Hamburg. Die Online-Anzeige bei Immonet hatte offenbar Erfolg. Das Bezirksamt Bergedorf bestätigt: Es gibt einen Mietinteressenten.
Erst sechs Wochen ist es her, da war die Anzeige bei Immonet zu finden: Ein „Gebäude am Waldrand mit 24 Appartements“ könne in Bergedorf gemietet werden, in „schöner Einzellage“ kurz vor der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein, so der Anzeigentext. Kosten: 9500 Euro im Monat. Bergedorfer ahnten schnell, welche Immobilie gemeint war: das seit 20 Jahren leerstehende Waldschloss – allerdings mehr Ruine als Schloss. Oft schon hatte der Eigentümer eine Vermietung angekündigt. Dann jedoch passierte stets: nichts.
Doch nun scheint sich tatsächlich etwas zu tun. Auf Anfrage bestätigt das Bezirksamt Bergedorf, dass es einen Interessenten gibt und dass das Bauamt entsprechend involviert ist. Oder, wie es in schönstem Behördensprech heißt: Der Bezirk stehe „in gutem Austausch zum Thema Waldschloss“ und könne „den Prozess im Rahmen einer Bauberatung mit einem potenziellen Interessenten konstruktiv unterstützen“.
Mietinteressent fürs leerstehende Waldschloss in Bergedorf
Das ist schon mal deutlich mehr als sonst, denn bisher musste der Bezirk Kontakt mit dem Eigentümer oder Mietinteressenten meist verneinen. Was hier genau geplant ist, darf der Bezirk indes nicht verraten. Und auch der Eigentümer selbst, ein unter den Namen Alsterterrain und Elbterrain firmierendes Unternehmen, gibt sich eher zugeknöpft. Vor allem, da die Zeitung stets nur „skandalisierend“ berichte und so die Vermietungsarbeit erschwere, wie es in einer E-Mail heißt. So viel aber teilt das Unternehmen dann doch mit: Womöglich werde das Waldschloss „bis zum Ende des Jahres seine vorherige Nutzung wieder aufnehmen“. Das würde bedeuten, dass es als Unterkunft genutzt wird, etwa als Hotel.
Es habe mehrere Interessenten für das Gebäude gegeben, allerdings teilweise „Glücksritter, die als Mieter nicht ernsthaft in Betracht kommen konnten“, so das Unternehmen weiter. Es gebe aber auch ernstzunehmende Anfragen, wie den aktuellen Kandidaten. „Erfreulicherweise soll sich das Bauamt zu den Plänen unseres möglichen künftigen Mieters durchaus positiv gezeigt haben“, informiert Alsterterrain/Elbterrain weiter.
Alternativ habe man auch mit der Standortplanung der Stabsstelle für Flüchtlinge der Stadt Hamburg gesprochen, sodass „nicht ausgeschlossen ist, dass wir die Stadt Hamburg als Mieter gewinnen“. Vielleicht werde es also „in den nächsten Wochen oder Monaten“ ein Mietvertragsabschluss zustande kommen. Die Sozialbehörde gibt allerdings auf Nachfrage an, aktuell „keine Planungen“ fürs Waldschloss zu haben.
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Das Gebäude an der Wentorfer Straße kurz vor der Landesgrenze ist seit jeher von gewissen Geheimnissen umgeben. Früher stand hier ein gleichnamiges Lokal namens Waldschloss, das bei tanzwütigen Jugendlichen aus dem gesamten Umkreis sehr beliebt war: An den Wochenenden zog es Hunderte zum Tanzen hierher – bis ein Feuer das Gebäude zerstörte. 1974 vermeldete unsere Zeitung dann, dass ein anonymer Hamburger Kaufmann namens „Herr R.“ hier ein neues Gebäude errichten wolle, wiederum eine Gaststätte und Diskothek. Es wurde jedoch das „Hotel Waldschloß“ daraus, das später den Hotelbetrieb einstellte und zur Asylbewerberunterkunft wurde. 2003 zogen auch die Geflüchteten aus. Seitdem steht die Immobilie leer.