Hamburg. Senat beschließt Masterplan für zwölf Magistralen in Hamburg. Aber: Bergedorfs Politiker wollen bei der Planung ein Wörtchen mitreden.

„Entwicklungspotenzial“ ist eindeutig das Lieblingswort aller 200 Architekten und Stadtplaner, die im August 2019 zum Internationalen Bauforum in den Deichtorhallen zusammenkamen, um über Hamburgs große Ein- und Ausfahrtstraßen zu diskutieren. Zwölf davon (mit insgesamt 160 Kilometern Länge) wurden unter die Lupe genommen, auch die M8, also jene Linie, die über die Amsinckstraße hinaus an Billstedt vorbei bis hinter Bergedorf zur schleswig-holsteinischen Grenze führt: die B5.

„Die Magistralen sind Stadteingang, erste Adresse, Quartierszentrum und zugleich Zäsur, Barrieren und Transitraum“, heißt es nun im „Masterplan Magistralen 2040+“, den der Senat Mitte Juli beschlossen hat. Gerade die B5 sei „oft abgetrennt, zurückgezogen und mit nur wenigen Querungen, sie wirke an vielen Stellen wie eine Autobahn“. Dabei lohne sich der Blick nach links und rechts: „Die Stadtteileingänge Billstedt, Boberg und Bergedorf brauchen mehr Aufmerksamkeit.“

B5: Weg vom Autobahn-Image – mehr Grün und eine Querung für die Bergedorfer Straße

Wie aber lässt sich die Barrierewirkung reduzieren, die Verkehrsführung für Rad- und Fußverkehr verbessern und wie die Quartiere näher zusammenbringen? Zugleich wollen die Stadtplaner die Infrastruktur effizienter nutzen und neue Flächen für Wohnen, Gewerbe und das öffentliche Leben gewinnen, fasst Daniel Posselt zusammen, der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde.

Magistrale B5
Die Bergedorfer Straße, so wie heute aussieht: Wer wagt sich hier herüber? Zumindest ortskundige Bergedorfer wissen um die Unterführung für Fußgänger. © bgz | bloomimages GmbH.

Die Zukunftsvisionen geben eine „Generationenaufgabe“ vor. Denn angesichts von wachsender Stadtbevölkerung, knappem Bauland und Flächenkonkurrenz steht vor allem die Verdichtung im Vordergrund. Die Stadtplaner sehen „ein hohes Potenzial für eine behutsame Nachverdichtung der bestehenden Stadtstrukturen, auch in zweiter und dritter Bebauungsreihe“. Was bedeutet das aber für Bergedorf?

Wenn auch mit dem sogenannten „Hamburger Maß“ durchaus „eine verträgliche Dichte und Höhe der Bebauung“ gemeint ist, so hatten Bergedorfs Bezirkspolitiker doch schon früh signalisiert, dass sie ein Wörtchen mitreden wollen: „Das Ideen-Labor mit den Workshops war total spannend, aber Bergedorfs Bezirksversammlung hat ein bisschen den Aufstand geprobt, weil wir uns nichts vom Senat vorschreiben lassen wollen“, sagt Sven Noetzel, der für die CDU im Stadtplanungsausschuss sitzt.

B5: CDU verspricht Eigentümern eine Planrechtänderung

Mit Blick auf die Holtenklinker Straße könne er sich durchaus vermehrt Wohnungsbau und ruhigere Hinterräume vorstellen: „Es geht nicht um sieben Geschosse. Aber wenn da ein Einfamilienhaus steht, könnte das Planrecht so geändert werden, dass auch drei bis vier Geschosse möglich wären, wenn der Eigentümer das will“, sagt der Christdemokrat und betont: „Wir wollen das im Bezirk selber machen und gucken uns in den nächsten fünf Jahren alle großen Straßen an.“ Dazu gehöre etwa auch die Wentorfer Straße, die Habermannstraße und der Reinbeker Redder.

B5: Bergedorfer SPD sieht Potenzial bei kleinen Flächen

Mit Blick auf den von den Hamburger Planern angedachten Grünstreifen vor dem neuen Körberhaus muss Noetzel indes schmunzeln: „Man darf bezweifeln, dass das der ganz große Wurf wäre. Unbedingt aber sollte der Bahnhofsvorplatz mit seinen jämmerlichen Bäumchen an der Seite aufgewertet werden.“

Ähnlich sieht Heinz Jarchow die Situation, der für die Bergedorfer SPD im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung sitzt, die das Thema zuletzt in ihrer Dezembersitzung auf der Tagesordnung gehabt habe: „Da wir ja schon vielfältige Entwicklungskonzepte für die Bergedorfer Innenstadt haben, soll auch die Planungshoheit für diese Modellräume im Bezirk bleiben.“

Stadtwerkstatt im „Grünen Bunker“ an der Feldstraße

Es müsse nicht immer die große Fläche sein, „auch nur 100 Quadratmeter können, samt Klimaanpassung, lebendig gestaltet werden“, wobei der Lokalpolitiker an Bäume und Bänke im öffentlichen Raum denkt – und sich eine baldige Begehung wünscht.

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Am 14. November wird eine Stadtwerkstatt im „Grünen Bunker“ an der Feldstraße interessierte Bürger näher informieren, wenn Fachleute über die Entwicklungsperspektiven entlang der Magistralen diskutieren und den beschlossenen Masterplan vorstellen. Beginn ist um 18 Uhr.