Bergedorf. Das Maß ist wohl voll: Statt Auskunft von einem Referenten zu diversen Problemen erhielten die Politiker einen kuriosen Robotertext.
Geöffnet oder nicht? Kunden von Postbank und Post in Bergedorf bleibt in der Regel nur der Ortstermin, um zu erfahren, ob sie den Dienstleistern gerade willkommen sind. Häufig wird mit Zetteln auf eingeschränkte Öffnungszeiten hingewiesen – die am nächsten Tag doch wieder hinfällig sind. Verärgerte die Kunden, lange Warteschlangen im Freien und ein Sicherheitsdienst, der den Zugang regelt, gehören zum Standard bei dem provisorischen Poststandort am Sander Damm neben der Jet-Tankstelle.
Der Ärger vieler Bergedorfer Postbank- und Postkunden hat längst die Politik erreicht, die mittlerweile zwei Anläufe gemacht hat, einen Referenten der Postbank in den Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verbraucherschutz zu bekommen – vergebens. Nun platzt den Politikern der Kragen: Sie wollen einen Ombudsmann und auch die Aufsichtsbehörde einschalten. Das ist die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahn in Bonn.
Bergedorf: Ärger über Postbank und Post reißt nicht ab
Wie er nun mehrfach gehört habe, schildert Bernd Capeletti (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, funktioniere manches gar nicht und einiges nur zulasten des allgemeinen Kundenservices. So zum Beispiel die Terminvergabe der Postbank, wie Capeletti zuletzt eine gute Bekannte berichtet habe: Sie wurde empfangen und hereingelassen, um dort ein Konto zu eröffnen. Draußen bleiben mussten derweil mehrere Wartende, die einfach nur ein Paket abholen oder ihre Briefe frankieren lassen wollten.
Dazu und zu weiteren Ärgernissen hätte der Ausschuss gern etwas von den Verantwortlichen direkt gehört. Doch die Postbank als Betreiberin des Containers lehnte es zweimal ab, einen Referenten zu schicken. Am 6. Juni beantwortete eine Mitarbeiterin des Beschwerdemanagements Privatkundenbank, dass „sie der Einladung nicht folgen“, jedoch alles tun werde, bei der durch einen hohen Krankenstand sehr gebeutelten Postbank-Filiale am Sander Damm weiterhin durch Umschichtung von anderen Standorten die Situation zu verbessern.
Beim zweiten Versuch indes klang die neuerliche Absage stark nach fehlgeleitetem Robotertext: „Sie möchten zu einem Konto eine Betreuung hinterlegen. Leider können wir ihren Auftrag per E-Mail nicht entgegennehmen“, heißt es dort kurioserweise.
Ombudsmann und Bundesnetzagentur sind neue Optionen
So bleibt die missliche Ist-Situation: „Der Kunde steht sich dort oftmals die Nase an der verschlossenen Tür platt“, weiß Bernd Capeletti, „die Schilderungen zeigen, dass die Personalsituation dort sehr prekär ist.“ Es müssten stets mindestens zwei Mitarbeiter vor Ort sein, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dass zuletzt aber Security-Leute eingesetzt wurden, um den Zugang zu regulieren, befremdet nicht nur Capeletti: „Bei anderen Banken haben wir so etwas nicht, nehmen es aber hier zur Kenntnis.“
Der Wirtschaftsausschuss diskutierte weitere Schritte des Vorgehens. Uwe Bauer (Die Linke) warf ein, inwieweit das Bezirksamt hier unterstützend eingreifen könne. Burkhard Stasik (SPD) schlug die Einbindung eines Ombudsmannes vor. Daraus entstand nun der Plan, dass das Verbraucherschutzamt sich auf die Suche nach diesem Schiedsmann machen soll. Dessen Aufgabe wird es sein, eine Beschwerdestelle bei der Deutschen Post AG respektive der Postbank zu identifizieren. Gleichfalls wird, um den Druck auf die Post zu erhöhen, der Weg zur Bundesnetzagentur gesucht. Diesen Vorschlag hatte Joachim Schöfer aus der Fraktionsgeschäftsführung der Grünen formuliert, „wenn unsere Bergedorfer Post ihren Dienstleistungen für den Kunden nicht nachkommt“.
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Grundsätzlich bekennen sich Deutsche Post und Postbank durchaus zum zentral in Bergedorf gelegenen Container-Standort. An die alte Adresse, Bergedorfer Straße 100, wo nun das Bergedorfer Tor fast fertig gebaut ist, wollen sie nicht zurückkehren. Dies hatte eine Anfrage der CDU ans Bezirksamt ergeben.
Einen grundsätzlichen Wunsch äußert aber Capelettis Pateikollegin Stephanie Pelch vor allem für diejenigen, die ihre Post- und Bankaufträge nicht online erledigen wollen: „Diese Filiale muss so weiterbestehen, dass sie für alle Postbankdienstleistungen personell aufgerüstet wird.“ Ein Postbanksprecher hatte genau diese Verstärkungen auf Anfrage der Redaktion im Mai 2023 generell für Hamburg angekündigt.