Hamburg. Unternehmen will Filialnetz deutlich ausdünnen und nennt konkrete Zahl. Wie die Chancen für den Standort Bergedorf stehen.
Es war in den vergangenen Jahren selten ruhig um die Postbank-Filiale an der Kurt-A.-Körber-Chaussee in Bergedorf: Mal funktionierten Automaten nicht, mal war entgegen der regulären Öffnungszeiten einfach geschlossen, dann plötzlich wurden keine Pakete mehr zur Abholung dorthin geliefert. Kunden waren zunehmend genervt von dem Standort, zu dem es allerdings bei Bankgeschäften wenig Alternativen gibt: Die nächsten Postbank-Filialen sind weit weg in Billstedt oder Geesthacht.
Dennoch könnte es sein, dass Kunden schon bald keine Wahl mehr haben. Auf Nachfrage hatte das Unternehmen Postbank bereits im Februar eingeräumt, dass die Zukunft in Bergedorf ungewiss sei: Die bundesweit etwa 550 Standorte sollten bis Mitte 2026 schrittweise auf rund 300 reduziert werden, Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen würden laufen, hieß es. Nun stehe der Abschluss dieser Gespräche kurz bevor: Etwa für Mitte Juni rechnet ein Postbank-Sprecher mit einem Ergebnis und damit auch mit einer Entscheidung über die Zukunft der Filiale in Bergedorf.
Post in Bergedorf sollte eigentlich in Neubau am alten Standort ziehen
Wie weit die Überlegungen bereits gediehen sind, legt ein anderes von ihm genanntes Detail nahe. Nunmehr sei nicht mehr von 300, „sondern wohl von 326 Filialen“ die Rede, die erhalten bleiben sollen. Eine sehr konkrete Zahl, die bedeuten könnte, dass bereits über jede Adresse gesprochen wurde.
Ob es Bergedorf trifft, kann nur spekuliert werden. Sicher ist: Der Standort hat Nachteile. Die Postbank sitzt hier schon lange in Containern, die eigentlich nur für den Übergang gedacht waren. 2016, als die Hauptpost an der Bergedorfer Straße aufgegeben wurde, um hier Platz für den Neubau des Bergedorfer Tors zu machen, waren Post und Postbank zunächst in die Container an der Kurt-A.-Körber-Chaussee/Sander Damm gezogen.
Postbank setzt auf Digitalisierung und dünnt Filialnetz aus
Der Wiedereinzug ins Bergedorfer Tor war eigentlich vertraglich beschlossene Sache. Bis die Deutsche Post 2022 einen Rückzieher machte. Es gebe in Bergedorf ja bereits genug Servicestellen für Pakete, Briefe und Co. Die Postbank – die auch Postdienstleistungen anbietet, aber zur Deutschen Bank gehört – bekräftigte damals, in Bergedorf zu bleiben und einen neuen Standort zu suchen. Doch es blieb beim Lippenbekenntnis und bei den Containern.
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Fakt ist, die Postbank will ihr Filialnetz ausdünnen, weil sie kaum noch Bedarf sieht. Durch die Digitalisierung sei schon länger „eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden“ zu beobachten, verstärkt noch durch die Pandemie. „Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, so die Auskunft im Februar. Die stationären Angebote seien weniger stark gefragt. Dem wolle die Postbank „noch stärker entsprechen und sich im wachsenden Bereich digitaler Bankdienstleistungen stärker positionieren“.