Hamburg. Bei einem Feuer war der Dachstuhl des Gebäudes an der Kurt-A.-Körber-Chaussee eingestürzt. Nun folgt der Abbruch – ohne Genehmigung?

Nach einem Feuer im Juli 2023 stand das Bergedorfer Hotel Heckkaten (Kurt-A.-Körber-Chaussee 114/116) monatelang als Brandruine leer. Jetzt ist vor dem historischen Gebäude ein Bauzaun zu sehen, Dach und Mauerwerk sind bereits teilweise abgetragen. Nach Aussage des zuständigen Abbruchunternehmers gegenüber der Bergedorfer Zeitung wird das Gebäude vollständig abgerissen. Ein Umstand, der im Bezirksamt für Irritationen sorgt. Denn laut Sprecher Lennart Hellmessen liegt der Behörde kein Abrissantrag vor.

Bereits vor zwei Wochen hatten laut dem Unternehmer erste Arbeiten begonnen, jetzt wartet das Team darauf, dass die Stromleitungen abgestellt werden, bevor der Bagger anrücken kann. Mitarbeiter des Bezirksamts hatten die Brandruine in dieser Zeit von außen in Augenschein genommen, aber noch keine Hinweise auf den Abriss festgestellt. Nach Aussage von Bezirkssprecher Hellmessen wird nun erneut geprüft, ob das ehemalige Hotel dem Erdboden gleichgemacht wird – und ob dabei alles mit rechten Dingen zugeht.

Immobilien Bergedorf: Hotel Heckkaten wird abgerissen – ohne Genehmigung?

Der bisherige Eigentümer Abdolreza Emanipour war bis Donnerstag nicht für ein Statement zu erreichen. Auch seine Pläne für die Zeit nach einem möglichen Abriss sind daher noch offen. Laut Bezirk ist auf dem Grundstück prinzipiell eine Wohnbebauung oder auch der Bau eines neuen Hotels möglich.

Das Haus war am 3. Juli 2023 in Brand geraten. Gegen 13.45 Uhr bemerkten damals mehrere Anwohner das Feuer und alarmierten die Feuerwehr. Das Hotel stand zum Glück zu diesem Zeitpunkt leer. Als die Rettungskräfte eintrafen, stand das Dach bereits vollständig in Flammen.

Hotel Heckkaten Bergedorf: 50 Feuerwehrleute bekämpften Brand im Juli 2023

50 Feuerwehrleute bekämpften den Brand und löschten das Feuer mithilfe einer Drehleiter von außen und innen. Sie konnten aber nicht verhindern, dass der Dachstuhl schließlich einstürzte – auch weil die auf dem Dach montierte Photovoltaikanlage die Löscharbeiten behinderte. Die Kollektoren konnten damals nicht schnell genug abgebaut werden, sodass die Dachbalken schließlich auch unter ihrer Last zusammenbrachen.

So sah das Gasthaus Heckkaten um das Jahr 1920 aus.
So sah das Gasthaus Heckkaten um das Jahr 1920 aus. © Kultur und Geschichtskontor Bergedorf | Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf

Nach Angaben der Betreiber war das Hotel zuletzt 2009 renoviert worden. Das Gebäude an der Ecke Kurt-A.-Körber-Chaussee/Heckkaten stammt nach Ansicht von Geerd Dahms, Bausachverständiger und Mitglied des Bergedorfer Geschichtskontors, aus dem späten 19. Jahrhundert. „Es handelt sich aber auch archäologisch um ein hochinteressantes Gebiet“, betont Dahms.

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In dem Gebiet um das heutige Hotel befand sich im 17. Jahrhundert die Heckkater Schanze, eine Befestigungsanlage, auf der noch bis zum Jahr 1932 ein Wachhäuschen stand, das im Kriegsfall von Soldaten bemannt werden konnte. 1686 griff der Herzog von Lüneburg-Celle Hamburg mit 2000 Reitern und Fußsoldaten an. Nachdem die Truppen das Bergedorfer Schloss erobert hatten, zogen sie in Richtung Hamburg. Am 29. Januar attackierten 600 Lüneburger einen Trupp von 250 Hamburgern, die sich am Heckkaten zum Gefecht stellten. Erst nachdem insgesamt 153 Tote zu beklagen waren, ergaben sich die Hamburger.

Der Dachstuhl stürzte nach dem Feuer im Juli 2023 teilweise ein.
Der Dachstuhl stürzte nach dem Feuer im Juli 2023 teilweise ein. © Johannes Kramer | Johannes Kramer

Das Wachhäuschen stand noch bis in die 1930er-Jahre an dieser Stelle, nebenan war das heutige Hotel gebaut worden. „Es war ein beliebtes Ausflugslokal mit bekannten Gartenanlagen“, sagt Geerd Dahms. Bis heute sind Postkarten erhalten, auf denen für den Besuch des Gasthauses Heckkaten geworben wird.