Hamburg. Seit 2022 wird am neuen PK 43 in Lohbrügge gebaut. Nun ist die neue Wache fast fertig. Ein erster Blick hinter die Kulissen.
Es riecht wie in jedem neuen Zuhause: irgendwie unverbraucht, nach Farbe, frischem Putz und Plastikfolien. Nur dass hier am Ludwig-Rosenberg-Ring in Lohbrügge keine Sofas, Betten oder Kleiderschränke die noch leeren Räume füllen werden, sondern Schreibtische und Bürostühle: Das künftige Bergedorfer Polizeikommissariat 43 wird schon bald die Heimat von etwa 220 Polizisten sein.
Der Neubau – eigentlich ein großer Anbau an einen Teil des alten Kommissariates – ist fast fertiggestellt. Nachdem die Polizei Hamburg stets betont hatte, dass frühestens nach der arbeitsaufwendigen Fußball-Europameisterschaft Zeit für einen Umzug sein wird, ist dieser nun näher terminiert: Wohl Ende September werden die Bergedorfer Polizisten vom Übergangsstandort, der alten Handelsschule Wentorfer Straße, hierherziehen. Auf den charmanten Altbau folgt dann der Komfort einen hochmodernen Gebäudes.
Neubau der Polizei Bergedorf ist fast fertig, der Umzug ist terminiert
Die Fakten sind schnell erzählt: 24 Millionen Euro kostet dieser fünfgeschossige, halbrunde Neubau, der den Polizisten auf knapp 4770 Bruttogrundfläche nicht nur deutlich mehr Platz schenkt als an der alten Wache (1500 Quadratmeter plus), sondern auch ein spezielles Beleuchtungssystem mit Tageslichtsimulation, das die Nachtschichten erleichtert. Zudem modernen Lärmschutz, eine ausgeklügelte Raumplanung, einen großen Sportraum, eine moderne Küche und vieles mehr.
Es wird außerdem ein Open-Space-Konzept geben, neudeutsch für Großraumbüros. „Das ist das erste Mal, dass wir das als Polizei so umsetzen“, sagt Bergedorfs Polizeichef Jörg Biese. „Tatsächlich müssen wir aber auch erst mal sehen, wie tragfähig das ist“, ob also die Konzentration vielleicht doch leidet. „Überall, wo es datenschutzrechtlich relevant ist, haben wir aber Einzelbüros und eine gewisse Abgeschlossenheit, etwa bei der Kripo“, betont der Polizeioberrat. Und auch in den Großraumbüros gibt es „Denkboxen“, kleine separate Räume für ruhiges Arbeiten.
Beim Rundgang durch die neue Wache wird deutlich, dass versucht wurde, an alles zu denken: Der Eingangsbereich des neuen PK43 ist hell und freundlich und bietet neben mehreren Warteplätzen auch USB-Ladeanschlüsse sowie einen Extraraum für vertraulichere Gespräche. Neben dem Tresenbereich, an dem die Besucher empfangen werden, gibt es allerhand Technik und einen Raum für den Wachhabenden.
„Das hier ist die Einsatzzentrale. Hier läuft alles, was die Region betrifft, zusammen“, erklärt Biese. „Es ist das Kernstück, das Herz der Wache, und 24/7 besetzt.“ Angrenzend zum Tresen wurde ein teilweise verglaster Raum für Menschen geschaffen, die unter Beobachtung bleiben müssen, weil sie beispielsweise ausnüchtern. Durch den Bogen, den das Gebäude beschreibt, ist dieser Raum nur für die Polizisten, nicht aber die Besucher einsehbar.
Polizisten sind manchmal 14 oder 16 Stunden im Dienst
Wer leider länger bleiben muss, hat es von hier nicht weit: Sechs Einzelzellen sowie eine Sammelzelle gibt es im neuen Polizeikommissariat, sicher erreichbar auch durch den hinteren Eingang. Die Räume werden aktuell noch mal nachgebessert. Bauarbeiter wuseln durch die Zellen, weil der Putz nicht kratzfest war.
Im Bereich des Altbaus und des einstigen Eingangsbereiches ist nichts mehr wiedererkennen: Der Grundriss ist verändert, es gibt hier nun eine nagelneue und großzügige Küche sowie einen Ess- und einen kleinen Aufenthaltsraum. „Die Kollegen sind manchmal 14 oder 16 Stunden im Dienst. Da müssen wir natürlich auch Bereiche der Ruhe und Versorgung anbieten“, stellt Jörg Biese fest. Einfach mal ein paar Minuten Pause machen, schnell etwas kochen oder klönen: Das alles ist hier möglich.
Ein Treppenhaus, aber auch ein Aufzug führen von diesem unteren Bereich in die Obergeschosse. Hier befinden sich die Büros der Kripo, zudem die Großraumbüros der anderen Abteilungen. Auch die neue, hochmoderne Einsatzleitstelle ist in einer der oberen Etagen: „Das ist die Befehlsstelle für besondere Lagen auch mal über Bergedorf hinaus“, erklärt Polizeichef Jörg Biese und zeigt auf den neuen, noch unter Folie versteckten Arbeitstisch.
Die Befehlsstelle werde „bestimmt mehrmals im Monat genutzt werden“, prognostiziert er – etwa, um beim Stadtfest, bei Wutzrock oder anderen Veranstaltungen die Fäden zusammenzuführen. „Hier findet dann die Einsatzleitung statt.“
Auf dem Dach des PK43 gibt es eine moderne Solarthermieanlage
Viele weitere Finessen hat das neue Regionalkommissariat zu bieten, etwa den vollautomatischen Sonnenschutz vor den Fenstern. Da die Wache keine Klimaanlage hat, werden die Fenster je nach Sonneneinstrahlung automatisch abgedunkelt. Allerdings ist das auch manuell einstellbar – falls die Sonne doch lieber hereinscheinen soll.
Apropos Sonne: Bauherr Sprinkenhof GmbH hat auch eine moderne Solarthermieanlage auf dem Dach des PK43 realisiert. Dort gibt es außerdem eine 1000 Quadratmeter große Gründachfläche. Die Aluminiumfassade der Wache wurde größtenteils aus nachhaltigen Materialien produziert: Rund 80 Prozent recycelte Aluminiumprofile wurden in Bergedorf verbaut.
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Wie es sich nun wirklich in diesem künftigen Bergedorfer Polizeikommissariat 43 arbeitet, das werden die Polizisten aber voraussichtlich erst ab Spätsommer oder Herbst erfahren. Wohl Mitte September werde mit den Vorbereitungen für den Umzug begonnen, sagt Polizeioberkommissar Ronald Lorek, der Umzugsbeauftragte am PK43. Ernst werde es dann am 30. September und 1. Oktober: „Stand jetzt beginnt der Frühdienst am 30. September an der alten Wache – und der Spätdienst übernimmt im Neubau.“