Eckernförde. Überraschende Ankündigung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Norwegen kauft deutsche U-Boote, Marine rüstet auf.

Überraschung bei der "Sommertour" von Ursula von der Leyen mitten im Bundestagswahlkampf 2017: Der Marinestützpunkt Eckernförde wird ausgebaut. In den nächsten fünf bis sieben Jahren fließen 260 Millionen Euro in den Stützpunkt, außerdem werden die bisher mehr als 3000 Dienstposten um 400 aufgestockt. „Dieser Standort hat Zukunft“, sagte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei ihren überraschenden Ankündigungen am Dienstag in Eckernförde.

Gemeinsam mit ihrer norwegischen Amtskollegin Ine Marie Eriksen Søreide besuchte sie den Marinestützpunkt an der Ostsee. Die deutsche und die norwegische Marine wollen bei den U-Booten ihre strategische Partnerschaft ausbauen. Norwegen will vier U-Boote auf der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) bauen lassen, die deutsche Marine zwei weitere identische U-Boote. Die deutsche und die norwegische Marine wollen künftig unter anderem bei Training, Übungen und Instandhaltung der U-Boote kooperieren. Außerdem sollen gemeinsam Raketen für die Marine entwickelt werden.

Vier U-Boote für Norwegen für 4,3 Milliarden Euro

„Norwegen ist für uns der absolute Wunschpartner“, sagte von der Leyen. Auch Eriksen Søreide lobte die Kooperation mit Deutschland als wichtigstem Partner im Marinebereich. Es handele sich um eine „Win-Win-Situation“ und könne ein Beispiel sein für Kooperationen anderer Nato-Staaten. Im Juni hatte das norwegische Parlament die Anschaffung von vier neuen U-Booten gebilligt. Das Volumen liegt bei 41 Milliarden norwegischen Kronen (4,33 Mrd Euro).

Beide Ministerinnen informierten sich in Eckernförde über das U-Boot-Ausbildungszentrum der deutschen Marine. Dabei wurden unter anderem ein hochmoderner Simulator für die Ausbildung von U-Bootfahrern vorgestellt. Außerdem gingen die Politikerinnen an Bord eines U-Bootes der Klasse U212 A - diese Klasse soll die Basis für die gemeinsamen neuen U-Boote 212CD sein.

Deutsche Marine hat aktuell sechs U-Boote

Am Nachmittag besuchte die norwegische Ministerin gemeinsam mit dem norwegischen Botschafter die Werft TKMS in Kiel. Auf dem Programm standen laut TKMS neben einer Führung über die Werft auch ein Statusbericht zum gemeinsamen Beschaffungsvorhaben.

Beide Regierungen hatten Ende Juni 2017 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet und im Anschluss das Vergabeverfahren eingeleitet. „Wir analysieren aktuell die Anforderungen und werden im Anschluss an eine Konzeptphase im kommenden Jahr ein Angebot abgeben, sagte ein TKMS-Sprecher. Aktuell ist vorgesehen, bis Mitte 2019 die Vertragsverhandlungen abzuschließen.“ Entsprechend äußerte sich Eriksen Søreide.

Die neuen U-Boote für Norwegen sollen ab etwa 2025 und für die deutsche Marine etwa ab 2027 geliefert werden. Zurzeit hat die deutsche Marine insgesamt sechs U-Boote, Heimathafen des einzigen U-Bootgeschwaders ist Eckernförde. Von der Leyen unterstrich die Bedeutung des Marinestützpunktes, der eine ganze Bandbreite an militärischen Einheiten biete - vom U-Boot bis zum Schlauchboot, vom Kampfschwimmer bis zum Techniker.

Am Nachmittag setzte die Ministerin ihre Sommerreise zu Bundeswehrstandorten in ganz Deutschland fort und besuchte das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg. Dort führte sie Gespräche, besuchte unter anderem den „Raum der Stille“, ein für alle Konfessionen gedachter Platz der Andacht, und ließ sich einen Rettungswagen erklären.