Hamburg. Bürgerpreis-Kandidatin Simone Vollstädt recherchiert, schreibt und referiert über das Landgebiet, organisiert Feste. Was sie antreibt.
Simone Vollstädt ist fest in den Marschlanden verwurzelt – und widmet der Geschichte dieser Region einen Großteil ihrer Zeit. Die 58-Jährige forscht immer wieder in Kirchenarchiven und in der Staatsbibliothek, hat viele Broschüren und Bücher über Land und Leute verfasst, widmet sich darin der Historie der Vereine und Höfe, der Kirche, den Gaststätten und Trachten. Die in Moorfleet aufgewachsene und seit 1993 in Ochsenwerder lebende Heimatforscherin engagiert sich auch in mehreren Initiativen und Vereinen in ihrem Dorf.
Als Mitglied des Kirchengemeinderates hat sie derzeit besonders viel zu tun: Simone Vollstädt kümmert sich maßgeblich mit um die Feierlichkeiten anlässlich des 350-jährigen Bestehens der Kirche St. Pankratius. Für ihr Engagement für ihre Heimat ist sie als Kandidatin für den Bürgerpreis Bergedorf nominiert, der von unserer Zeitung am 16. Oktober im Bergedorfer Rathaus vergeben wird.
Bürgerpreis Bergedorf: Hobbyhistorikerin engagiert sich für die Kultur der Marschlande
„Mir liegt viel am Erhalt und an der Förderung der einzigartigen Kultur der Marschlande“, sagt Simone Vollstädt. Ihr sei es wichtig, dass die Menschen miteinander in Kontakt kommen, „über Generationen hinweg, geschlechterübergreifend, Neubürger und Altbürger“, betont sie. Um ihre Ziele zu erreichen, tut sie einiges.
Simone Vollstädt ist im Vorstand des Heimatrings Ochsenwerder, einem Zusammenschluss aller rund 20 Vereine aus dem Dorf und weiterer interessierter Bürger. „Gegründet wurde der Heimatring in den 50er-Jahren, um Termine, etwa für große Feste, zu koordinieren“, sagt sie. Jetzt, wo es weniger Feste gibt, kümmert sich der Heimatring vornehmlich mit um die Organisation der Feierlichkeiten am Volkstrauertag. „Bei unseren Treffen im Schützenhaus, zu denen im Durchschnitt rund 50 Bürger erscheinen, geht es aber auch um allgemeine Themen, wie etwa den Sachstand bei der Erschließung von Baugebieten.“
Auf den Vorsitz in einem Verein sei sie nicht scharf, sagt Simone Vollstädt: „Ich bin nicht der Mensch, der auf Menschen zugeht, bin keine Rampensau.“ Sie spreche auch nicht gern spontan zu vielen Zuhörern, sei eher ein ruhiger Typ. Wenn sie zweimal im Jahr beim sogenannten Heimatgeschichtlichen Abend vor 50, 60 Besuchern über das historische Ochsenwerder referiert, sei das etwas anderes: „Dann bin ich gut vorbereitet.“
Der 58-Jährigen ist der Erhalt der gesamten Vier- und Marschlande wichtig
Für den in Ochsenwerder angesiedelten Verein „Unser Dorf erhalten“ organisiert sie als Vorstandsmitglied das Paschenfest rund um das Schützenhaus, damit kurz vor Ostern Kunsthandwerker ihre Schätze präsentieren können und es Spiel und Spaß für die Kinder aus dem Dorf gibt. Bis vor einigen Jahren stellte Simone Vollstädt auch den Weihnachtsmarkt in Rieges Gasthof auf die Beine.
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Bis zu seiner Auflösung engagierte sich die Marschländerin auch in „De Latücht“, dem Heimatverein der Vierländer. „Mir ist eben der Erhalt der gesamten Vier- und Marschlande wichtig“, sagt sie. De Latücht musste aufgelöst werden, weil sich kein Vorsitzender mehr fand.
Für das Kirchenjubiläum eine Ausstellung zur Geschichte des Gotteshauses
Im Kirchengemeinderat kümmert sich die Marschländerin auch um die redaktionellen Beiträge aus Ochsenwerder für den Gemeindebrief und die Internetseite. Für „Unser Dorf erhalten“ hilft sie beim Aktualisieren der sogenannten Ochsenwerder Mappe, einer Broschüre mit allen wichtigen Kontaktadressen für Ochsenwerder und umliegende Dörfer.
Mit ihren Vereinskameraden organisiert die umtriebige Frau, die ihr Geld im Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung verdient, auch die „Ochsenwerder Bürgerrunde“. Dort geht es um tagesaktuelle Themen, die von den Bürgern angesprochen werden, berichtet Simone Vollstädt – etwa Bauprojekte, Hochwasserschutz oder Windenergie. „Wir Vereinsmitglieder moderieren die Runden, geben den Bürgern Tipps, wo sie die richtigen Ansprechpartner finden, tragen ihre Anliegen in die Politik weiter“.
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Für das Kirchenjubiläum erstellte die Heimatforscherin eine Ausstellung zur Geschichte des Gotteshauses. Sie kann an jedem vierten Sonntag im Monat, 11 bis 16 Uhr, und bei den verschiedenen Feierlichkeiten betrachtet werden und ist auch als Broschüre erhältlich. Eine Übersicht über das Programm findet sich im Internet: kirche-ochsenwerder.de.
Im Urlaub stehen „Museumsbesuche auf der Tagesordnung“
Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Heimatforscherin und als Organisatorin von Festen „möchte ich der Gesellschaft etwas geben“, betont sie. Sie freue sich, wenn die Menschen aus dem Dorf zusammenkommen, „wenn Jung und Alt gemeinsam eine schöne Zeit haben“.
Ihr Interesse an Heimatgeschichte sei schon in Moorfleet, vor mehr als 30 Jahren, geweckt worden, verrät Simone Vollstädt, die in ihrer knappen, übriggebliebenen Freizeit gern Yogaübungen macht und liest, „Historisches und Krimis“. Den Besuch von Museen habe sie bereits als Kind spannend gefunden, wenn ihre Eltern mit ihr etwa die ehemalige Wikingersiedlung Haithabu nahe Schleswig besuchten. „Auch im Urlaub mit meinem Mann stehen Museumsbesuche auf der Tagesordnung.“
Bestseller-Autorin beim Schreiben des Buches „Marschlande“ geholfen
Simone Vollstädts guter Ruf als Marschlande-Expertin hat sich längst weit über die Grenzen der Region hinaus herumgesprochen. So bat die Autorin Jarka Kubsova sie darum, das Manuskript ihres Buches „Marschlande“ auf inhaltliche Korrektheit hin zu überprüfen. Das Buch wurde ein Bestseller, Simone Vollstädt wird darin dankend erwähnt. Dem Museum der Arbeit stand sie wiederum beratend zur Seite, als eine Ausstellung zu Handwerkern und Grünhökern (Gemüsehändlern) im Rieck-Haus auf die Beine gestellt wurde.