt (TVA), damals noch aus Holz. 1935 folgte ein Betonbau, der nach dem Zweiten Weltkrieg von den Briten gesprengt und in den 1960er-Jahren von der Bundeswehr wieder aufgebaut wurde.

Das Wehrforschungsschiff „Planet“ spürt U-Boote durch Veränderungen im Wasser auf

Heute heißt die Anlage offiziell „Wehrtechnische Dienststelle 71“ (WTA 71), aber niemand außerhalb der Kasernentore in Eckernförde sagt das. Zur WTA 71, die rund 800 Mitarbeiter hat, gehört auch das Wehrforschungsschiff „Planet“, das am „Tag der offenen Tür“ ebenfalls vor Ort ist. Der mächtige Katamaran zählt zu den leisesten Überwasserschiffen der Welt und ist mit einer Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 Kilometer pro Stunde) das schnellste Wehrforschungsschiff der Nato. 

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Doch seine Zukunft ist wegen der hohen Kosten ungewiss. Die „Planet“ kann geringste Abweichungen bei Salzgehalt, Dichte und Strömung des Meeres feststellen, was Rückschlüsse auf die Anwesenheit von U-Booten zulässt. Die besondere Bauweise, die das Schiff wie auf Stelzen durchs Wasser fahren lässt, macht es unempfindlich gegen Seegang. Auf diesem Schiff wird niemand seekrank.

Heißer Ritt unter kreisenden Hubschraubern durch die aufgewühlte Ostsee

Das ist auf dem Einsatzschiff der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger schon ganz anders, auf dem wir zum Abschluss eines grandiosen Tages durch die aufgewühlte Ostsee toben und dabei munter durcheinander geworfen werden. Jetzt ist auch klar, warum das Tragen von Schwimmwesten hier Pflicht ist. Derweil kreisen zwei Hubschrauber am Himmel. Keine Frage: Bundeswehr ist „in“. Wir müssen im kommenden Sommer unbedingt wiederkommen!